Fion Brüning-Wessels fegt die Piazza, den Vorplatz der Kulturfabrik Kampnagel. Dabei darf er kein Steinchen und keine Glasscherbe übersehen, denn gleich werden hier Künstler im Rahmen der Performance „This ist not normal“ ihre Kleidung und ihre Schuhe abstreifen. Fion Brüning-Wessels lernt Veranstaltungskaufmann mit Schwerpunkt auf künstlerische Produktion. Das bedeutet, zu seinen Aufgaben gehört alles, was nötig ist, um eine erfolgreiche Veranstaltung zu gewährleisten.

Er kümmert sich um Requisiten, Anträge und Genehmigungen, Catering und – ganz besonders – darum, dass sich die Künstler auf Kampnagel wohlfühlen. „Egal worum es geht, ich stehe als Ansprechpartner parat“, sagt der 21-Jährige. Gerade diese Vielfalt gefällt ihm an seinem Beruf, auch wenn es manchmal anspruchsvoll und hektisch werden kann. Verläuft nicht alles nach Wunsch, kann der Ton schon mal rauer werden. „Das darf man nicht persönlich nehmen. Einfach weglächeln“, sagt Telse Wohlgehagen, Ausbilderin für Veranstaltungskaufleute und schon gut 15 Jahre im Künstlerischen Betriebsbüro auf Kampnagel tätig. Improvisationstalent und ein großes Maß an Flexibilität sollten angehende Veranstaltungskaufleute unbedingt mitbringen.

Und das, obwohl es sich um einen vorwiegend kaufmännischen Beruf handelt. „Das Verhältnis liegt etwa bei 40 Prozent mitten im Geschehen und 60 Prozent Schreibtischarbeit“, erklärt Brüning-Wessels. Wegen der internationalen Kontakte, die auch über seinen Schreibtisch gehen, seien auch Sprachkenntnisse ausgesprochen wichtig. „Englisch und Deutsch hält sich in meinem Alltag tatsächlich die Waage.“ Das eigenständige Arbeiten war ein Grund, warum sich Fion für Kampnagel als Arbeitgeber entschieden hat. Einen ersten Eindruck bekam er durch einen Minijob neben der Schule als Einlasskraft. „Da habe ich die Produktionsleiter gelöchert, wie hier die Ausbildung aussieht. Als ich dann in die Ausbildung gestartet bin, bekam ich tatsächlich schon früh Budget-Verantwortung“, erzählt Fion, der inzwischen ins dritte Ausbildungsjahr gestartet ist.

Ein Händchen für Zahlen braucht er in seinem Beruf somit auch. Kosten kalkulieren und Preise einholen sind klassische Aufgaben für Veranstaltungskaufleute. Nur, dass dann eben nach der Beschaffung die Betreuung folgt. „Für ein Theaterstück brauchten wir Hühner – und die wiederum einen artgerechten Stall“, sagt Fion. Zudem musste der Auftritt den Tierschutzbestimmungen genügen, was wieder um bedeutete, das Veterinäramt war eingebunden. Und nach Abschluss des Programms musste ein neues Heim für die Hühner gefunden werden. Für ihren Transport war Fion zuständig. „Die Fahrt im Umzugskarton auf der Rückbank im Auto fanden die beiden gar nicht lustig. Ich hätte nicht gedacht, dass Hühner so laut sind. Und gut riechen tun sie auch nicht gerade“, sagt er und lacht.

Wer sich im Beruf Veranstaltungskaufleute für den Schwerpunkt künstlerische Produktion entscheidet – Veranstaltungskaufleute arbeiten auch in Kongresszentren, Event- und Werbeagenturen, Messegesellschaften oder Agenturen für Sportveranstaltungen –, sollte keine Berührungsängste mitbringen, rät Wohlgehagen. „In einem internationalen Produktionshaus wie Kampnagel kümmern sich die Veranstaltungskaufleute um viele unterschiedliche Projekte, die immer wieder neue Herangehensweisen erfordern. Sie haben täglich mit ganz verschiedenen Menschen zu tun, manchmal auch mit Tieren oder mit Kunstblut.“ YVONNE SCHELLER
 

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