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Kraftfahrzeugmechatroniker bringen die Energie- und Verkehrswende auf die Spur

Kraftfahrzeugmechatroniker beim VHH in Bergedorf: Die Fehlersuche ist sein Beruf

Alexander von Stemm ist angehender Kraftfahrzeugmechatroniker beim VHH in Bergedorf. FOTO: STEPHAN WALLOCHA

Bis in die 2030er-Jahre soll die Flotte der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) komplett elektrifiziert sein – viel zu tun für Alexander von Stemm. Der 19-Jährige hat sich für die Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker mit Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik entschieden. Er hätte als Schwerpunkt auch Karosserie-, Motorrad- oder Personenkraftwagentechnik wählen können, aber: „Mich hat die Kombination aus Mechanik und Elektronik gereizt.“

Während von Stemm also beim Reifenwechsel noch ganz klassisch einen Schraubenschlüssel braucht, geht er Fehlermeldungen wie „Bremsstörung“ in einem der VHH-Elektro- und Hybridbusse mit einem elektronischen Diagnosegerät nach. Das Herz eines Elektrofahrzeugs ist die Hochvoltbatterie, die wiederum über das Batteriemanagementsystem, gesteuert wird. Das überwacht kontinuierlich die verschiedenen Akkuzellen der Batterie, stellt sicher, dass die Temperatur der Batterie-Zellen im Soll liegt, und gleicht etwaige Spannungsschwankungen während des Ladens aus.

Zu von Stemms Aufgaben gehört es, sicherzustellen, dass dieses System stets fehlerfrei funktioniert. Dazu lernt er Fehlerspeicher auszulesen, elektrische und elektronische Messwerte sowie Drücke, Temperaturen und Längen zu erfassen und mit Solldaten zu vergleichen oder Hochvoltkomponenten instand zu setzen sowie auszutauschen. Die eigenständige Arbeit „unter Strom“ ist bei der VHH allerdings erst mit Sicherheitsstufe 3 erlaubt. „Das darf ich erst, wenn ich die Ausbildung bestanden habe“, so von Stemm, der gerade ins dritte Ausbildungsjahr gestartet ist. „Sicherheit ist bei uns oberstes Gebot. Bei den Hochvoltsystemen reden wir von einer Spannung von 600 bis 800 Volt.“ Auch deshalb ist ein erfolgreicher Seh- und Hörtest eine Voraussetzung für den Beruf. „Wir arbeiten mit gefährlichen Stoffen. Wenn irgendwo eine Leitung undicht ist, hört man das – und sollte es auch hören. Orange gekennzeichnete Kabel sind Hochvolt-Leitungen und diese sollte man möglichst nicht mit den anderen Kabeln verwechseln“, sagt von Stemm. Doch natürlich sind nicht alle Arbeitsbereiche gefährlich. Ölwechsel bei konventionellen Dieselbussen, das Austauschen aufgeschlitzter Sitzpolster oder das Reparieren schadhafter Antriebskomponenten sind alltägliche Aufgaben in der Bergedorfer Werkstatt, denn die Auszubildenden betreuen die gesamte Busflotte. Also auch die herkömmlichen 12- und 18-Meter-Standardbusse mit Verbrennungsmotor. Auch ein Verständnis für Zahlen und die Bereitschaft zu Genauigkeit und Sorgfalt sind gefragt. „Beim Messen und prüfen von Systemen arbeiten wir im Mikrobereich.“

Ist die Arbeit an den Elektrobussen komplexer als die an Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren? „Nicht komplexer, einfach anders“, findet von Stemm. Auf jeden Fall ist die Arbeit sauberer. Kraftfahrzeugmechatroniker mit Fokus auf Elektrofahrzeuge machen sich weniger die Hände schmutzig. Vor allem aber ist der Beruf ausgesprochen zukunftsorientiert. Elektromobilität gilt als Schlüssel der Energiewende im Verkehr. Und der nächste Innovationsschritt ist das autonome Fahren. „Das ist auf jeden Fall langfristig in Sicht“, bestätigt Pressesprecherin Christina Sluga. Kleinere Shuttlebusse sind aktuell schon im Praxistest. Etwa im Rahmen der Mobilitätsprojekte für den ITS-Weltkongress im Oktober, bei dem sich alles um intelligente Verkehrssysteme dreht. Von September bis Oktober soll ein autonom fahrender Shuttlebus „on demand“ zwölf Passagiere durch Bergedorf transportieren. Noch allerdings ist ein professioneller VHH-Fahrer mit an Bord.

Und wie könnte von Stemms eigene Zukunft aussehen? „Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Danach bietet die VHH Absolventen in der Regel einen Jahresvertrag zur Orientierung an und um weitere Berufserfahrung zu sammeln“, erklärt Sluga. „Dieses Angebot würde ich auf jeden Fall gern annehmen“, sagt von Stemm. „Und später könnte ich mir eine Weiterbildung vorstellen, zum Servicetechniker, Teamleiter, Prüfdienst oder Werkstattleiter.“ YVONNE SCHELLER
 

Job-Info

Ausbildungsdauer: 3,5 Jahre
Voraussetzungen: Mittlerer Schulabschluss, Seh- und Hörtest, Spaß an Hightech, IT, Elektrik und Elektronik, handwerkliches Geschick, Teamfähigkeit, Zuverlässigkeit, Genauigkeit
Ausbildungsentgelt: bei der VHH im ersten Jahr 960 Euro, im zweiten Jahr 1004 und im dritten Jahr 1059 Euro
Einstiegsgehalt: bei der VHH 2537 Euro
Weiterbildungsmöglichkeiten: Meisterausbildung oder staatlich geprüfter Techniker
Weitere Infos: www.vhh.de


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