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Mit einer Fortbildung zum geprüften Berufstaucher ein Hobby zum Beruf gemacht

Traumjob unter Wasser

Hannes Schempp absolviert eine zweijährige Fortbildung zum Berufstaucher. STEPHAN WALLOCHA

Quirlige Fischschwärme, bunte Korallenfelder, kristallklares Wasser:Thailand ist ein wahres Paradies für Taucher. Das kann man von der Hamburger Elbe nun wirklich nicht behaupten. Hier ist das Wasser kalt, statt majestätischer Mantarochen tummeln sich Stint, Aal und Flunder im Flussbett. Und doch steigt Hannes Schempp hier immer wieder gern ins trübe Nass: „Klar, die Sicht unter Wasser ist mit etwa null bis zehn Zentimetern echt schlecht. Aber am Ende fühle ich mich überall unter Wasser pudelwohl“, sagt er und grinst.

Der 29-Jährige macht eine Fortbildung zum geprüften deutschen Berufstaucher. Seit November 2021 ist er Jungtaucher bei der Hamburger Firma Hansataucher. 200 Tauchstunden hat er seitdem in norddeutschen Gewässern absolviert. Verliebt ins Tauchen hat er sich tatsächlich in Thailand. „Ich bin nach dem Abi durch Australien und Südostasien gereist. In Thailand war ich dann das erste Mal tauchen. Da wusste ich: Ich will nichts anderes mehr machen – vor allem keinen Bürojob“, so Schempp. Mehrere Jahre arbeitete der gebürtige Schwabe als Tauchlehrer, brachte Hunderten Touristen das Tauchen bei. „Das ist unheimlich erfüllend. Aber es ist halt eher ein Unterwasserspaziergang. Da haben mir irgendwann die Herausforderungen gefehlt“, sagt Schempp.

Die hat er bei den Hansatauchern nun zuhauf. Kein Einsatz gleicht dem anderen. „Von Hindernisbergungen über Inspektionen und Reparaturen an Schiffen bis hin zur Kontrolle von Betonagen in der Baugrube für die neue U-Bahn-Linie 4 ist alles dabei“, sagt Schempp. Besonders spannend findet er Einsätze in Offshore-Windparks. An seinen ersten Job für die Hansataucher kann er sich noch gut erinnern: „Da bin ich echt ins kalte Wasser geschmissen worden. Ich sollte einen riesigen Schiffspropeller polieren. Ich war zwei Stunden tauchen und danach fix und fertig.“Denn der Trockentauchanzug isoliert zwar gut, ist aber schwer: „Allein der Helm wiegt 14 Kilogramm. Insgesamt liegt die Ausrüstung wohl bei so 40 Kilo“, schätzt Schempp.

Vor allem das Ein- und Aussteigen sei sehr schwer, eine Grundfitness ist Voraussetzung für einen Berufstaucher. Einmal im Jahr wird beim Betriebsarzt außerdem die Tauchtauglichkeit überprüft. Was beim Tauchen im Körper passiert, lernt Schempp an der Wirtschaftsakademie Kiel, einem Bildungsträger der Industrie- und Handelskammer. „Der Job ist geistig und körperlich fordernd. Das gefällt mir,“ sagt Schempp. Die theoretische Ausbildung beinhaltet vier Fachlehrgänge: Grundlagen, Medizin, Unterwasserschweißen und Anwendungskenntnisse. Die wichtigste Vorschrift für deutsche Berufstaucher ist DGUV 40 und bedeutet: „Unter erschwerten Bedingungen – und die haben wir eigentlich immer – muss eine Tauchergruppe aus vier Personen bestehen: einem Taucher, einem Rettungstaucher, dem Tauchereieinsatzleiter und dem Signalmann. Der kümmert sich um die Schlauchleine, die am Helm befestigt ist: Darin befinden sich die Luftzufuhr und die Leitungen für Kamera und Licht“, erklärt er. Der Fokus liegt dabei immer auf dem Taucher unten: „Dem soll es gut gehen, da werden alle Wünsche erfüllt.“

Wichtig zu wissen ist, dass geprüfter Berufstaucher ein Weiterbildungsberuf ist. „Man braucht vorher eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein fertiges Bachelorstudium.“ Schempp hat Umweltwissenschaften studiert. „Ich hatte mal mit dem Gedanken gespielt, Forschungstaucher zu werden“, sagt er. Gelandet ist er dann aber bei den Hansatauchern – zum Glück, wie er findet. „Ich habe endlich meinen Traumjob gefunden.“ Und dort schlummern noch viele weitere Herausforderungen, sagt Hannes Schempp: „Wir sind auch im Bereich Kampfmittelbergung tätig. Dafür die Zusatzausbildung zu machen fände ich auch ganz spannend – mal wieder etwas Neues.“ SABRINA JUNGE

Job - Info

Voraussetzungen: eine bereits abgeschlossene Ausbildung oder Bachelorstudium, robuste Gesundheit, technisches Verständnis
Ausbildungsdauer: 2 Jahre
Einstiegsgehalt: etwa 2500 Euro brutto sowie Tauchzulagen. Jede Stunde unter Wasser wird doppeltes Gehalt berechnet.
Perspektiven: gut
Weiterbildungsmöglichkeiten: Lehrgänge von Wasserbau bis Sprengtechnik, Studium oder der Schritt in die Selbstständigkeit z. B. als Golfballtaucher
Weitere Infos: berufenet.arbeitsagentur.de


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