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Wie werden Medikamente am Lebensende eingesetzt?

Ein Blick in das Palliativköfferchen: Hamburger Palliativmediziner Dr. Markus Faust klärt über Palliativmedikamente auf!

Dr. Markus Faust rät, sich vom behandelnden Arzt den Einsatz der Palliativmedikamente erklären zu lassen Foto: Umsorgt wohnen

HAMBURG Wenn der Palliativmediziner kommt, werden Todesmedikamente verabreicht und der Patient stirbt schneller. „Das ist komplett falsch“, erklärt der Palliativmediziner Dr. Markus Faust. Eine kleine Medikamentenkunde zu dem, was das Lebensende erleichtert, ist hilfreich, damit im Sterbefall die richtigen Entscheidungen getroffen werden können.

Opioide – wie etwa Morphin – werden als Schmerzmittel eingesetzt, helfen aber auch bei Atemnot und Angstzuständen. Symptome, die eng miteinander zusammenhängen. Das Ziel ist eine Linderung, das Leben wird dadurch nicht verkürzt. Trotzdem kann genau das passieren, erklärt der Anästhesist, Palliativmediziner und Vorstandsmitglied im Landesverband Hospiz- und Palliativarbeit Hamburg e. V.: „Wenn ein Patient starke Schmerzen hat, werden Botenstoffe wie Adrenalin produziert. Der Körper steht dadurch unter starkem Stress und versucht, auf natürlichem Weg dagegen anzukämpfen. Werden Opioide gegeben, kann es passieren, dass der Patient schneller stirbt – jedoch nicht aufgrund der Medikamente, sondern weil die Schmerzen nachlassen, der Stresshormonspiegel sinkt und der Organismus entspannt.“

Es ist eine Frage der Dosierung. „Es gibt Tumorpatienten, die nur eine geringe Dosierung haben möchten, um ihnen einen Großteil ihrer Beschwerden zu nehmen. Sie möchten jedoch wach bleiben und vielleicht noch ein paar Schritte gehen. Den verbleibenden geringeren Schmerz nehmen sie in Kauf. Andere sind so voller Angst und schlechter Gedanken, dass sie komplett von ihren Beschwerden befreit werden möchten – auch wenn sie dadurch vermehrt müde sind oder viel schlafen.“ Darüber haben Patienten oder deren Angehörige eine Entscheidung zu treffen. „Lassen Sie sich die Wirkung der eingesetzten Medikamente und die Dosierung erklären“, rät Dr. Faust, der die Palliativstation in der Asklepios Klinik St. Georg leitet. (jm)


Pflege selbst übernehmen?

HAMBURG Vier von fünf Pflegebedürftigen werden zu Hause versorgt, das sind 3,3 Millionen Menschen in Deutschland. Manche von ihnen brauchen nur Unterstützung bei alltäglichen Aufgaben wie Kochen oder Einkaufen, oft müssen Angehörige jedoch komplett einspringen und sich auch um die finanziellen Angelegenheiten kümmern, Pflegedienste organisieren oder Hilfsmittel beantragen. Die Verbraucherzentrale unterstützt mit der neuen Auflage ihres Ratgebers „Pflege zu Hause“ beim ehrlichen Fakten-Check, ob sich Pflege zu Hause ins Leben integrieren lässt. Die aktualisierte Auflage des Buches ist erhältlich für 16,90 Euro im Infozentrum der Verbraucherzentrale an der Kirchenallee 22 sowie online unter www.vzhh.de (wb)

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