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Die Entwicklung auf den Friedhöfen Reinbek und Neuschönningstedt zeigt: Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, die letzten Ruhestätten ihrer verstorbenen Angehörigen von Friedhofsgärtnern pflegen zu lassen

Pflegefreie Grabstätten auf den Friedhöfen Reinbek und Neuschönningstedt

Friedhofsleiterin Annegret Habel zwischen den als Grabmale dienenden Eichen-Stelen bei den Baumgräbern auf dem Friedhof Reinbek Foto: Rahel Magerstädt

Das Interesse an pflegefreien Grabstätten nimmt zu – bei Sarggräbern und bei den immer häufiger bevorzugten Urnengrabstätten“, sagt Annegret Habel, Landschaftsplanerin und Leiterin der Friedhöfe Reinbek und Neuschönningstedt. „Pflegefrei“ bedeutet: Die Angehörigen müssen sich nicht um die Grabpflege kümmern, das übernehmen professionelle Friedhofsgärtner für sie. Diese pflegen die Grabstätte für die Zeit der gesetzlich festgelegten Ruhefrist (bei Urnenbeisetzungen sind das 20 Jahre, bei Sargbestattungen 25 Jahre). Zu ihren Aufgaben gehören das Entfernen von Unkraut, das Beschneiden von Pflanzen und Hecken sowie das Gießen. „Die Angehörigen müssen sich also keine Sorgen machen, was die Pflege einer Grabstätte betrifft. Gerade wenn sie wenig Zeit haben oder nicht in der Nähe des Friedhofs wohnen, kann es eine große Entlastung für sie sein, wenn sie eine Friedhofsgärtnerei mit dieser Arbeit beauftragen“, erklärt Annegret Habel.

Rosengärten für pflegefreie Grabstätten neu angelegt

Um dem seit Jahren wachsenden Bedarf an pflegefreien Gräbern gerecht zu werden, richtet die Verwaltung der Friedhöfe Reinbek und Neuschönningstedt seit Längerem ganze Areale speziell für solche Ruhestätten her. So ist in diesem Jahr nach drei Jahren Planungsarbeit und sechsmonatiger Bauzeit ein neuer Rosengarten auf dem Friedhof in Reinbek fertiggestellt worden. Er wurde im Januar in der Nähe des Eingangs Theodor-Storm-Straße eingeweiht. Auf seinen 350 Quadratmetern Fläche hat man in eine Sandsteinmauer eingefasste Hochbeete angelegt. Für die Gestaltung haben sich die Planer von einem mehr als 70 Jahre alten Konzept inspirieren lassen. Wie Annegret Habel erzählt: „Bei Recherchen im Archiv wurde ein Friedhofsplan aus dem Jahr 1948 entdeckt, der eine damals angedachte, aber nie umgesetzte Friedhofserweiterung zeigt. Die danach vorgesehene streng geometrische Form wurde etwas abgewandelt übernommen.“

Seit der Einweihung sind die Rosen und Stauden bereits kräftig gewachsen, in ihrer ersten Blütezeit erstrahlten die Blumenköniginnen in leuchtendem Gelb und die Salvien und Polsterstauden schmückten sich mit einem satten Violett. Zum Verweilen gibt es etliche Bänke innerhalb und in unmittelbarer Nähe des Rosengartens.

„Einige Beisetzungen und Reservierungen hat es hier bereits gegeben, sodass man erste Grabmale in Form von liegenden und stehenden Steinen sehen kann“, so die Friedhofsleiterin. Pro Grabstätte können zwei Urnen beigesetzt werden. Die Pflege während der 20-jährigen Ruhefrist übernimmt die Friedhofsgärtnerei Reinbek.
  

Pflegefreie Grabstätten im neu angelegten Rosengarten in Reinbek Foto: A. Habel
Pflegefreie Grabstätten im neu angelegten Rosengarten in Reinbek Foto: A. Habel

Letzte Ruhestätte unter alten Bäumen

Ein weiterer Bereich mit pflegefreien Gräbern befindet sich im historischen Teil des Friedhofs Reinbek. Er wurde für Menschen hergerichtet, die gemäß ihrem eigenen Willen oder dem ihrer Angehörigen ihre letzte Ruhestätte unter einem Baum finden sollen. Auf den Freiflächen am Fuß alter Buchen haben die FriedhofsgärtnerInnen waldrandtypische Blumen, Gräser und Stauden ausgebracht. In einigen Bereichen können Steckvasen und Kerzen aufgestellt werden. Zudem wurden zwei Stelen-Elemente aus Eiche als zentrale Grabmale in die Anlage integriert. Dort werden die Namen der Verstorbenen auf kleinen Bronzetafeln in der Form von Buchenblättern verzeichnet. Auch hier können pro Grabstätte bis zu zwei Urnen beigesetzt werden. Und der zweite Platz wird gleichfalls nach der ersten Beisetzung kostenlos freigehalten.

Naturbelassene Eichenstelen stehen für Vergänglichkeit

Auch auf dem Waldfriedhof Neuschönningstedt können Urnen unter Bäumen beigesetzt werden, hier sind es alte Kiefern. Eine Grabstätte ist wieder für zwei Urnenbeisetzungen vorgesehen. Aufgrund der stetig gewachsenen Nachfrage nach Baumbestattungen wurde die aus pflegefreien Grabstätten bestehende Anlage mittlerweile um sechs, jeweils paarweise angeordnete Eichenstelen, die als Grabmale dienen, erweitert. Die aus Baumstämmen geschnittenen Stelen sind bewusst naturbelassen, um den Waldcharakter zu betonen. „Die natürlichen Veränderungen des Holzes im Laufe der Jahre symbolisieren die Vergänglichkeit. Lediglich die vorderen Ansichtsflächen sind glatt geschliffen, damit die Namen der Verstorbenen auf Bronzeschildern in Form von Efeublättern angebracht werden können“, erklärt Friedhofsleiterin Habel. Direkt vor den Stelen können Blumensträuße und Kerzen zum Gedenken in Baumstümpfe, die als Steckvasenelemente fungieren, gestellt werden.

Ein weiteres Areal mit pflegefreien Urnengrabstätten auf dem Waldfriedhof ist der Heidegarten. mh
   

Über die Reinbeker Friedhöfe

Der Alt-Reinbeker Friedhof an der Klosterbergenstraße, der zu den schönsten Park- und Grünanlagen in Reinbek zählt, besteht in diesem Jahr seit 130 Jahren. Im Laufe der Jahrzehnte wurde seine Fläche deutlich vergrößert – von 0,75 Hektar im Jahre 1890 bis zehn Hektar heute. Viele alteingesessene Reinbeker Familien haben hier ihre Grabstätte. Zurzeit gibt es mehr als 8500 Gräber auf dem Friedhof.

Der zwei Hektar große Waldfriedhof im Reinbeker Ortsteil Neuschönningstedt wurde Mitte der 1970er-Jahre von der Stadt Reinbek angelegt. Er zeichnet sich durch waldartige Zonen und Rhododendren-Haine aus. Hier findet man klassische Erdgrabstätten neben Urnengräbern in Heidelandschaften und Baumgräber inmitten von Gruppen alter Kiefern.

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