Jobs bei Hamburger Ausbildungsbetrieben: Bewerbung auf den letzten Drücker
Eigentlich ist die Deadline ja längst überschritten: Berufsausbildungen beginnen in der Regel am 1. August oder 1. September. Bewerben sollten sich Schulabgänger aber schon ein halbes Jahr vorher und nicht erst, wenn sie ihr Abschlusszeugnis in Händen halten. Aber was, wenn man noch immer keinen Ausbildungsplatz gefunden oder nur Absagen kassiert hat? Was, wenn man sich erst im September kurzfristig entschließt, eine Lehre zu beginnen? „Tatsächlich bilden einige Unternehmen auch noch zum 1. Oktober aus“, weiß Helmut Suchrow, Berufsberater bei der Arbeitsagentur Hamburg.
Wer zum Beispiel auf der Seite jobboerse.de der Arbeitsagentur stöbert, findet noch freie Stellen, darunter allein fünf Ausbildungsplätze zum Kaufmann im Einzelhandel bei Deichmann, etwa in der City, in Barmbek und in Schenefeld. Auch das Azubi-Portal azubiyo listet Oktober-Ausbildungen, etwa zum Kaufmann für Digitalisierungsmanagement bei der Linienreederei MSC. Beim Hamburger Klinikbetreiber Asklepios ist sogar noch am 1. November der Start einer Ausbildung zum Pflegefachmann/-frau möglich. Das Unternehmen stellt jährlich rund450 neue Azubis ein. „Man kann sich bei uns auch kurzfristig bewerben“, sagt Bianca Hasse vom Asklepios-eigenen Bildungszentrum für Gesundheitsberufe (BZG). Dort findet auch die berufsschulische Ausbildung statt. „Wir kooperieren außerdem mit dem Studentenwerk und können Azubis günstige Unterkünfte vermitteln.“ Die Ausbildung dauert drei Jahre, inklusive Übernahmegarantie. Start ist an drei Terminen: 1. April, 15. August oder eben am 1. November.
Theoretisch sind sogar noch spätere Einstellungstermine möglich. „Jeder Betrieb kann ausbilden, wann er will“, so Christiane Engelhardt, Sprecherin der Handwerkskammer Hamburg. „Grundsätzlich hat jeder Auszubildende Anspruch auf einen Berufsschulplatz – auch wenn er erst im November anfängt.“ Sehr-spät-Einsteiger sollten dann aber die notwendige Vorqualifikation für eine verkürzte Lehrzeit mitbringen, rät Engelhardt. Doch warum werden eigentlich so viele freie Stellen nicht vergeben? „Oft fehlt das Matching, also die Übereinstimmung zwischen der Qualifikation des Bewerbers oder der Bewerberin und dem Anforderungsprofil der Unternehmen“, erklärt Berufsberater Suchrow. Größere Firmen nutzen sogar spezielle Programme, die sämtliche Bewerbungen, die nicht passen, aussortieren. „Da reicht schon eine schlechte Mathe-Note, und man fällt durchs Sieb“, sagt Helmut Suchrow. In jedem Fall empfiehlt der Job-Experte einen Bewerbungscheck mit einem Coach der Arbeitsagentur, um das Anschreiben zu optimieren. Dabei wird nicht nur an Sprache und Formulierung gefeilt, sondern auch versucht, die Kompetenzen des Kandidaten stärker hervorzuheben. „Die Bewerbung muss in sich schlüssig sein. Das ist leider oft nicht der Fall.“ Er empfiehlt ausdrücklich, direkt Kontakt zu den Unternehmen aufzunehmen – insbesondere bei kleineren und mittleren Betrieben. „Mit einem guten persönlichen Eindruck kann man auch die eine oder andere Schwäche im Abschlusszeugnis wettmachen.“
Und wenn es nicht klappt? „Dann muss man nicht gleich in Panik geraten, sondern sollte sich schon jetzt für den 1. Februar 2022 bewerben“, so Suchrow. Die Zeit bis dahin lasse sich dann sinnvoll nutzen – etwa für ein Praktikum. „Das macht sich im Übrigen auch gut im Lebenslauf.“
Im Handwerk ist es ohnehin üblich, dass potenzielle Auszubildende erst mal ein paar Wochen zur Probe in dem Betrieb mitmachen. GUNTHER MEYN