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Stapesplastik hilft bei Schwerhörigkeit

Wenn der Schall nicht durchkommt, hilft ein Hörgerät allein nicht weiter: Dr. Eduard Meyers Mittelohr-Implantat

Fotos: Asklepios, Shutterstock/Pixsooz

Schwerhörigkeit ist auch bei jüngeren Patienten weit verbreitet. Die Omnipräsenz der Werbung für Hörgeräte suggeriert Hilfe für alle. Doch in vielen Fällen hilft eine Operation mit geringem Aufwand besser, wie etwa die so genannte Stapesplastik. Prof. Dr. med. Eduard Meyer, Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde an der Asklepios Klinik St. Georg, erläutert im Hamburger Ärztemagazin die Vorzüge des Eingriffs.

Was genau ist eine Stapesplastik?

Darunter verstehen wir ein kleines Implantat, mit dem wir im Mittelohr eines der drei Gehörknöchelchen ersetzen, und zwar den so genannten Steigbügel.

Wie können Sie Patienten damit helfen?

Hammer, Amboss und Steigbügel bilden so etwas wie eine bewegliche Kette vom Trommelfell bis zum Innenohr. Wenn der Ansatz des Steigbügels am Innenohr verknöchert, wird der Schall nicht mehr so gut geleitet. Es setzt, meist ganz langsam, eine Schwerhörigkeit ein. Denn die Knochen reiben aneinander und verändern sich. Das wollen wir verhindern.

Also ist das eine Art Sklerose, bei der der Knochen sich langsam verändert?

Ja, wir nennen diese Krankheit Otosklerose. Die Ursachen kennen wir nicht genau. Aber wie andere Knochen, so können auch die Gehörknöchelchen verkalken. Oft wird so etwas vererbt, meist von der mütterlichen Seite. Was wir auch beobachten, ist, dass es jüngere Frauen in oder nach einer Schwangerschaft betrifft. Generell erkranken Frauen häufiger als Männer daran, so dass eine genetische oder auch hormonelle Ursache sehr wahrscheinlich ist.
 

Dr. med. Eduard Meyer, Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde an der Asklepios Klinik St. Georg
Dr. med. Eduard Meyer, Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde an der Asklepios Klinik St. Georg

Wie lässt sich die Otosklerose genau diagnostizieren?

Durch spezielle Hörtests und eine Computertomographie des Felsenbeins. Nicht alle HNO-Ärzte vor Ort haben diese Apparaturen, aber wenn sie den Verdacht auf Otosklerose haben, dann schicken sie die Patienten in entsprechende Praxen oder auch Kliniken wie unsere und andere. Oft wird die Otosklerose nicht gleich festgestellt. Aber spätestens, wenn zwei HNO-Ärzte unabhängig voneinander den Verdacht haben, sollte man in diese Richtung denken.

Schwerhörigkeit kann viele Ursachen haben. Für wie viele Patienten ist eine Stapesplastik geeignet?

Wenn ich auf unsere rund 800 Ohr-Operationen im Jahr blicke, dann sind rund 10 bis 15 Prozent davon Operationen, in denen wir eine Stapesplastik setzen. Also nicht wenig.
 

Was für einen Aufwand bedeutet das?

Das ist eine Standard-OP, die auch von den gesetzlichen Kassen bezahlt wird. Die Operation dauert etwa eine Stunde in Vollnarkose. Wir ersetzen dabei den Steigbügel durch das Implantat, etwa in einer Größe von 4,5 Millimetern Länge. Eine sichtbare Narbe gibt es nicht, und nach wenigen Tagen können die Patienten nach Hause gehen. Nach sechs Wochen ist alles ganz abgeheilt. In dieser Zeit darf man nicht fliegen.

Wird das Hörvermögen so vollständig wieder hergestellt?

Jede OP ist individuell, aber in der Regel erreichen wir 90 bis 100 Prozent des möglichen Hörvermögens.

Was ist denn der eigentliche Unterschied zu einem Hörgerät?

Das Hörgerät ist wie ein Verstärker. Aber wenn innen im Ohr der Schall eben nicht mehr richtig weitergeleitet wird, bringt das nicht viel. Man kann ja nicht unendlich Lautstärke aufbringen, irgendwann kommt es zu lästigen Rückkopplungen, die den Patienten und sein Umfeld stören können.

Kann ich nach dieser OP wieder komplett sportlich aktiv werden?

Sie können fast alles machen, außer Sporttauchen und Extrembergsteigen. Da ist man einem hohen Druck ausgesetzt, der zu einem starken Druckausgleich führt, alle Menschen kennen das, wenn man einmal schluckt und das Ohr wird wieder frei. Aber bei diesen Belastungen kann es schnell passieren, dass das feine Implantat sich verschiebt – und dann hört man wieder schlecht. Ich rate also davon ab, zumal dadurch auch plötzlicher Schwindel auftreten kann. Das ist unter Wasser lebensgefährlich.

Wie lange kann ich als Patient mit der Stapesplastik gut leben und hören?

Wenn alles optimal läuft, ein Leben lang. Falls eine weitere OP etwa nach längerer Zeit nötig werden sollte, ist das aber auch kein Problem. Detlev Karg
 

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