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Bürgerverein organisiert Veranstaltungen in Iserbrook und wünscht sich mehr Treffpunkte

Wohnen im Grünen im Hamburger Stadtteil Sülldorf-Iserbrook

Iserbrook wird geprägt durch viele grüne Wohngebiete Fotos: Rahn

Bescheiden wächst dieser Stadtteil heran. Wer Besonderheiten sucht, muss schon tief einsteigen. Die Rede ist von Iserbrook, das zwischen dem strahlenden Blankenese und dem alten Bauernort Sülldorf bedächtig, aber stetig heranwächst. 

Der Name Iserbrook ist vermutlich eine topografische Beschreibung: „Brook“ bezeichnete im Altsächsischen „Bruch“, das war ein sumpfiges Gelände. „Iser“ oder „Isarn“ steht für Eisen, denn im nahen Schenefeld gab es tatsächlich Eisenerz.

Iserbrook lag zu beiden Seiten der Schenefelder Landstraße. Bis Ende des 19. Jahrhunderts war die Heidelandschaft vor allem von Viehweiden und Ackerfeldern geprägt. Der Kaufmann Johann Cesar Godeffroy (1813-85) hat das Ödland mit zigtausenden Fichten bepflanzt, von denen heute laut Bezirksamt „nur noch wenige Bäume übrig“ sind.

Seit 1883, als die Bahnlinie Blankenese-Wedel eingeweiht wurde, ist Iserbrook auch per Zug an Altona und Hamburg angebunden. Das erste Gebäude, das in Iserbrook errichtet wurde, soll ein Haus für den Bahnwärter gewesen sein.

Etwa zehn Jahre später eröffnete das Waldhotel Iserbrook und entwickelte sich in den Jahren bis zum Ersten Weltkrieg zum beliebten Ausflugsziel der Altonaer. Vom Wald ist an dem Kreuzungspunkt zwischen Schenefelder Landstraße und Osdorfer Landstraße nur noch wenig übrig. Auch das alte Gasthaus steht längst nicht mehr. An seiner Stelle prägt heute ebenfalls ein altes Gebäude den Urkern Iserbrooks: Die Räume der Bäckerei-Kette Junge sind heute einer der wenigen Treffpunkte für die Bewohner des Stadtteils.

Gisela Weise und Martin Scharlach engagieren sich im Bürgerverein Sülldorf-Iserbrook für das Leben in ihrem Stadtteil
Gisela Weise und Martin Scharlach engagieren sich im Bürgerverein Sülldorf-Iserbrook für das Leben in ihrem Stadtteil

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden in Iserbrook einige Siedlungshäuser und ein Krankenhaus errichtet. In den 30er-Jahren bauten Nationalsozialisten auf den freien Flächen eine sogenannte „Frontkämpfersiedlung“. Dort sollten Soldaten, Versehrte und Hinterbliebene des Ersten Weltkrieges sich weitgehend selbst versorgen. Für 6000 Reichsmark bekamen sie ein 1.000-Quadratmeter-Grundstück samt Gartengerät, Obstbäumen und Kleinvieh zugeteilt.

Nach dem Zusammenbruch der Nazi-Diktatur wurde das Wohngebiet in Senator-Paul-Neumann-Siedlung umgetauft. Auch wenn nur noch wenige Häuser so aussehen, wie sie damals gebaut wurden, gibt es noch viele Grundstücke mit Platz und Grün drum herum.

Deshalb zieht es auch immer mehr Familien in diesen Ortsteil am Rande des sogenannten Kaviar-Äquators. Das war schon früher so. „Ich lebe seit 1959 hier“, erzählt Gisela Weise. Die damals 18 Jahre alte junge Frau musste sich „schon ein wenig dran gewöhnen“, dass das „pralle Leben in der Nähe der Osterstraße“ hier anders aussah. Spätestens als sie selbst eine Familie gründete, lernte sie die Ruhe und das Spiel der Kleinen auf der Straße und in der nahen Natur zu schätzen. Gern erinnert sie sich an den Satz ihres Sohnes im Alter von 13 Jahren: „Wir wohnen aber auch richtig schön hier, Mama.“

Martin Scharlach ist erst Mitte der 80er-Jahre nach Iserbrook gekommen, eher durch Zufall, weil die Wohnungen des Bauvereins der Elbgemeinden im Schenefelder Holt erschwinglich waren. Auch er liebt das Grün um Iserbrook herum. Er nutzt zudem gern die gute Anbindung des Stadtteils über Metrobus und S-Bahn an die City – ein Grund, warum sich in Iserbrook kein eigenständiges großes Geschäftsviertel entwickelt habe.

Früher gab es noch ein paar Kleinversorger „um die Ecke“, über die sich ein Teil der Iserbrooker die Waren des täglichen Bedarfs sicherten. Dazu gehörte des „kleinste Kaufhaus des Westens“ mit Lebensmitteln, Lotto, Schreibwaren, Spielzeug, Seifen und mehr, das „Herr Memmler“ betrieb. „Wenn er etwas nicht vorrätig hatte, hat er es besorgt“, erzählt Gisela Weise. Doch die zunehmende Motorisierung und die damit verbundene Mobilität der Menschen kostete auch ihn letztlich das Geschäft vor etwa 20 Jahren.

Jetzt soll im Zuge des Hamburger Magistralenkonzepts das Einkaufsgeschehen zumindest an der Bundesstraße 431 erheblich über kombinierte Wohn- und Geschäftshäuser an der B431 erweitert werden. Ob das so klappt, wie geplant, da sind Gisela Weise und Martin Scharlach skeptisch. Sie wünschen sich vielmehr, dass es mehr Treffpunkte im Stadtteil gibt. Die Kirchengemeinden seien sehr aktiv, würden sich auch stark um Jugendliche kümmern, aber es sollte auch darüber hinaus Angebote geben.

Deshalb engagieren sich Gisela Weise und Martin Scharlach im Bürgerverein. Der umfasst den bescheiden sich entwickelnden Stadtteil Iserbrook ebenso wie den historisch gewachsenen Ort Sülldorf – eine gute Kombination für die Zukunft. mra

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