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Epidemiologen erforschen, wie sich Menschen mit Viren infizieren – und vor allem, wie sich eine Ansteckung verhindern lässt

Epidemologie Studium an der HAW Hamburg: Zukünftige Pandemien verhindern

Katharina Schulze studiert im sechsten Semester Gesundheitswissenschaften. FOTO: STEPHAN WALLOCHA

Epidemiologen wussten es. Die Wissenschaftler hatten bereits seit Jahren vor einer Pandemie gewarnt – und sie stießen mit ihrem Wissen keineswegs auf taube Ohren. Dass das Coronavirus Deutschland trotzdem relativ unvorbereitet traf, lag am Ende an den vorausgegangenen Epidemien. „Die SARS-Pandemie 2002/2003 verlief für Europa ausgesprochen glimpflich, und auch die Eindämmung der Schweinegrippe 2009 gelang gut“, so Ralf Reintjes. Der Professor für Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung am Department Gesundheitswissenschaften der HAW Hamburg ist neben seiner Lehrtätigkeit beratend für in- wie ausländische Organisationen tätig. Deutschland sei gut vorbereitet gewesen, zudem war der Ausbruch nicht zu dramatisch. „Doch gerade diese positiven Erfahrungen führten zu einem Nachlassen der Alarmbereitschaft, allen Warnungen zum Trotz.“ 

Inzwischen ist die Meinung von Epidemiologen wieder heiß begehrt – mit entsprechend guten Berufsaussichten für Absolventen des Bachelorstudiengangs Gesundheitswissenschaften mit Fokus auf Epidemiologie. „Der Studiengang ist breit und interdisziplinär ausgerichtet“, erzählt Studentin Katharina Schulze, die gerade in ihr sechstes Semester startet. Neben Grundlagen in Gesundheitswissenschaften, -förderung und -ökonomie wird auch Basiswissen in Soziologie, Psychologie oder empirischer Sozialforschung vermittelt. Und natürlich in Epidemiologie. „Von Anfang an lernen wir das praktische Handwerkszeug: Also epidemiologische Kennzahlen zu berechnen sowie Präventionskonzepte und Studien zu entwickeln und durchzuführen. Durch entsprechende Wahlpflichtmodule lässt sich das Wissen weiter vertiefen“, so die 26-Jährige.

Genau dieses Handwerkszeug brauchen Epidemiologen später in ihrem Alltag. „Epidemiologen versuchen die Ursachen von Erkrankungen zu erkunden, um zielgerichtet bei Präventionsmaßnahmen unterstützen zu können“, erklärt Professor Reintjes. In Bezug auf die Corona-Epidemie versuchen Epidemiologen also etwa den Hauptrisikofaktoren bei der Übertragung auf die Spur zu kommen. „Durch Befragungen und Studien schauen wir, wo sich Menschen anstecken: ist es im Schwimmbad, im Restaurant oder im Bus? Und je nach Ergebnis empfehlen wir zielgerichtete Maßnahmen, sodass ein allgemeiner Lockdown vermieden werden kann.“ Neben dem fachlichen Know-how ist dabei auch Kommunikationstalent gefragt, sowohl bei den Befragungen der Studienteilnehmer als auch bei der Information der Bevölkerung und vor allem bei der Risikokommunikation, die sich an die Entscheidungsträger für Präventionsmaßnahmen richtet. „Dabei geht es darum, hochkomplexes Wissen verständlich zu kommunizieren. Denn je besser der Sinn hinter den Empfehlungen und Regelungen vermittelt wird, desto größer die Bereitschaft zu folgen“, weiß Schulze. Die oftmals widersprüchlichen Informationen gerade zu Beginn der Corona-Epidemie – etwa über den Sinn oder Unsinn von Masken oder zu den Risiken der verschiedenen Impfstoffe –, das hat die Bedeutung von evidenzbasierter Kommunikation nochmals in den Fokus gerückt. Und das Interesse an Epidemiologen als Experten gestärkt. „Der Beruf hat an Bedeutung gewonnen“, bestätigt Reintjes. „Allerdings gab es schon vor Corona eine Zunahme von Studiengängen einerseits und von wissenschaftlichen Stellen für Epidemiologen in Forschungseinrichtungen, Krankenhäusern oder selbst in der Kreuzfahrtindustrie andererseits. Und das nicht nur in Deutschland“, ergänzt der Professor.

Katharina Schulze hat nach ihrem Abitur zunächst eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin und ein Vorstudium in Pflegewissenschaften durchlaufen. Die angehende Epidemiologin ergänzt: „Viele schreckt das Fach Statistik, weil sie befürchten, in Mathematik nicht gut genug zu sein.“ Solche Ängste seien aber unbegründet, auch weil die Hochschule unterstützende Kurse bietet, um etwaige Defizite auszugleichen. „Ich war in Mathematik auch nur eine Durchschnittskandidatin, und heute ist Statistik mein Lieblingsfach.“ Tatsächlich denkt Schulze inzwischen über ein Folgestudium nach: Ein Master im Umfeld von quantitativer Forschung soll es sein – da ist jede Menge Statistik gefragt. YVONNE SCHELLER
 

Das Studium

Studiengang: Gesundheitswissenschaften mit Schwerpunkt Epidemologie
Dauer: sechs Semester
Voraussetzungen: Abitur oder Fachabitur
Kosten: 337,90 Euro Semesterbeitrag an der HAW
Abschluss: Bachelor of Science
Mögliche Arbeitgeber: Institute des Gesundheitswesens, Forschungseinrichtungen sowie Unternehmen jeder Art im Bereich Gesundheits-, Arbeits-, Umweltund Verbraucherschutz
Weitere Infos: www.haw-hamburg.de


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