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05.09.2017 / Auster

Ein neuer Job für Netzaffine

E-Commerce-Kaufleute sind Experten für Online-Handel und entwickeln die Vertriebswege der Zukunft

Die neu entwickelte Ausbildung für E-Commerce-Kaufleute startet im nächsten Jahr HF/Otto PR
Die neu entwickelte Ausbildung für E-Commerce-Kaufleute startet im nächsten Jahr HF/Otto PR
DEIKE UHTENWOLDT   

Ausbildungsverordnung? Noch nicht final. Rahmenlehrplan? Muss noch abgestimmt werden. Noch nicht einmal der Ort der Berufsschule steht fest, als der Otto-Konzern im Frühjahr dieses Jahres den neuen Ausbildungsberuf für Kaufleute im E-Commerce, also den elektronischen Handel, auf seiner Seite bewirbt: „Online-Shopping aus dem Effeff? Dann bist du genau richtig hier“, lautet der Slogan, verkörpert durch eine modisch gekleidete junge Frau mit frecher Cap. „Der Beruf ist noch nicht so publik. Wir wollten rechtzeitig darauf aufmerksam machen“, erklärt Daniela Stange, Ausbildungsreferentin bei Otto.

Wie viele Bewerber der neue Beruf schon hat, will die Referentin nicht verraten. Schließlich wird der Beruf erst Ende des Jahres offiziell, die Verordnung tritt zum 1. August 2018 in Kraft. „Aber es gibt großes Interesse und viele Nachfragen zum Berufsbild“, sagt Stange. Werden sie auf Messen gestellt, klickt die Kauffrau auf den firmeneigenen Online-Shop und macht neugierig auf die Funktionen dahinter: „Es geht darum, ein Gefühl für die Funktionsweise eines Online-Shops zu entwickeln, sich Unterschiede zum Einzelhandel bewusst zu machen und neue Wege im Verkauf und der Vermarktung auszuprobieren.“ Die Kaufleute im E-Commerce sind eine Antwort des Handels auf die Digitalisierung: Im Internet bestellen, online bezahlen, Pakete hin- und herschicken – für immer mehr Menschen ist das selbstverständlich. Die zunehmende Nachfrage stärkt das Angebot im elektronischen Handel, inklusive der Karrieremöglichkeiten. Aber wie wird man eigentlich Online-Händler? In der Vergangenheit ging das vielfach durch Learning by Doing, ein Spielfeld für Quereinsteiger und Online-Entrepreneure. Dann kamen universitäre Angebote für Strategie und Beratung hinzu, nun sollen Fachkräfte von der Basis her systematisch ausgebildet werden. „Der Handel hat ein großes Interesse an einem eigenen dualen Ausbildungsberuf für den wachsenden E-Commerce“, sagt Katharina Weinert, Abteilungsleiterin für Berufsbildung beim Handelsverband Deutschland (HDE).

Zwar können ab jetzt auch die neu gestarteten angehenden Kaufleute im Einzelhandel im dritten Lehrjahr die Qualifikation Online-Handel anwählen, aber es sei ein Unterschied, ob ein Einzelhändler zusätzlich einen digitalen Shop aufbaue oder Handelsriesen wie Otto oder Zalando ganz auf das Internet setzen: „Hier bekommen die Auszubildenden die Produkte gar nicht mehr in die Hände, ihre Kunden sind nicht mehr vor Ort und werden über eigene Marktplätze wie Ebay oder Amazon und besondere Vertriebskanäle wie Blogs, Social Media oder Newsletter erreicht.“

Es sind ganz neue Lerninhalte, die zukünftige Kaufleute im E-Commerce erwerben sollen. Insofern ist es ein Signal, dass sich Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und Branchenvertreter innerhalb von vier Jahren auf einen neuen Ausbildungsberuf einigten.

Zum Start rechnet der HDE mit rund 1000 Lehrstellen, die branchenübergreifend ausgebildet werden, das heißt Logistikkonzerne wie die Deutsche Bahn sind ebenso interessiert wie Mobilfunkanbieter, Zeitungsverlage, die Finanzbranche oder der Tourismus. Sie alle suchen Bewerber mit guten Englischkenntnissen, hoher Online-Affinität und Kommunikationsstärke: „Es geht um eine Schnittstellenfunktion“, betont Weinert. Die Kaufleute im E-Commerce tauschen sich mit IT-Fachleuten, Lieferanten und Einkäufern aus. Einerseits. Andererseits analysieren sie Daten und kennen sich mit Wettbewerbsrecht, Vertragsrecht sowie Urheberrechten bestens aus. „Das ist ein großes Spektrum, das wird nie langweilig“, betont Daniela Stange.

Info

Ausbildungsdauer: 3 Jahre

Voraussetzung:
Realschulabschluss

Ausbildungsentgelt:
ca. 800 Euro im ersten Jahr

Weiterbildungsmöglichkeiten:
Fachwirt für E-Commerce oder auch ein Studium E-Commerce etwa an der privaten, kostenpflichtigen FH Wedel

Weiterführende Infos:
www.einzelhandel.de
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