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Dr. Suchmaschine: Googeln wir uns krank?

Foto: Shutterstock/PopTika

Ein Ziehen im Knie, ein Piksen in der Magengrube, Kopfschmerzen oder nächtliches Schwitzen: gerät die Gesundheit vermeintlich aus dem Lot, bemühen viele heutzutage erst einmal „Dr. Google“. In Sekundenschnelle will Man(n), aber auch Frau wissen, was los ist. Mal abgesehen davon, dass Arzttermine Zeit und Geld kosten und obendrein oft schwer zu bekommen sind, möchten interessierte Patienten eben auch vorher schon mal einen Anhaltspunkt haben. Das ist berechtigt und birgt, dank Internet, ebenso viele Chancen wie Risiken.

Dr. Google ist dabei kein schlechter Arzt, wie oft behauptet wird, sondern – gar kein Arzt. Und dass das Suchen nach Symptomen im Internet besonders ängstliche oder gar hypochondrisch veranlagte Menschen krank machen kann, ist kein Geheimnis mehr. Dazu kommen auch noch viele Fehlinformationen, die im Netz kursieren.


Googeln führe, so die Wissenschaftler, zu größerer Besorgnis, vor allem, wenn man vorher schon in einer negativen Stimmung sei.


Eine Studie von Kölner Psychologen um Professor Dr. Alexander Gerlach untersuchte vorrangig junge Erwachsene im Alter von durchschnittlich 23 Jahren. Die Beteiligten gaben an, sich nach dem Symptom-Googeln mehr Sorgen über ihre Gesundheit zu machen. Googeln führe, so die Wissenschaftler, zu größerer Besorgnis, vor allem, wenn man vorher schon in einer negativen Stimmung sei. Hypochondrie (eine Krankheitsangststörung) sei kein Zustand leichter Besorgnis, sondern eine psychische Krankheit.

Doch jede Medaille hat zwei Seiten. Und saßen nicht Hypochonder auch in Zeiten ohne Internet bereits ängstlich vor dem Arzt und erwarteten die schlimmste Diagnose? Gab und gibt es nicht viele, die sogar NACH dem Arztbesuch voller Sorgen „zurückgelassen werden“?


Zuallererst gehe es darum, präzise und spezifische Suchanfragen zu stellen.


Nein, nicht Google oder eine der vielen anderen Suchmaschinen macht uns krank, sondern unser eigenes Unwissen. Und die Unfähigkeit, mit den Medien richtig umzugehen bzw. sie richtig einzuordnen.

Die Techniker Krankenkasse hat sich dieses Problems angenommen und gibt wertvolle Tipps für den Umgang mit den Gesundheitsinformationen.

Zuallererst gehe es darum, präzise und spezifische Suchanfragen zu stellen. Die Ergebnisse sollten nicht nur in den ersten Treffern gesucht, sondern auch weiter hinten gefunden und in ein Gesamtbild eingeordnet werden. Als Nächstes ist wichtig, die Quellen zu checken. Woher und von wem kommt die Information? Sind es Institute, Universitäten, Verbände, wissenschaftliche Studien oder allgemeine Internetportale, Privat- oder Einzelpersonen? Wer hat ein Interesse an welchen Informationen? Dies alles gilt es zu beachten. Auch das Datum des Einstellens der Informationen ist wichtig – es könnte ja bereits wieder neuere Informationen geben. Zweischneidig sind Internetforen und Communitys, wo Betroffene berichten. Zum einen kann so ein Austausch wie in einer Selbsthilfegruppe guttun. Aber ohne moderierenden Experten bringt das niemanden weiter.

Wie bei allen Dingen gilt es besonders bei unseren Krankheiten, den gesunden Menschenverstand einzusetzen. Was kann sein, was nicht? Wer gibt Heilversprechen ab, wer differenziert?

Nach Krankheitssymptomen zu suchen, kann immer nur ein erster Weg sein, der besonnen gegangen werden muss. Der Arzt ist trotzdem unersetzbar. Kathrin Reisinger

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