05.09.2017 / Auster
Arbeitsplatz mit Aussicht
Schornsteinfeger ist ein Traditionsberuf, für den sich zunehmend auch Frauen interessieren
YVONNE SCHELLER
Christin Schröder lacht. „Jeder freut sich, uns zu sehen“, sagt die Schornsteinfegerin in Ausbildung, die im dritten Lehrjahr bei Bezirksschornsteinfegermeister Michael Neuhäußer in Altona tätig ist. Und tatsächlich, die Menschen begegnen den schwarz gekleideten Glücksbringern lächelnd, winkend, und ein paar ganz Mutige holen sich ihre kleine Portion Glück sogar persönlich ab.
Ist es nicht gewöhnungsbedürftig, wenn einen fremde Menschen einfach so anfassen? „Ach wo, es ist doch toll, wenn einem alle so positiv begegnen, und sie fassen uns ja auch nur an die Schulter“, findet ihre Schwester Carolin Schröder. Die beiden 26-Jährigen sind Zwillinge, verbreiten also doppeltes Glück. Doch Christin und Carolin fallen nicht nur durch ihre traditionelle Schornsteinfeger-Kluft auf – Koller, Koppel mit Schnalle, Hose mit Hosenträgern, festes Schuhwerk und Kappe (der Zylinder ist Gesellen und Meistern vorbehalten). „Oft hören wir auch den überraschten Ausruf: Ach, eine Frau!“, erzählen sie.
Tatsächlich ist gerade dieses Handwerk noch weitgehend eine Männerdomäne. Das ändert sich zwar langsam, weil der Beruf durch modernes Equipment nicht mehr ganz so anstrengend ist, Kraft brauche man allerdings auch heute noch. „Eine Drei-Kilo-Kugel 20 Meter in den Schornstein runterzulassen und wieder hochzuziehen, und das bei 20 bis 30 Schornsteinen am Tag, ist anstrengend“, sagt Christin. Carolin ergänzt: „Auch um sich durch die manchmal engen Dachluken zu zwängen, sollte man fit und beweglich sein.“
Zudem müssen Schornsteinfeger schwindelfrei sein und dürfen Ruß, Schmutz und Dreck nicht fürchten. Christin und Carolin haben damit gar kein Problem. „Gerade das Schornsteinfegen mit Stoßbesen und Kehrleine ist meine Lieblingsaufgabe“, betont Carolin. Und was gehört sonst noch zu ihren Aufgaben? „Wir kontrollieren Lüftungen, prüfen Dunstabzugshauben oder Rauchmelder. Die Überprüfung von Heizungen gehört auch dazu“, zählt Christin auf. Damit bestimmen vor allem Messen und Kehren den Alltag von Schornsteinfegern: einerseits die Brandprävention durch das Fegen der Schornsteine, andererseits die vielfältigen Messtätigkeiten im Rahmen von Brand- und Emissionsschutz. „Dadurch leisten wir aktiven Umweltschutz“, betont Carolin. Ihre Schwester geht das Thema gleich akademisch an. Parallel zu ihrer Ausbildung studiert Christin Management erneuerbarer Gebäudeenergietechnik. Hörsaal-Erfahrung bringt sie bereits mit. „Ich habe schon eine Ausbildung zur Chemielaborantin durchlaufen und ein paar Semester Chemie- und Umwelttechnik studiert“, erzählt Christin. Als sie jedoch feststellte, dass das Studium nicht ganz das Richtige für sie war, besann sie sich auf ihren ursprünglichen Berufswunsch und bewarb sich bei der Innung als Schornsteinfegerin.
Carolin,die nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau sowie zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel gerade Berufserfahrung bei Edeka sammelte, zog flugs nach, wodurch beide den Grundstein zur dritten Schornsteinfeger-Generation in der Familie legten. Den Meister wollen sie gleich nach Abschluss ihrer Ausbildung draufsatteln. Warum nicht gleich so? „Mama ist schuld“, lachen beide. Mama, das ist Schornsteinfegermeisterin Annette Trieb, in deren Harburger Betrieb Carolin ihre Ausbildung durchläuft. „Wir sind schon als Kinder mit gelaufen und haben den Beruf von Anfang an geliebt. Aber als es dann um die Ausbildung ging, hat Mama uns abgeraten“, erklärt sie. Der Grund: 2013 wurde der Gebietsschutz aufgehoben. In Hamburg gibt es über 100 Schornsteinfeger-Bezirke, die durch die Durchsetzung der Niederlassungsfreiheit ihr Quasi-Monopol verloren. Das sorgte für erhebliche Verunsicherung in der Branche.
„Inzwischen wissen wir, es hat sich nichts Grundlegendes geändert. Die Kunden sind uns weitgehend treu geblieben“, erklärt Schornsteinfegermeister und Landesberufsbildungswart Lutz-Matthias Peters. So biete sein Handwerk nach wie vor zukunftssichere Arbeitsplätze. „Wir werden immer gebraucht, und in fünf bis zehn Jahren stehen die Chancen für den Nachwuchs besonders gut“, verspricht Peters. Dann nämlich würden etwa 40 Prozent der aktuellen Meister in den Ruhestand gehen und ihre Bezirke übergeben. Selbst wer seine Zukunft nicht im Messen und Kehren sehe, sei es als fest angestellter Geselle oder als selbstständiger Meister, habe über die Branche hinaus gute Chancen, betont Peters: „Die Feuerwehr nimmt Schornsteinfeger mit Kusshand. Schließlich sind wir bestens ausgebildete Feuer-Experten.“
Christin Schröder lacht. „Jeder freut sich, uns zu sehen“, sagt die Schornsteinfegerin in Ausbildung, die im dritten Lehrjahr bei Bezirksschornsteinfegermeister Michael Neuhäußer in Altona tätig ist. Und tatsächlich, die Menschen begegnen den schwarz gekleideten Glücksbringern lächelnd, winkend, und ein paar ganz Mutige holen sich ihre kleine Portion Glück sogar persönlich ab.
Ist es nicht gewöhnungsbedürftig, wenn einen fremde Menschen einfach so anfassen? „Ach wo, es ist doch toll, wenn einem alle so positiv begegnen, und sie fassen uns ja auch nur an die Schulter“, findet ihre Schwester Carolin Schröder. Die beiden 26-Jährigen sind Zwillinge, verbreiten also doppeltes Glück. Doch Christin und Carolin fallen nicht nur durch ihre traditionelle Schornsteinfeger-Kluft auf – Koller, Koppel mit Schnalle, Hose mit Hosenträgern, festes Schuhwerk und Kappe (der Zylinder ist Gesellen und Meistern vorbehalten). „Oft hören wir auch den überraschten Ausruf: Ach, eine Frau!“, erzählen sie.
Tatsächlich ist gerade dieses Handwerk noch weitgehend eine Männerdomäne. Das ändert sich zwar langsam, weil der Beruf durch modernes Equipment nicht mehr ganz so anstrengend ist, Kraft brauche man allerdings auch heute noch. „Eine Drei-Kilo-Kugel 20 Meter in den Schornstein runterzulassen und wieder hochzuziehen, und das bei 20 bis 30 Schornsteinen am Tag, ist anstrengend“, sagt Christin. Carolin ergänzt: „Auch um sich durch die manchmal engen Dachluken zu zwängen, sollte man fit und beweglich sein.“
Zudem müssen Schornsteinfeger schwindelfrei sein und dürfen Ruß, Schmutz und Dreck nicht fürchten. Christin und Carolin haben damit gar kein Problem. „Gerade das Schornsteinfegen mit Stoßbesen und Kehrleine ist meine Lieblingsaufgabe“, betont Carolin. Und was gehört sonst noch zu ihren Aufgaben? „Wir kontrollieren Lüftungen, prüfen Dunstabzugshauben oder Rauchmelder. Die Überprüfung von Heizungen gehört auch dazu“, zählt Christin auf. Damit bestimmen vor allem Messen und Kehren den Alltag von Schornsteinfegern: einerseits die Brandprävention durch das Fegen der Schornsteine, andererseits die vielfältigen Messtätigkeiten im Rahmen von Brand- und Emissionsschutz. „Dadurch leisten wir aktiven Umweltschutz“, betont Carolin. Ihre Schwester geht das Thema gleich akademisch an. Parallel zu ihrer Ausbildung studiert Christin Management erneuerbarer Gebäudeenergietechnik. Hörsaal-Erfahrung bringt sie bereits mit. „Ich habe schon eine Ausbildung zur Chemielaborantin durchlaufen und ein paar Semester Chemie- und Umwelttechnik studiert“, erzählt Christin. Als sie jedoch feststellte, dass das Studium nicht ganz das Richtige für sie war, besann sie sich auf ihren ursprünglichen Berufswunsch und bewarb sich bei der Innung als Schornsteinfegerin.
Carolin,die nach einer Ausbildung zur Bankkauffrau sowie zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel gerade Berufserfahrung bei Edeka sammelte, zog flugs nach, wodurch beide den Grundstein zur dritten Schornsteinfeger-Generation in der Familie legten. Den Meister wollen sie gleich nach Abschluss ihrer Ausbildung draufsatteln. Warum nicht gleich so? „Mama ist schuld“, lachen beide. Mama, das ist Schornsteinfegermeisterin Annette Trieb, in deren Harburger Betrieb Carolin ihre Ausbildung durchläuft. „Wir sind schon als Kinder mit gelaufen und haben den Beruf von Anfang an geliebt. Aber als es dann um die Ausbildung ging, hat Mama uns abgeraten“, erklärt sie. Der Grund: 2013 wurde der Gebietsschutz aufgehoben. In Hamburg gibt es über 100 Schornsteinfeger-Bezirke, die durch die Durchsetzung der Niederlassungsfreiheit ihr Quasi-Monopol verloren. Das sorgte für erhebliche Verunsicherung in der Branche.
„Inzwischen wissen wir, es hat sich nichts Grundlegendes geändert. Die Kunden sind uns weitgehend treu geblieben“, erklärt Schornsteinfegermeister und Landesberufsbildungswart Lutz-Matthias Peters. So biete sein Handwerk nach wie vor zukunftssichere Arbeitsplätze. „Wir werden immer gebraucht, und in fünf bis zehn Jahren stehen die Chancen für den Nachwuchs besonders gut“, verspricht Peters. Dann nämlich würden etwa 40 Prozent der aktuellen Meister in den Ruhestand gehen und ihre Bezirke übergeben. Selbst wer seine Zukunft nicht im Messen und Kehren sehe, sei es als fest angestellter Geselle oder als selbstständiger Meister, habe über die Branche hinaus gute Chancen, betont Peters: „Die Feuerwehr nimmt Schornsteinfeger mit Kusshand. Schließlich sind wir bestens ausgebildete Feuer-Experten.“
Info
Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Realschulabschluss, ein bestandener Eignungstest der Innung mit Kurz-Praktikum, Schwindelfreiheit und Spaß am Umgang mit Menschen.
Ausbildungsentgelt: 481,62 Euro im ersten, 545,84 Euro im zweiten und 642,16 Euro im dritten Jahr
Einstiegsgehalt: liegt bei 2201,56 Euro brutto im Monat und erhöht sich im zweiten Gesellenjahr auf 2593,02 Euro im Monat
Weitere Infos:
www.schornsteinfeger-hamburg.dehttp://annette-trieb.dehttp://www.schornsteinfeger-hamburg.de/bsmanzeigen9.htmlVoraussetzungen: Realschulabschluss, ein bestandener Eignungstest der Innung mit Kurz-Praktikum, Schwindelfreiheit und Spaß am Umgang mit Menschen.
Ausbildungsentgelt: 481,62 Euro im ersten, 545,84 Euro im zweiten und 642,16 Euro im dritten Jahr
Einstiegsgehalt: liegt bei 2201,56 Euro brutto im Monat und erhöht sich im zweiten Gesellenjahr auf 2593,02 Euro im Monat
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