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Kiel: Für Sex ist man nie zu alt

Lust und Libido im Alter sind häufig noch ein Tabuthema. Der Wunsch nach Nähe und Zärtlichkeit bleibt aber ein Leben lang. Ein offenes Miteinander hilft.

Foto: Shutterstock / Monkey Business Images
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Immer mehr Menschen, die im Alter Sexualität leben möchten, sprechen darüber. „Dennoch ist es nach wie vor ein Tabu, weil Sex mit jung und fit verbunden wird“, erklärt Prof. Aglaja Valentina Stirn, ärztliche Leitung des Instituts für Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Kiel. Es sei noch viel Aufklärung darüber nötig, dass Lust und Libido auch im Alter völlig normal sind.

Studien haben gezeigt, dass sexuelles Interesse im Alter genauso vorhanden sein kann wie in der Jugend. Das Verlangen ist – wie in jungen Jahren – individuell sehr verschieden. Bei dem einen ist die Lust schon mit 40 Jahren weg, andere sind noch mit 80 Jahren aktiv und lustvoll.

Altersbedingte Einschränkungen

Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass einige Dinge im Alter schwerer fallen. Körperliche Einschränkungen, die Demenz eines Partners oder die Einnahme von Medikamenten, die sich auf die Libido auswirken, können Sexualität im (höheren) Alter begleiten.
 
Prof. Aglaja Valentina Stirn Institut für Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Kiel
Prof. Aglaja Valentina Stirn Institut für Sexualmedizin und Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Kiel
Ältere Menschen sollten – gegebenenfalls mit ihrem Arzt – darüber sprechen, welche Erkrankungen vorliegen und welchen Einfluss diese auf die Sexualität haben. Medikamente könne man unter Umständen gegen ein anderes Präparat tauschen, sagt Stirn. Bei körperlichen Beschwerden helfe ein Perspektivwechsel: „Sexualität bedeutet ja nicht nur Koitus, sondern kann auch in Form von Berührungen, oraler Befriedigung oder gegenseitigem Masturbieren gelebt werden.“

Sexualität im Pflegeheim ermöglichen

Auch Menschen in Pflegeheimen können und dürfen das Verlangen haben, ihre Sexualität auszuleben. Darüber gesprochen wird hier aber ebenfalls nicht gerne, sagt Dorsaf Toubakri, Pflegedienstleitung im Amarita Hamburg. In der Regel sei der Wunsch ein „Zufallsbefund“. Die Bedürfnisse können aber berücksichtigt werden: „Die Bewohner leben in Einzelzimmern, die unsere Mitarbeiter erst nach dem Anklopfen betreten. Die Privatsphäre ist also ähnlich wie in einer eigenen Mietwohnung gewahrt.“ Bei Paaren könne ein Zusammenzug in ein gemeinsames Zimmer eine Option sein. Marina Leunig
 
  
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