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Brownfields in Hamburg - Industriebrachen erhalten neue Nutzung

Brachen oder nicht mehr betriebsnotwendige Liegenschaften bieten sich zur Umnutzung als Gewerbe- oder Wohnflächen ana

Freie Flächen für Wohn- und Gewerbebau werden immer seltener in Deutschland. Sogenannte „Brownfields“, u.a. also Industriebrachen bieten sich für eine neue Nutzung an  Foto: Fotolia - ricktravel
Freie Flächen für Wohn- und Gewerbebau werden immer seltener in Deutschland. Sogenannte „Brownfields“, u.a. also Industriebrachen bieten sich für eine neue Nutzung an Foto: Fotolia - ricktravel
Die Fotografen bezeichnen sie, fast romantisch, als „Lost Places“ oder, etwas realistischer, „Rotten Places.“ Die Rede ist von den immer noch zahlreich vorhandenen nicht mehr genutzten und mit Ruinen besetzten Grundstücken in den Metropolregionen.

Bis zum Jahr 2020 will die Bundesregierung den Verbrauch und die Neuversiegelung von Flächen von 75 Hektar auf maximal 30 Hektar pro Jahr reduzieren. Denn zurzeit entstehen noch vier Fünftel aller neuen Ansiedelungen auf sogenannten Greenfields, also auf der grünen Wiese vor der Stadt.

Hamburgs Ziele

Die Stadt Hamburg hat im Augenblick noch ca. 60 ha Flächen, die zuvor als Industriegebiet ausgewiesen waren. Sie sollen bald einer neuen Nutzung zugeführt werden. Die größte Fläche liegt dabei im Bezirk Mitte und ist die Entwicklung des Quartiers Elbinsel. „Eine nachhaltige und effiziente Nutzung der Flächen sowohl für Wohnen als auch für Gewerbe ist gleichermaßen das Ziel der Stadt Hamburg. Erfolgreiche Instrumente zur Erreichung einer höheren Dichte auf Wohnbauflächen sollten verstärkt ebenfalls für gewerbliche Flächen Anwendung finden. Eine nachhaltige Nutzung umfasst auch die Themen Klima, Mobilität, Energie, gesteigerte Dichte, städtebauliche Qualität, digitale Infrastruktur und einen angemessen gestalteten, öffentlichen Raum“, sagt die in der Behörde für Bauen und Stadtentwicklung zuständige Senatorin, Dr. Dorothee Stapelfeldt.
BusinessPark Elbufer Wedel

Ein gutes Beispiel der Umnutzung von Brachflächen kann in Wedel besichtigt werden. Direkt an der Grenze zu Hamburg lag der Betrieb der ersten Raffinerie in Deutschland. 1906 gegründet, wurde sie vor 20 Jahren stillgelegt. Viele Jahre schlummerte das 18 Hektar große Grundstück vor sich hin. Dann kaufte es die Stadt Wedel, sanierte den kontaminierten Boden auf eigene Rechnung und baut jetzt dort den BusinessPark Elbufer Wedel. Mit einem garantierten Elbblick, direkt an der Stadtgrenze zu Hamburg entstand hier auf einem „Brownfield“ ein hoch attraktiver Standort. Und die Stadt Wedel hat demnächst in der Nachbarschaft noch ein weiteres Brownfield-Ass im Ärmel. Wenn Hamburg das alte Kohlekraftwerk schließt und aus der Kohleverstromung dort aussteigt, bietet sich eine weitere Perle – vielleicht für den Wohnungsbau – mit direktem Zugang zur Elbe an.

21 unter Denkmalschutz stehende Backsteinbauten auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Barmbek gaben dem „Quartier 21“ seinen Namen Foto: Carsten Brügmann
21 unter Denkmalschutz stehende Backsteinbauten auf dem Gelände des ehemaligen Krankenhauses Barmbek gaben dem „Quartier 21“ seinen Namen Foto: Carsten Brügmann
Projekte in Hamburg

Auch in Hamburg tut sich einiges. Ein gutes Beispiel für die Umnutzung sind die Zeise-Hallen in Ottensen. Wo früher Schiffsschrauben produziert wurden, findet man heute Läden, Kino, Restaurant, Büros und Wohnungen. Auch die Filmschule Hamburg hat hier ein neues Zuhause gefunden.

Ein anderes Projekt in Hamburg, „Stromaufwärts an Bille und Elbe“, dürfte noch Jahrzehnte laufen, ähnlich wie die HafenCity. Das Projekt umfasst die Stadtteile Hammerbrook, Borgfelde, Hamm, Horn, Rothenburgsort, Billbrook und Billstedt mit Mümmelmannsberg. Am Beispiel Rothenburgsort erläutert Frank Stolz von Grossmann & Berger: „Hierfür müssen diverse Bebauungspläne von Rothenburgsort geändert werden. Allein die Umwidmung von Gewerbe- in Misch- oder Wohngebiete kann Jahre in Anspruch nehmen. Zudem lässt sich wegen der Vorgaben für den Wohnungsbau hinsichtlich des Lärmund Emissionsschutzes Rothenburgsort nur als Ganzes neu planen.“

„Aber“, so Stolz weiter, „Umnutzungen von Gewerbe zu Wohnen mit Geschosswohnungsbau ergeben in Hamburg nur in urbanen Lagen Sinn. In Richtung Stadtrand - wie zum Beispiel in Schenefeld − sind diese Flächen eher für Reihen- oder Doppelhausbebauung geeignet.“

Zwischen den Jahren 2012 und 2017 sind nach Auskunft des Hamburger Senates knapp 140 ha an Konversionsflächen einer neuen Nutzung zugeführt worden. Entweder wurde auf diesen Flächen die bauliche Substanz wieder instandgesetzt oder aber Flächen neu belebt. „Aufgrund des Flächenmangels und des daraus resultierenden Nachfragedrucks werden in Hamburg heute auch Projekte angepackt, deren Potenzial vor zehn Jahren zwar bekannt, die aber damals nicht umsetzbar waren“, erläutert Frank Stolz. Es bleibt abzuwarten, was Hamburg aus den vorhandenen Möglichkeiten macht. red. 

Brownfield-Projekte in Hamburg

In Hamburg ist in den letzten Jahres einiges auf den „Brownfields“ entstanden und vieles in Planung. Hier eine Auswahl der Projekte: „Mitte Altona“ – auf einem ehemaligen Güterbahnhof sind 3.500 Wohnungen mit Läden, Gastronomie und einer neuen Stadtteilschule geplant; die ersten 400 Wohnungen sind fertig gestellt, 2020 soll das Projekt abgeschlossen sein.

Brauereien auf dem Bavaria-Gelände zum „Holsten Areal“ – vorgesehen sind Wohnungen, ein öffentlicher Park mit Communitycenter und mehr. Baubeginn wird 2020 sein; die Wohnungen auf ca. 132.000 m² werden im Drittelmix errichtet: Sozial-, Miet- und Eigentumswohnungen.

Eine Teilfläche des ehemaligen Krankenhauses Barmbek ist zum „Quartier 21“ geworden – verwirklicht wurde generationenübergreifendes Wohnen und Arbeiten in Neubauten und im denkmalgeschützten Bestand.

Auf dem Gelände einer stillgelegten Wäscherei in Winterhude entsteht „Jarre58“ – 64 Wohneinheiten in der Nähe zu Außenalster und Stadtpark; Fertigstellung wird im Sommer 2018 sein.


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