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Schwimmkran, Eimerkettenbagger oder Rammbär: Solches Spezialgerät steuern Wasserbauer bei Wind und Wetter

Sie dürfen nicht aus Zucker sein

Der angehende Wasserbauer Marlo Heinrich macht ein Boot fest. FOTO: THOMAS FREY/DPA-TMN

Es ist eine ganz eigene Welt, in die Marlo Heinrich eingetaucht ist: Der 22-Jährige ist auf Baustellen im Einsatz, verlegt Rohre, Leitungen oder Pflaster. Er arbeitet mit verschiedenen Werkstoffen wie Beton, Stahl und Metall, er erledigt Abbrucharbeiten und baut neue Uferwände aus Stahl und Beton auf. Was diese Baustellen von anderen unterscheidet, ist das Element Wasser. Marlo Heinrich absolviert eine Ausbildung zum Wasserbauer.

Bereits seit dem ersten Tag des Ausbildungsverhältnisses arbeitet er auf, am und im Wasser. „Können Sie gut schwimmen?“, war deshalb auch eine der Fragen im Bewerbungsgespräch, die der Fachabiturient mit Ja beantworten konnte. Das war dann allerdings erst die Abschlussfrage, viel wichtiger ist für Michael Wilms, Geschäftsführer der Firma Hülskens Wasserbau im niederrheinischen Wesel, dass Bewerber Motivation und ein gutes technisches Verständnis mitbringen. Die Firma sucht guten Nachwuchs. „Es gibt in diesem Bereich einen erheblichen Bedarf an Fachkräften, der schon seit einiger Zeit nicht mehr durch die Interessenten abgedeckt werden kann“, sagt Marc Wählen, Geschäftsführer Bundesfachabteilung Wasserbau beim Hauptverband der Deutschen Bauindustrie in Berlin. Das gilt für Wasserbauunternehmen wie auch für die öffentlichen Gewässerverbände sowie den Bund, der für die Verkehrswassertrassen verantwortlich ist.

Die Ausbildung zum Wasserbauer ist kaum bekannt. Wenige haben eine Vorstellung davon, was auf Baustellen am Wasser zu tun ist. Das ging auch Marlo Heinrich so, der sich nach der Schule für den Beruf des Binnenschiffers interessiert hat. Bei der weiteren Recherche fand er dann allerdings die Aufgaben der Wasserbauer spannend. Je nachdem, wo sie angestellt sind, bauen und unterhalten sie Bundes- und Landeswasserstraßen sowie weitere Gewässer. Sie kümmern sich auch um deren Bauwerke und Anlagen im Binnen- und Küstenbereich. Dazu gehören Uferbefestigungen, Schleusen, Wehre, Dämme, Deiche und Regelungsbauwerke, wie Buhnen und Leitwerke. Wer bei Bundes- oder Landesbehörden tätig ist, übernimmt auch die Streckenkontrolle: Das heißt etwa Baumschnitt- und Mäharbeiten an den Gewässern, oder Wartung und Pflege der Schifffahrtszeichen.

Marlo Heinrich allerdings hat sich für die Ausbildung bei einem Familienunternehmen entschieden. Die Teams seines Ausbildungsunternehmens rücken an, wenn es schwierig wird: Denn ihr Gerätepark umfasst Spezialmaschinen wie Eimerkettenbagger, Stelzenpontons mit Hydraulikbaggern, Schwimmkräne sowie eigene Klappschiffe und Schubboote. „Für das Setzen besonders großer und schwerer Tragelemente vom Wasser nutzen wir unsere eigenen Spezialpontons und -schiffe“, erläutert Helmut Hippen. Als Polier ist er Baustellenverantwortlicher und seit bald dreißig Jahren bei Hülskens Wasserbau. Er betont, dass die technische Entwicklung vieler Spezialmaschinen die Arbeit erleichtert. „Aber dennoch müssen unsere Azubis körperlich fit sein. Wir sind bei Wind und Wetter draußen, es sei denn, ein Sturm legt unsere Kräne lahm.“

Marlo Heinrich hat schon viele verschiedene Baustellen kennengelernt. „Keine ist so, wie die anderen, das ist super.“ Sein erster Einsatz war an einer Kiesförderanlage, die repariert werden musste. Momentan gehört er zu einem Team, dass den Hafen in Koblenz wieder fit macht. Es setzt sogenannte Spundwände für eine neue Hafenwand – mit Hilfe von Maschinen, die sich Rammbär oder hydraulischer Rammhammer nennen. Die Wasserbauer sind deutschland- und manchmal sogar europaweit im Einsatz – da ist Teamfähigkeit gefragt. Meist übernachten sie in Hotels, manchmal schlafen sie aber auch auf den Schiffen, „da hat man halt wenig Privatsphäre“, sagt der Auszubildende. Er musste sich erst daran gewöhnen, während der Arbeitswoche nicht daheim zu sein: „Mir war das zwar vorher klar, aber das war wirklich eine Umstellung. Allerdings wirkt sich der Montageeinsatz positiv auf die Vergütung aus.“

Die duale Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule findet unter der Zuständigkeit der Industrie- und Handelskammer statt. Die Theorie wird dabei blockweise in der Berufsschule unterrichtet, meist drei bis vier Wochen am Stück, da die Grundlagen für den Beruf des Wasserbauers nicht deutschlandweit vermittelt werden.

Wasserbauer erleben in ihrem Arbeitsalltag sehr intensiv, wie sich der Klimawandel auswirkt, sagt Michael Wilms, Geschäftsführer bei Hülskens Wasserbau: „Durch den Klimawandel werden Wetterereignisse extremer und beeinflussen die Bauprojekte in negativer Weise. Durch Überflutungen werden immer größere Aufwendungen notwendig, um die Baumaßnahmen zu schützen und den Hochwasserschutz für die Bevölkerung während der Bauausführung zu gewährleisten.“ KATJA WALLRAFEN

Job-Info

Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: Mittlerer Schulabschluss, Freischwimmerzeugnis, körperliche Fitness, gutes Verständnis von Mathematik, Physik und Technik
Ausbildungsentgelt: im ersten Jahr 890 Euro brutto pro Monat, im dritten bis zu 1495 Euro (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
Einstiegsgehalt: ab 2200 Euro Perspektiven: sehr gut
Weiterbildung: Spezialisierung z. B. auf Schleusentechnik, Meister, Studium Wasser- und Bodenmanagement
Weitere Infos: www.hk24.de


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