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Schornsteinfeger schützen Umwelt und Hausbewohner

Für gute Luft sorgen die Hamburger Auszubildenden zum Schornsteinfeger

Ole Anker lernt in Harburg den Beruf des Schornsteinfegers. Er ist im ersten Jahr. FOTO: STEPHAN WALLOCHA

Es gibt Kunden, die Ole Anker tatsächlich glücklich macht. Und das hat wenig mit dem traditionellen Schornsteinfeger-Image zu tun, aber viel mit einem kommunikativen Beruf und Servicedenken. Das gilt für die Harburgerin, die sich den Traum vom eigenen Kamin erfüllt hat und der Ole Anker Tipps zur Holzlagerung und zum Feuer machen gibt. „Die größeren Holzstücke nach unten, eine kleine Pyramide bauen, den Anzünder nach oben. Die Gase im Holz verbrennen nur, wenn es von oben erwärmt wird“, erklärt der 23-Jährige. Auf andere Weise Glück brachte er dem älteren Herrn, bei dem alle Fenster geöffnet, der Gashahn abgedreht und die Feuerwehr gerufen werden musste. In seiner Wohnung gab es einen Erdgasaustritt, den er nicht bemerkt hatte, der aber für ihn hätte tödlich enden können. „Es wird immer viel erzählt, dass der Schornsteinfeger kommt, einmal das Messgerät hineinhält und dann eine Rechnung stellt. Aber ich bin ganz froh, dass darauf geachtet wird, was in den Heizungsanlagen passiert“, sagt Ole Anker.

Der angehende Schornsteinfeger im ersten Lehrjahr hat sich für einen Beruf entschieden, der zwischen Brandschutz und Umweltschutzberatung angesiedelt ist. Und zwischen Tradition und Moderne: Ole trägt Kehrleine, Leiter und schwarze Kleidung mit goldenen Knöpfen. „Aber keinen Zylinder, den darf ich erst tragen, wenn ich ausgelernt habe.“ Gleichzeitig ist der Azubi immer seltener mit dem Kehren von Rußrückständen beschäftigt, dafür mit der Wartung von Rauchwarnmeldern und der Erhebung digitaler Messdaten im Keller. „Für die Behörde geben wir die Daten immer direkt ins Tablet ein“, erklärt Ole den Alltag eines Schornsteinfegers 2.0. In seinem Berufsleben hat der Abiturient schon viel kennengelernt, eine Ausbildung als Industrieelektroniker angefangen, lange in der Gastronomie gejobbt, dann als Servicetechniker im Mobilfunk. Hinterher wusste Ole dreierlei: Erstens wollte er unbedingt eine handwerkliche Ausbildung machen, zweitens mit Menschen ins Gespräch kommen und drittens nicht jeden Tag mit ein- und demselben Männertrupp in einer Fabrik „eingesperrt sein“, wie er sagt. Über eine Onlinerecherche, das Gespräch mit seinem Schornsteinfeger und den Anruf bei der Innung bekam er das Angebot für ein Praktikum bei einer Schornsteinfegermeisterin in Harburg – und kurz darauf das Ausbildungsangebot. „Der Beruf ist abwechslungsreich, man besucht jeden Tag andere Leute und ich finde es auch ganz gut, mit Frauen zusammenzuarbeiten“, sagt Ole. Der Azubi hat nicht nur eine Chefin, sondern auch deren Tochter zur Lehrmeisterin. „Das ist ein sehr familiärer Beruf.“ In den Neulinge am besten über ein Praktikum einsteigen: „Wir haben geprüft, ob wir auch menschlich zusammenpassen: Ich bin ja den ganzen Tag mit derselben Gesellin unterwegs.“ Gepasst hat es und zugleich konnte Ole seine Schwindelfreiheit beweisen: „Ich bin sehr gerne auf dem Dach, das ist jedes Mal ein kleines Abenteurer.“Besonders, wenn sich direkt neben dem Schornstein in 25 Metern Höhe eine Baugrube auftut: „Das war schon ordentlich“, erzählt Ole. Ergänzt wird das Praxisabenteuer durch die Theorie zu Haus, Dach und Heizung, für die alle Hamburger Azubis einmal im Halbjahr nach Hannover reisen müssen. „Wie können ja nicht für zehn Auszubildende eine Berufsschule aufmachen“, so Berufsbildungswart André Knoop. Die Innung ist die erste Anlaufstelle für alle Interessenten, vermittelt Praktika und Ausbildungsplätze. „Ich möchte, dass wir fünf bis sechs Auszubildende pro Lehrjahr haben und dass wir die auch in Hamburg halten“, sagt Meister Knoop. Er ist für das Auswahlverfahren zuständig und lädt die Bewerber zum Eignungstest ein: „Das ist kein Hexenwerk, es geht um Allgemeinbildung.“ Knoop gibt allen Lehrlingen, die zuverlässig sind, selbstständig arbeiten können und Freundlichkeit mitbringen, eine Jobgarantie. Schließlich werden bald viele Kehrbezirke altersbedingt neu ausgeschrieben. Ole Anker will da unbedingt mitmischen, seinen Meister und die Ausbildung zum Energieberater abschließen:„Das ist eigentliche in bisschen schade, weil man dann wegkommt vom Fegen und den Abenteuern.“ DEIKE UHTENWOLDT

Job-Info

Ausbildungsdauer: 3 Jahre
Voraussetzungen: MSA wird empfohlen. Zudem handwerkliches Geschick, Organisationstalent und Schwindelfreiheit
Ausbildungsentgelt: 640 bis 810 Euro
Einstiegsgehalt: rund 2100 Euro
Perspektiven: sehr gut
Weiterbildungsmöglichkeiten: Meister, Lehrgänge zu Klima- und Umwelttechnik, Fachkaufmann in der Handwerkswirtschaft. Studium, etwa in Energie- und Wärmetechnik
Weitere Infos: schornsteinfeger-hamburg.de


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