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Edelsteinschleiferin, Bootsbauerin, Stuckateurin: Etwas abseits des Mainstreams gibt es Berufe mit guten Perspektiven

Ein Blick auf die Job-Exoten lohnt sich

Werkzeuge wie ein Hobel kommen in der Ausbildung zum Bootsbauer zum Einsatz. PATRICK PLEUL/DPA

Bürokauffrau, Fachinformatikerin, Medizinisch-technische Assistentin oder Kfz-Mechanikerin – das sind die absoluten Renner unter den Ausbildungen“, sagt Petra Cämmerer, Berufsberaterin bei der Agentur für Arbeit in Hamburg. Sie unterstützt seit mehr als 25 Jahren Jugendliche auf dem Weg in den Job. „Bei diesen Klassikern müssen die Bewerber oft gute Noten und geringe Fehlzeiten vorweisen, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen“, so Cämmerer. Diese Monokultur ist in zweierlei Hinsicht schwierig: Zum einen für Schüler, die die hohen Anforderungen nicht erfüllen, zum anderen für andere Berufe, denen es an Azubis mangelt. Die Suche jenseits des Ausbildungsmainstreams kann sich lohnen – gerade für die, die auch Lust auf ungewöhnlichere Tätigkeiten haben.

Hobeln, Schleifen, Sägen: Die Tischlerlehre ist heiß begehrt. Ein geschickter Umgang mit Holz ist aber nicht nur bei Möbeln an Land gefragt, sondern auch für Gefährte auf See. Bootsbauer gestalten und reparieren Ruderboote, Yachten und Binnenschiffe vom Rumpf bis zur Kajüte. In der Ausbildung lernen die Berufsanfänger die Arbeit mit weiteren Materialien wie Kunststoff, Metall und Verbundwerkstoffen. „Die Betriebe selbst machen wenig Werbung. Oft schreiben sie Ausbildungen nicht aus. Die Jugendlichen müssen hier proaktiv nachfragen: im Umfeld, bei den Kammern und Innungen“, rät Cämmerer. „Das sind Engagement und Kreativität gefragt.“

Das gilt auch für Modisten. Ob flippig, dezent oder elegant: Sie kreieren individuelle Kopfbedeckungen – und zaubern dabei immer wieder neue Ideen aus und auf den Hut. Auszubildende lernen, bei der Gestaltung auch die Persönlichkeit und den bevorzugten Kleidungsstil der Kunden zu berücksichtigen. Doch die Zahl der Ausbildungsbetriebe ist überschaubar: „Wer das unbedingt machen will, muss bereit sein, in eine andere Stadt zu ziehen“, sagt Cämmerer. Ähnlich sieht es bei der Ausbildung zur Goldschmiedin aus. „Hier einen Platz zu ergattern, ist wie ein Lottogewinn.“ Doch es gibt eine schmucke Alternative: Edelsteinschleiferin. Das Mekka für den Job ist Bingen in Rheinland-Pfalz. Dort hat die Edelsteinverarbeitung eine lange Tradition. Für diesen Job sollte man Fingerfertigkeit, ein gutes Augenmaß und eine ruhige Hand haben. Mögliche Arbeitsplätze sind Edelstein- und Schmuckwerkstätten, aber auch Herstellungsbetriebe für Präzisionswerkzeuge.

Andere Job-Exoten kämpfen mit einem gewissen Image-Problem – etwa der Beruf Bestattungsfachkraft. Petra Cämmerer: „Beim Thema Tod sind viele abgeschreckt. Dahinter versteckt sich aber ein vielseitiger Job, für den man Organisationstalent und Feingefühl braucht.“ Die Auszubildenden lernen, die Leiche herzurichten, die Trauerfeier zu planen und die Hinterbliebenen zuberaten.FingerspitzengefühlistauchfürStuckateureeinMuss – nicht unbedingt im Umgang mit Menschen, dafür aber mit der Materie. „Stuck trocknet extrem schnell. Man braucht nicht nur einen Sinn für Stilelemente, sondern auch eine hohe Frustrationstoleranz.“ Denn wenn der Stuck missglückt, muss von vorne begonnen werden. Dafür hat der Job durchaus künstlerische Elemente. Stuckprofile entstehen am Zeichentisch, erst dann werden sie an Wand oder Decke gebracht.

Insgesamt sieht Cämmerer auf dem Ausbildungsmarkt einen Trend zur Nachhaltigkeit: „Das Umweltbewusstsein ist gestiegen. Jobs zur Leder- oder Fellverarbeitung sind nicht mehr so gefragt.“ Hoch im Kurs stehen dafür nachhaltige Textil- und Holzverarbeitung. Generell, so Cämmerer, hätten Ausbildungsplatzsuchende Grund zum Optimismus. „Es gibt genug Plätze, manchmal muss man eben nur etwas um die Ecke denken.“ SABRINA JUNGE
 


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