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Themenwelten Hamburg
Mit zwei Jahren pandemiebedingter Verspätung gibt eine Ausstellung in der Rathausdiele Einblicke in die Geschichte des Unternehmens, das Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt integriert

102 Jahre Elbe-Werkstätten - 102 Jahre Teilhabe in Hamburg: Ausstellung in der Hamburger Rathausdiele

Die Elbe-Werkstätten in der heutigen Zeit: Diese Mitarbeiterinnen einer Außenarbeitsgruppe sind für den Gabelstapler-Hersteller und Intralogistik-Anbieter Still tätig

Die Elbe-Werkstätten feierten im Jahr 2020 ihr 100-jähriges Bestehen. Denn ihren Anfang hatte sie in der 1920 auf Betreiben des Hamburger Arbeitsamtes gegründeten „Hamburger Werkstatt für Erwerbsbeschränkte“ (HAWEE), die vorrangig arbeitslose Kriegsversehrte beschäftigte. 2011 fusionierte die „Hamburger Werkstatt“, wie das Unternehmen schon bald nur noch hieß, unter dem Dach der 1986 gegründeten Elbe-Werkstätten GmbH mit der Winterhuder Werkstätten GmbH, die wiederum aus einem 1958 von der Hamburger Arbeits- und Sozialbehörde eingerichtetes Beschäftigungsheim für Jugendliche hervorgegangen war. Somit konnten die heutigen Elbe-Werkstätten vor zwei Jahren auf eine hundertjährige Geschichte zurückblicken. Groß gefeiert werden durfte das damals allerdings nicht, pandemiebedingt mussten viele der für 2020 geplanten Aktivitäten verschoben werden.
 

Blick in die Produktionshalle des ehemaligen Berufsförderungswerks Hamburg. Es wurde 1962 im Stadtteil Farmsen-Berne gegründet
Blick in die Produktionshalle des ehemaligen Berufsförderungswerks Hamburg. Es wurde 1962 im Stadtteil Farmsen-Berne gegründet

Ausstellung in der Rathausdiele vom 29.8. bis zum 16.9.

Das betraf auch die Ausstellung in der Hamburger Rathausdiele, die auf Basis einer historischen Festschrift eigens für das Jubiläum konzipiert worden war. Doch jetzt, zwei Jahre später, kann sie endlich stattfinden. Geöffnet ist sie vom 29. August bis zum 16. September, immer während der regulären Öffnungszeiten der Rathausdiele. Beschäftigte der Elbe-Werkstätten werden in dieser Zeit vor Ort sein und Besucher*innen als Ansprechpartner*innen und als Expert*innen in eigener Sache für Fragen und Informationen zur Verfügung stehen. „Die Ausstellung dokumentiert auf Basis wissenschaftlicher Standards vor allem den geschichtlichen Werdegang der Hamburger Behindertenwerkstätten. Dieser spiegelt auch die sich im Laufe des Jahrhunderts gewandelte gesellschaftliche Akzeptanz von Menschen mit Behinderung wieder“, sagt Rolf Tretow, Sprecher der Elbe-Werkstätten-Geschäftsführung. „Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Ausstellung auf das wichtige Thema der Inklusion nun auch in der Rathausdiele aufmerksam machen können. Und wir hoffen auf viele Besucher*innen“, so Tretow.

Ziel der Ausstellung ist es, die Entwicklung des Teilhabesystems für Menschen mit Behinderungen in Hamburg vom Beginn der 1920er-Jahre bis in die Gegenwart zu zeigen – von den Anfängen der „Hamburger Werkstatt für Erwerbsbeschränkte“, die Kriegsinvaliden und Menschen mit Behinderungen unterstützte, bis hin zu den Elbe-Werkstätten als modernem Wegbereiter der Inklusion. Die Ausstellung will diese Entwicklung im Kontext der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung Hamburgs abbilden. Dazu gehört auch eine kritische Beleuchtung der NS-Zeit, insbesondere hinsichtlich des ideologischen „Wohlfahrtsgedankens“.
 

Das undatierte Foto wurde vermutlich in den 1950er-Jahren aufgenommen. Es zeigt einen Beschäftigten in der Schuhmacherei der „Hamburger Werkstatt für Erwerbsbeschränkte“ (HAWEE)
Das undatierte Foto wurde vermutlich in den 1950er-Jahren aufgenommen. Es zeigt einen Beschäftigten in der Schuhmacherei der „Hamburger Werkstatt für Erwerbsbeschränkte“ (HAWEE)

Größte Werkstatt für Menschen mit Behinderung in Deutschland

Da die Elbe-Werkstätten GmbH heute die bundesweit größte Werkstatt für Menschen mit Behinderung sind, wird sich die Ausstellung mit einem Schwerpunkt ihrem derzeitigen Unternehmensprofil und damit ihrer strategischen Ausrichtung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt widmen: Mittlerweile arbeiten rund 34 Prozent der in den Elbe-Werkstätten Beschäftigten auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt – in einer der derzeit rund 40 Außenarbeitsgruppen, die direkt bei Kooperationsunternehmen tätig sind, auf einem der etwa 200 sogenannten ausgelagerten Einzelarbeitsplätzen oder bei einem über das Budget für Arbeit vermittelten Betrieb.

3100 Beschäftigte

Was in den 1920er-Jahren als Rehabilitationseinrichtung vorrangig für Kriegsversehrte begann, hat sich mittlerweile zu einem modernen Betrieb entwickelt, der sich als Wegbereiter der Inklusion von Menschen mit Behinderungen versteht: An mehr als 50 Standorten im gesamten Hamburger Raum bieten die Elbe-Werkstätten rund 3100 Menschen mit Handicap Leistungen zu beruflicher Bildung und Arbeit, individuelle Unterstützung und pflegerische Hilfe. Der Berufsbildungsbereich der Elbe-Werkstätten qualifiziert die Beschäftigten mit Behinderung innerhalb und außerhalb der Werkstatt, er bietet ihnen fachliche Begleitung und pädagogische Unterstützung. Ziel ist es, sie fachlich zu qualifizieren und ihnen die Eingliederung in den beruflichen Alltag zu ermöglichen. Wenn gewünscht, erfolgt diese ab dem ersten Tag der beruflichen Bildung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt.

Die Beschäftigten der Elbe-Werkstätten sind in den verschiedensten Bereichen produzierend oder als Dienstleister tätig. Sparten sind unter anderem Verpackung und Konfektionierung, Elektrotechnik, Montage, Digitalisierung, Papier, Textil, Metall, Holz, Gartenbau, CAP-Markt und Gastronomie. Viele namhafte Unternehmen und innovative Start-ups in der Metropolregion Hamburg gehören zu den Kunden der Elbe-Werkstätten GmbH. mh

Weitere Informationen im Internet unter www.elbe-werkstaetten.de
 

Die Elbe-Werkstätten – auch ein Ausbildungsbetrieb

Ausbildung hat bei den Elbe-Werkstätten eine lange Tradition. Aktuell bildet das Unternehmen zu folgenden Berufen aus:

- Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel, Schwerpunkt Lebensmittel
- Verkäufer/Verkäuferin
- Fachkraft im Gastgewerbe, Schwerpunkt Küche
- Zweiradmechaniker/Zweiradmechanikerin
- Bürokaufmann/Bürokauffrau
- Industriekaufmann/Industriekauffrau

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