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Steuerfachangestellte müssen Zahlen verstehen, aber auch sozial kompetent sein. Digitalisierung verändert den Job

Im Dschungel der Finanzen

Virginia Bach macht bei der Kanzlei HSP Steuer eine Ausbildung. FOTO: PETER STEFFEN/DPA

Virginia Bach ist noch immer von ihrem Beruf begeistert - auch im dritten Ausbildungsjahr. Einem Job, den sich mancher vielleicht als trocken vorstellt: Die 23-Jährige wird Steuerfachangestellte. „Das ist ein vielfältiger, spannender Beruf, in dem man tiefe Einblicke in interessante Gebiete bekommt“, sagt sie. Virginia Bach lernt bei HSP Steuer, einer mittelgroßen Kanzlei in Hannover. Die Digitalisierung hat in dem Büro bereits Einzug gehalten, damit zählt die Kanzlei derzeit noch zu den Pionieren in Deutschland. Denn noch sind längst nicht alle Steuerberaterbüros auf diesem technischen Stand. Doch der gesamten Branche steht, wie vielen anderen, ein Umbruch bevor.

„Das Berufsbild ändert sich“, sagt Holger Bodmann, Steuerberater und einer der geschäftsführenden Partner bei HSP Steuer. „Die Qualifikation der Auszubildenden wird durch die Digitalisierung beeinflusst. Die zahlenverliebten Einzeltäter, die still vor sich hin gearbeitet haben, werden immer weniger.“ Denn mehr und mehr Arbeiten können vom Computer und von intelligenter Software übernommen werden. Bodmann: „Der Beruf des Buchhalters ist tatsächlich vom Aussterben bedroht, die Technologie ist schon vorhanden, um die Buchungsvorgänge zu automatisieren.“ Immer bedeutender werde es in Zukunft sein, die Geschäftsfelder der Mandanten zu verstehen. „Daher sind soziale Kompetenzen für unsere Mitarbeiter sehr wichtig“, sagt Holger Bodmann, der Aufsichtsratsmitglied bei Valtaxa ist, dem Verband der Angestellten in steuerberatenden Berufen.

Neben Büroorganisation und Gesprächen mit den Mandanten gehören die Erstellung von Finanzbuchführungen sowie Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Jahresabschlüssen, die Bearbeitung von Steuererklärungen und das Prüfen von Steuerbescheiden zu den Aufgaben der Steuerfachangestellten. In Holger Bodmanns Kanzlei werden die Auszubildenden sehr genau ausgewählt. „Normalerweise nehmen wir nur gute Abiturienten, denn Steuerrecht und Rechnungswesen sind komplexe Gebiete“, sagt er. Bach hat es mit einem erweiterten Realschulabschluss in ihre Ausbildung geschafft und hält die Inhalte für machbar. „Bei der Steuerlehre hat ohnehin niemand Vorkenntnisse, da muss man sich reinarbeiten und lernen“, sagt sie.

„Aus den Kanzleien sind die Steuerfachangestellten jedenfalls nicht wegzudenken“, sagt Thomas Hund, Geschäftsführer und Leiter Berufsrechtsabteilung der Bundessteuerberaterkammer in Berlin. Denn sie arbeiten den Steuerberatern zu, leiten die ersten Schritte der Beratung ein – und je fortgeschrittener sie in ihrem Beruf sind und je mehr Erfahrung sie haben, umso wertvoller werden sie.

Nach der Prüfung stehen den Steuerfachangestellten viele Wege offen. Sie können in einer Kanzlei bleiben oder in die Industrie wechseln. Zudem sind verschiedene Spezialisierungen möglich: zum Beispiel als Bilanzbuchhalter, als Fachassistent für Lohn und Gehalt oder als Steuerfachwirt.

Die Vergütung der Steuerfachangestellten in Ausbildung richtet sich nach den Empfehlungen der örtlichen Steuerberaterkammern – und die können sehr unterschiedlich sein. Während die Steuerberaterkammer in Sachsen ein Gehalt von 650, 750 und 850 Euro im ersten, zweiten und dritten Ausbildungsjahr empfiehlt, steigen Auszubildende in Hamburg und Schleswig-Holstein mit 850 Euro pro Monat ein und bekommen nach Empfehlung der dortigen Kammern jedes Jahr 100 Euro mehr. Das Gehalt für ausgelernte Fachleute ist sehr unterschiedlich und hängt vom Verhandlungsgeschick, der Größe der Kanzlei und dem Standort ab. Nach Auskunft von Thomas Hund sind es durchschnittlich zwischen 2000 und 3300 Euro brutto im Monat. Allerdings: Mit steigender Berufserfahrung und Spezialwissen können Fachleute besser verhandeln und verdienen. Verena Wolff
 

Job-Info

Ausbildungsdauer: 3 Jahre (Verkürzung möglich)
Voraussetzungen: Kein Abschluss vorgeschrieben. Auszubildende haben in der Regel Abitur oder einen MSA
Ausbildungsentgelt: Je nach Ausbildungsort und Lehrjahr zwischen 650 und 1050 Euro
Weitere Infos: stbk-hamburg.de/aus-und-fortbildung


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