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28.06.2017 / Mensch & Medizin

Screening hält das Risiko klein

Warum keine Frau auf die Reihenuntersuchung der Brust verzichten sollte

Geschulte Mitarbeiterinnen des Mammographie-Screening Zentrums gestalten die Untersuchung für Frauen so wenig belastend wie möglich Foto: Mammographie-Screening-Zentrum
Geschulte Mitarbeiterinnen des Mammographie-Screening Zentrums gestalten die Untersuchung für Frauen so wenig belastend wie möglich Foto: Mammographie-Screening-Zentrum
Der 50. Geburtstag ist für jede Frau etwas Besonderes: Zeit für Neubesinnung. Und eine Zeit, in der Frauen erstmals eine Einladung zum Brustkrebs-Screening erhalten. Brustkrebs, ein Wort, das Beklommenheit auslöst. Schließlich erkranken jährlich rund 72.000 Frauen in Deutschland daran. Doch auch immer mehr werden geheilt. Ein medizinischer Erfolg, den Experten dem Programm zur Früherkennung von Brustkrebs zuschreiben. Grund genug, die Teilnahme am Mammographie- Screening, zu dem jede Frau vom 50. bis 69. Lebensjahr alle zwei Jahre eingeladen wird, zur guten Gewohnheit werden zu lassen.

Im Alter zwischen 50 und 69 tritt Brustkrebs am häufigsten auf. Das Screening, das von den Krankenkassen bezahlt wird, deckt auch Tumorvorstufen und Neubildungen auf, die die Lymphknoten noch nicht befallen haben. Bis zu 57 Prozent der beim Screening gefundenen Tumoren sind kleiner als 15 Millimeter, bis zu 77 Prozent maximal 20 Millimeter groß und 79 Prozent ohne Lymphknotenbefall, so die Kooperationsgemeinschaft Mammographie-Programm. In diesem Stadium sind die Heilungsaussichten sehr gut: Die Therapie verläuft schonender, die Brust bleibt erhalten und oft kann auf eine Chemotherapie verzichtet werden. 86 Prozent der Frauen, bei denen durch das Screening ein Tumor schon im Frühstadium aufgespürt wurde, werden wieder ganz gesund. Dennoch schrecken viele Frauen vor der Untersuchung zurück, weil diese als unangenehm gilt. Doch sind die Mitarbeiterinnen des Mammographie-Screening-Zentrums in der Mönckebergstraße, die die Untersuchung seit 2008 für alle Hamburgerinnen durchführen, optimal darin geschult, die Frauen behutsam zu begleiten. 

Die meisten Aufnahmen sind unauffällig

Bei der Röntgenaufnahme wird die Brust leicht zusammengedrückt. Auf diese Weise wird eine geringere Strahlendosis benötigt und die Untersuchungsergebnisse fallen präziser aus. Mindestens zwei Ärzte überprüfen die Aufnahme unabhängig voneinander, in Zweifelsfällen wird ein dritter Arzt dazugeholt. Durchschnittlich 970 von 1000 Aufnahmen sind unauffällig. Rund 30 von 1000 Frauen werden wieder einbestellt, bei zwölf wird Gewebe entnommen und bei sechs von 1000 Frauen bestätigt sich die Diagnose Brustkrebs. Die Mitarbeiter des Screening-Zentrums achten darauf, dass die erneuten Einladungen nie am Wochenende bei der Empfängerin eintreffen und dass die Untersuchungen innerhalb von zwei bis drei Tagen durchgeführt werden können, um die Zeit der Unsicherheit möglichst kurz zu halten. Angesichts der vergleichsweise geringen Wahrscheinlichkeit, eine Krebs- Diagnose gestellt zu bekommen, glauben viele jüngere Frauen, auf die Teilnahme am Screening verzichten zu können. Doch das ist falsch gedacht. Denn jede Brust sieht auf dem Röntgenbild anders aus. Je mehr unterschiedliche Aufnahmen derselben Frau die Ärzte vergleichen können, desto präziser ist die Diagnose. Diejenigen, die bereits seit längerem am Screening-Programm teilnehmen, müssen deutlich seltener wieder einbestellt werden als Erstteilnehmerinnen. Deshalb ist es sinnvoll, in möglichst jungem Alter eine Vergleichsaufnahme für spätere Jahre anfertigen zu lassen. Nach wie vor gilt das Mammographie-Screening als das einzige wissenschaftlich anerkannte Verfahren zur Früherkennung von Brustkrebs. Dank neuartiger digitaler Röntgentechniken mit höchster Präzision eignet es sich für jede Frau in jedem Stadium der Erkrankung. Die Strahlenbelastung ist unbedenklich. Das Screening ist kein Ersatz für die Vorsorgeuntersuchung beim Frauenarzt. Und auch das Selbstabtasten der Brüste wird nach wie vor empfohlen, weil es die Vertrautheit mit dem eigenen Körper fördert. Doch ist das Abtasten keine Maßnahme zur Früherkennung von Brustkrebs. Denn Knoten, die Frauen auf diesem Wege erspüren, sind meist gutartig oder schon weit fortgeschrittene Tumore. Screening-Untersuchungen können den Brustkrebs zwar nicht verhindern, aber die Konsequenzen dieser Erkrankung mildern. Zusammen mit einem gesunden Lebensstil, zu dem viel Bewegung, Gewichtskontrolle, Verzicht auf Rauchen und ein Maßhalten beim Alkoholkonsum gehören, sollten sie ein Teil der bewussten Gesundheitsfürsorge jeder Frau ab 50 sein.


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