Björn Jensen
Für ein Traditionsturnier wie die German Open, das in diesem Jahr seine 112. Auflage erlebt, mögen zehn Jahre nur eine Episode sein. Für Michael Stich und seine Geschäftspartner Detlef Hammer und Jens Pelikan von der Veranstaltungsagentur Hamburg Sports & Entertainment (HSE) sind die Jahre von 2009 bis heute eine Ära. Eine Ära, die auf Wunsch des Deutschen Tennis- Bundes (DTB), der die Lizenz zur Ausrichtung des wichtigsten deutschen Herrentennis-Events besitzt, in diesem Juli endet. Von 2019 an ist der Österreicher Peter-Michael Reichel zur Austragung berechtigt – und Stich wieder interessierter Beobachter.
2009, nachdem die Herrentennis-Organisation ATP Hamburg den Mastersstatus entzogen und das Turnier vom Mai vor den French Open in den Juli nach Wimbledon verlegt hatte, war der 49-Jährige als Retter eingesprungen. Als Turnierdirektor sowie als Protagonist des seit 2011 als Eröffnungsmatch am ersten Turniersonntag ausgetragenen Legendenmatches hat Michael Stich seitdem an der Bestandswahrung und Weiterentwicklung gearbeitet. Für dieses Magazin blickt der Mann, der 1993 als bislang letzter Deutscher am Rothenbaum den Titel gewinnen konnte, auf die vergangenen zehn Jahre zurück.
Für ein Traditionsturnier wie die German Open, das in diesem Jahr seine 112. Auflage erlebt, mögen zehn Jahre nur eine Episode sein. Für Michael Stich und seine Geschäftspartner Detlef Hammer und Jens Pelikan von der Veranstaltungsagentur Hamburg Sports & Entertainment (HSE) sind die Jahre von 2009 bis heute eine Ära. Eine Ära, die auf Wunsch des Deutschen Tennis- Bundes (DTB), der die Lizenz zur Ausrichtung des wichtigsten deutschen Herrentennis-Events besitzt, in diesem Juli endet. Von 2019 an ist der Österreicher Peter-Michael Reichel zur Austragung berechtigt – und Stich wieder interessierter Beobachter.
2009, nachdem die Herrentennis-Organisation ATP Hamburg den Mastersstatus entzogen und das Turnier vom Mai vor den French Open in den Juli nach Wimbledon verlegt hatte, war der 49-Jährige als Retter eingesprungen. Als Turnierdirektor sowie als Protagonist des seit 2011 als Eröffnungsmatch am ersten Turniersonntag ausgetragenen Legendenmatches hat Michael Stich seitdem an der Bestandswahrung und Weiterentwicklung gearbeitet. Für dieses Magazin blickt der Mann, der 1993 als bislang letzter Deutscher am Rothenbaum den Titel gewinnen konnte, auf die vergangenen zehn Jahre zurück.
2009: In unserem Team herrschte Pionierstimmung. Rund um das Turnier wurde wegen des neuen Termins und des verlorenen Mastersstatus viel geunkt, aber wir hatten alle Lust, Neuland zu betreten und unsere Ideen umzusetzen. Natürlich gab es auch für mich Startschwierigkeiten. So flog ich im März nach Kalifornien, um in Indian Wells am Meeting der ATP-Turnierdirektoren teilzunehmen. Leider hatte mir niemand gesagt, dass das Treffen abgesagt worden war. Aber ansonsten lief alles gut an. Unser Vorteil war, dass wir uns auf die 102-jährige Tradition des Turniers verlassen konnten und nicht von null starten mussten.
Für mich war neu, als Turnierdirektor wieder den direkten Draht zu den Fans zu haben. Es war spannend zu erfahren, um was man sich alles kümmern darf. Da war zum Beispiel diese Damengruppe, die Tickets bestellt hatte, die nicht rechtzeitig zugestellt werden konnten. In den Tickets ist die Benutzung des Nahverkehrs enthalten, doch weil die Damen die Karten erst am Schalter abholen konnten, mussten sie den HVV extra bezahlen. Als Entschädigung dafür haben sie Gutscheine für den Stand von Jim Block bekommen. Sie wollten aber keine Burger, sondern lieber eine Flasche Prosecco. Auch das haben wir dann hingekriegt.
Für mich war neu, als Turnierdirektor wieder den direkten Draht zu den Fans zu haben. Es war spannend zu erfahren, um was man sich alles kümmern darf. Da war zum Beispiel diese Damengruppe, die Tickets bestellt hatte, die nicht rechtzeitig zugestellt werden konnten. In den Tickets ist die Benutzung des Nahverkehrs enthalten, doch weil die Damen die Karten erst am Schalter abholen konnten, mussten sie den HVV extra bezahlen. Als Entschädigung dafür haben sie Gutscheine für den Stand von Jim Block bekommen. Sie wollten aber keine Burger, sondern lieber eine Flasche Prosecco. Auch das haben wir dann hingekriegt.
Es gab aber auch Begegnungen, die mich tief bewegten, wie zum Beispiel die Dame, die mich im ersten Jahr ansprach. Sie sei so glücklich, sagte sie, dass ich Mansour Bahrami zum Legendendoppel verpflichten konnte, denn den sehe sie so gern. Und dann erwähnte sie, fast beiläufig, dass sie seit 65 Jahren kein einziges Turnier verpasst, aber Bahrami ihr einen der schönsten Momente beschert habe. 65 Jahre Stammkundin – so etwas nötigt mir höchsten Respekt ab. Grundsätzlich war meine Wahrnehmung über die Jahre, dass die Menschen sehr dankbar waren, dass wir dafür sorgen konnten, das Turnier in Hamburg zu halten.
Sportlich ist mir außer dem Triumph von Nikolai Dawidenko, der in dem Jahr auch das ATP-Tourfinale gewinnen konnte, nicht viel in Erinnerung geblieben. Es war das Jahr des Übergangs, und daran mussten sich alle Beteiligten erst einmal gewöhnen.
Sportlich ist mir außer dem Triumph von Nikolai Dawidenko, der in dem Jahr auch das ATP-Tourfinale gewinnen konnte, nicht viel in Erinnerung geblieben. Es war das Jahr des Übergangs, und daran mussten sich alle Beteiligten erst einmal gewöhnen.
2010: Hamburg war immer ein Pflaster für Überraschungssieger, und in unserem zweiten Jahr hatten wir einen solchen. Der Kasache Andrej Golubjew hat in seiner Karrierebilanz einen einzigen Titel stehen, und den holte er am Rothenbaum durch einen Finalsieg über den Österreicher Jürgen Melzer, nachdem er im Halbfinale Florian Mayer bezwungen hatte. Heute ist Golubjew 30 Jahre alt und wird nicht einmal mehr in der Weltrangliste geführt. Er kam aus dem Nichts und ist nun wieder dort angekommen. Aber den Hamburg-Triumph kann ihm keiner nehmen.
2010 war auch das erste Jahr, in dem unsere Lokalmatadoren Julian Reister und Tobias Kamke die Fans begeisterten. Kamke wurde am Jahresende von der ATP sogar als Newcomer des Jahres ausgezeichnet. In guter Erinnerung habe ich auch noch das Legendendoppel gegen den Franzosen Yannick Noah. Das wurde damals noch nicht am ersten Turniersonntag ausgetragen, sondern in der Woche. Weil die Matches auf dem Centre Court am geplanten Spieltag so lang dauerten, mussten wir auf Nebenplatz M1 spielen. Der war überfüllt, und aus einem der Häuser am Rande der Anlage schaute von einem Balkon aus eine ältere Dame zu. Irgendwann hat Yannick angefangen, ihr Bälle zuzuschlagen. Das war typisch für ihn und hat allen Spaß gemacht.
2010 war auch das erste Jahr, in dem unsere Lokalmatadoren Julian Reister und Tobias Kamke die Fans begeisterten. Kamke wurde am Jahresende von der ATP sogar als Newcomer des Jahres ausgezeichnet. In guter Erinnerung habe ich auch noch das Legendendoppel gegen den Franzosen Yannick Noah. Das wurde damals noch nicht am ersten Turniersonntag ausgetragen, sondern in der Woche. Weil die Matches auf dem Centre Court am geplanten Spieltag so lang dauerten, mussten wir auf Nebenplatz M1 spielen. Der war überfüllt, und aus einem der Häuser am Rande der Anlage schaute von einem Balkon aus eine ältere Dame zu. Irgendwann hat Yannick angefangen, ihr Bälle zuzuschlagen. Das war typisch für ihn und hat allen Spaß gemacht.
2011: Aus diesem Jahr ist mir besonders das Finale in Erinnerung geblieben, weil es zwei ganz besondere Spieler bestritten. Der Franzose Gilles Simon, der den Titel gewann, und der Spanier Nicolás Almagro haben uns viele Jahre die Treue gehalten. Simon ist ein sehr angenehmer, zurückhaltender Typ. Almagro ist auf dem Platz ein extrovertierter Kämpfer, der sich gern mal mit Gegner und Publikum anlegt, abseits des Courts aber ist er ein ganz feiner Mensch. Sportlich war es eins der hochklassigsten Matches, die wir in den vergangenen zehn Jahren erlebt haben.
Als Gast für das erste Legendenmatch am Sonntag vor Turnierstart hatte ich Ivan Lendl gewinnen können, und auch das war etwas ganz Besonderes. Nicht nur, dass Ivan sich von seiner nettesten Seite präsentierte; er war auch sportlich die größte Herausforderung, weil er nicht nur technisch, sondern auch athletisch voll auf der Höhe war und mich damit ziemlich überraschte.
Als Gast für das erste Legendenmatch am Sonntag vor Turnierstart hatte ich Ivan Lendl gewinnen können, und auch das war etwas ganz Besonderes. Nicht nur, dass Ivan sich von seiner nettesten Seite präsentierte; er war auch sportlich die größte Herausforderung, weil er nicht nur technisch, sondern auch athletisch voll auf der Höhe war und mich damit ziemlich überraschte.
2012: Wegen der Olympischen Spiele in London mussten wir das Teilnehmerfeld erstmals von 48 auf 32 Spieler reduzieren. Dass wir damals entschieden, diese Feldgröße beizubehalten, war mit die beste Entscheidung unserer Amtszeit – neben dem 2011 eingeführten freien Eintritt auf die Nebenplätze, womit wir Menschen in größerer Zahl vom Tennis am Rothenbaum begeistern konnten. Die beste Story dieses Jahres war das Comeback von Tommy Haas, der davor 2006 das letzte Mal in seiner Heimatstadt aufgeschlagen hatte. Er spielte großartiges Tennis, marschierte durch bis ins Finale, wo der Argentinier Juan Monaco leider Tommys Traum vom Triumph am Rothenbaum zerstörte.
Persönliches Highlight war für mich das Legendenmatch gegen John McEnroe. John ist ein Spieler, der die Fans mitreißt, der noch immer polarisiert. Er ist ein Freund von mir, der immer da ist, wenn ich ihn brauche, deshalb bin ich sehr froh, dass er in diesem Jahr auch zum Abschied noch einmal zurückkehrt. Gegen ihn zu spielen war besonders schön, weil er noch immer ein Wettkämpfer ist, der dabei nie vergisst, dass er den Fans auch Show bieten muss. Und weil er am Ende sogar gewann, kommt er nun gern und mit gutem Gefühl nach Hamburg zurück.
Persönliches Highlight war für mich das Legendenmatch gegen John McEnroe. John ist ein Spieler, der die Fans mitreißt, der noch immer polarisiert. Er ist ein Freund von mir, der immer da ist, wenn ich ihn brauche, deshalb bin ich sehr froh, dass er in diesem Jahr auch zum Abschied noch einmal zurückkehrt. Gegen ihn zu spielen war besonders schön, weil er noch immer ein Wettkämpfer ist, der dabei nie vergisst, dass er den Fans auch Show bieten muss. Und weil er am Ende sogar gewann, kommt er nun gern und mit gutem Gefühl nach Hamburg zurück.
2013: Unser Ziel war immer gewesen, die Superstars Roger Federer und Rafael Nadal, die im letzten Mastersjahr 2008 das Finale bestritten hatten, noch einmal nach Hamburg zu locken. 2013 war es Zeit für den ersten Teil. Roger hatte in Wimbledon in Runde zwei verloren, und sein Manager fragte an, ob er am Rothenbaum spielen könnte. Man darf in solchen Momenten nicht sofort jubelnd zusagen, schließlich gilt es ja auch die Finanzierung zu klären. Aber mit der Unterstützung guter, treuer Partner haben wir ihn dann herholen können. Roger wollte in Hamburg seinen neuen Schläger testen, und das wäre beinahe grandios schiefgegangen. In seinem Erstrundenmatch verlor er den ersten Satz gegen Daniel Brands mit 3:6. Dann merkte Daniel, wie nah er der Sensation kommen konnte, und begann nachzudenken. Federer siegte, erreichte immerhin das Halbfinale und machte viele Tennisfans – und uns als Veranstalter – glücklich.
Das Turnier gewann schließlich der Italiener Fabio Fognini, der Federer-Bezwinger Federico Delbonis aus Argentinien in drei Sätzen niederrang. Erstmals per Wildcard im Hauptfeld stand ein gewisser Alexander Zverev. 16 Jahre alt, sehr aufgeregt und überfordert mit der Situation, aber trotzdem sehr selbstbewusst. Er unterlag dem Spanier Roberto Bautista Agut 3:6, 2:6. Aber es war allen klar, dass da noch viel mehr kommen würde in den nächsten Jahren.
Das Turnier gewann schließlich der Italiener Fabio Fognini, der Federer-Bezwinger Federico Delbonis aus Argentinien in drei Sätzen niederrang. Erstmals per Wildcard im Hauptfeld stand ein gewisser Alexander Zverev. 16 Jahre alt, sehr aufgeregt und überfordert mit der Situation, aber trotzdem sehr selbstbewusst. Er unterlag dem Spanier Roberto Bautista Agut 3:6, 2:6. Aber es war allen klar, dass da noch viel mehr kommen würde in den nächsten Jahren.
2014: Dass es so schnell gehen würde, hatte dann aber doch niemand erwartet. Bei seinem zweiten Anlauf am Rothenbaum erreichte der jüngere der Zverev-Brüder als 17-Jähriger das Halbfinale, schlug im Viertelfinale seinen früheren UHC-Vereinskollegen Tobi Kamke. Auch wenn es dann gegen den spanischen Weltklassemann David Ferrer eine 0:6, 1:6-Abfuhr gab – Sascha hatte seine Duftmarke gesetzt. Es war sportlich das beste Erlebnis, das ich in meiner Zeit als Turnierdirektor hatte.Etwas traurig war ich, dass Ferrer das Finale gegen den Argentinier Leonardo Mayer verlor. David ist ein treuer Gast bei uns gewesen, ein sehr sympathischer und großartiger Spieler, der auch in diesem Jahr noch einmal versuchen wird, seinen ersten Titel in Hamburg zu holen. Ich würde es ihm sehr gönnen.
2015: Teil zwei der Aktion „Stars für den Rothenbaum“ konnten wir 2015 erledigen. Rafael Nadal war in Wimbledon früh gescheitert und fragte für eine Wildcard bei uns an. Er dachte, dass die 500 Punkte relativ einfach zu gewinnen seien, doch als er in Runde eins auf seinen spanischen Landsmann Fernando Verdasco traf und den ersten Satz abgab, hatten wir alle schon Bammel, dass er in Runde eins ausscheiden könnte. Dann aber zog „Rafa“ durch, gewann den Titel in einem super Endspiel gegen Fognini und präsentierte sich auch abseits des Platzes als Superstar. Vor dem Finale hatte er keinen Partner zum Einschlagen, sodass er mich fragte. So kam es, dass ich in Sportklamotten statt Anzug bei der Abschluss-Pressekonferenz saß.
Interessant war diese Pressekonferenz aber vor allem deshalb, weil der Sprecher unseres Titelsponsors Betat-Home unser Teilnehmerfeld hart kritisierte und das Turnier öffentlich runterputzte. Nach fünf Jahren toller Partnerschaft, in der wir gemeinsam viel für das Turnier erreicht und auch den Weg für Sportwettenanbieter ins Sponsoring geebnet hatten, war das ein Tiefschlag und ein enttäuschendes Ende der Zusammenarbeit.
2016: Der Nachfolger von Andrej Golubjew als Überraschungssieger hieß Martin Klizan. Der Slowake, der 2016 sein bestes Jahr als Profi erlebte und auch das 500er-Turnier in Rotterdam gewinnen konnte, siegte im sportlich dünnsten Endspiel meiner Zeit als Turnierdirektor gegen Pablo Cuevas aus Uruguay. 2016 war wieder ein Olympiajahr, wir mussten eine Reihe an Absagen eingeplanter Top-20-Spieler verkraften. Zusätzlich hatten wir große Probleme mit dem Teilnehmerfeld, weil zeitgleich das Davis- Cup-Viertelfinale stattfand und die ATP den Spielern zubilligte, kurzfristig ihre Teilnahme zurückzuziehen.
Dazu kam das nächste bittere Erstrundenaus von Alexander Zverev, der bereits im Vorjahr zum Auftakt an Tommy Robredo gescheitert war. Diesmal war der Spanier Inigo Cervantes zu stark für ihn. Noch bitterer aber war, dass er im Doppel an der Seite seines Bruders Mischa innerhalb von 38 Minuten 0:6, 2:6 ausschied. Das war ein trauriger Abgang der Brüder von ihrem Heimatturnier.
2017: Diesem Abgang folgte im Jahr darauf die größte Enttäuschung meiner Zeit als Turnierdirektor mit dem Rückzug von Alexander Zverev, der trotz einer mündlich und schriftlich fixierten Vereinbarung bis 2018 entschieden hatte, nicht in Hamburg anzutreten. Das war nicht nur menschlich enttäuschend, sondern auch sportlich ein harter Schlag für uns.
Ein interessantes und schönes Turnier wurde es dennoch, weil sich zunächst Tommy Haas im Legendenmatch gegen mich vom Hamburger Publikum verabschieden konnte. Und weil Flo Mayer im Finale stand. Dass er es gegen seinen Nachnamensvetter Leonardo verlor, hatte zwei Konsequenzen. Zum einen gewann erstmals ein Lucky Loser den Titel, denn Leonardo Mayer war in der Qualifikation am Berliner Toptalent Rudolf Molleker gescheitert, dann aber noch ins Hauptfeld nachgerückt. Molleker, der damals 16 Jahre alt war, begeisterte die Fans mit seinem druckvollen Spiel, er scheiterte in Runde eins an Russlands aufstrebendem Karen Chatschanow, aber machte uns allen Hoffnung, den nächsten deutschen Hoffnungsträger gesehen zu haben.
Zum anderen war leider wieder kein Nachfolger für mich als deutscher Rothenbaum-Sieger gefunden worden. Flo Mayer hätte ich es sehr gewünscht, denn er hat bei uns immer alles gegeben, hat uns die Treue gehalten und am Rothenbaum oft sein bestes Tennis gezeigt. Wenn er in diesem Jahr eine Wildcard benötigt, um zum letzten Mal in Hamburg anzutreten, wird er sie bekommen. Und wer weiß, ob er sich nicht doch noch ein letztes Mal zu einer Großtat aufraffen wird. Auch für mich wäre das ein toller Abschluss.
2015: Teil zwei der Aktion „Stars für den Rothenbaum“ konnten wir 2015 erledigen. Rafael Nadal war in Wimbledon früh gescheitert und fragte für eine Wildcard bei uns an. Er dachte, dass die 500 Punkte relativ einfach zu gewinnen seien, doch als er in Runde eins auf seinen spanischen Landsmann Fernando Verdasco traf und den ersten Satz abgab, hatten wir alle schon Bammel, dass er in Runde eins ausscheiden könnte. Dann aber zog „Rafa“ durch, gewann den Titel in einem super Endspiel gegen Fognini und präsentierte sich auch abseits des Platzes als Superstar. Vor dem Finale hatte er keinen Partner zum Einschlagen, sodass er mich fragte. So kam es, dass ich in Sportklamotten statt Anzug bei der Abschluss-Pressekonferenz saß.
Interessant war diese Pressekonferenz aber vor allem deshalb, weil der Sprecher unseres Titelsponsors Betat-Home unser Teilnehmerfeld hart kritisierte und das Turnier öffentlich runterputzte. Nach fünf Jahren toller Partnerschaft, in der wir gemeinsam viel für das Turnier erreicht und auch den Weg für Sportwettenanbieter ins Sponsoring geebnet hatten, war das ein Tiefschlag und ein enttäuschendes Ende der Zusammenarbeit.
2016: Der Nachfolger von Andrej Golubjew als Überraschungssieger hieß Martin Klizan. Der Slowake, der 2016 sein bestes Jahr als Profi erlebte und auch das 500er-Turnier in Rotterdam gewinnen konnte, siegte im sportlich dünnsten Endspiel meiner Zeit als Turnierdirektor gegen Pablo Cuevas aus Uruguay. 2016 war wieder ein Olympiajahr, wir mussten eine Reihe an Absagen eingeplanter Top-20-Spieler verkraften. Zusätzlich hatten wir große Probleme mit dem Teilnehmerfeld, weil zeitgleich das Davis- Cup-Viertelfinale stattfand und die ATP den Spielern zubilligte, kurzfristig ihre Teilnahme zurückzuziehen.
Dazu kam das nächste bittere Erstrundenaus von Alexander Zverev, der bereits im Vorjahr zum Auftakt an Tommy Robredo gescheitert war. Diesmal war der Spanier Inigo Cervantes zu stark für ihn. Noch bitterer aber war, dass er im Doppel an der Seite seines Bruders Mischa innerhalb von 38 Minuten 0:6, 2:6 ausschied. Das war ein trauriger Abgang der Brüder von ihrem Heimatturnier.
2017: Diesem Abgang folgte im Jahr darauf die größte Enttäuschung meiner Zeit als Turnierdirektor mit dem Rückzug von Alexander Zverev, der trotz einer mündlich und schriftlich fixierten Vereinbarung bis 2018 entschieden hatte, nicht in Hamburg anzutreten. Das war nicht nur menschlich enttäuschend, sondern auch sportlich ein harter Schlag für uns.
Ein interessantes und schönes Turnier wurde es dennoch, weil sich zunächst Tommy Haas im Legendenmatch gegen mich vom Hamburger Publikum verabschieden konnte. Und weil Flo Mayer im Finale stand. Dass er es gegen seinen Nachnamensvetter Leonardo verlor, hatte zwei Konsequenzen. Zum einen gewann erstmals ein Lucky Loser den Titel, denn Leonardo Mayer war in der Qualifikation am Berliner Toptalent Rudolf Molleker gescheitert, dann aber noch ins Hauptfeld nachgerückt. Molleker, der damals 16 Jahre alt war, begeisterte die Fans mit seinem druckvollen Spiel, er scheiterte in Runde eins an Russlands aufstrebendem Karen Chatschanow, aber machte uns allen Hoffnung, den nächsten deutschen Hoffnungsträger gesehen zu haben.
Zum anderen war leider wieder kein Nachfolger für mich als deutscher Rothenbaum-Sieger gefunden worden. Flo Mayer hätte ich es sehr gewünscht, denn er hat bei uns immer alles gegeben, hat uns die Treue gehalten und am Rothenbaum oft sein bestes Tennis gezeigt. Wenn er in diesem Jahr eine Wildcard benötigt, um zum letzten Mal in Hamburg anzutreten, wird er sie bekommen. Und wer weiß, ob er sich nicht doch noch ein letztes Mal zu einer Großtat aufraffen wird. Auch für mich wäre das ein toller Abschluss.