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Themenwelten Hamburg
Abschied

Minigärten mit Niveau

Ganzjährig ansprechend gestaltet und jederzeit gut gepflegt: Grabbepflanzung stellt höchste Ansprüche auf kleinstem Raum

Farbenfroh und frostsicher: So bepflanzt kann eine Grabstelle auch in den dunklen Monaten Trost bringen. Fotos (3): Friedhofsgärtner-Genossenschaft Hamburg e. G.
Farbenfroh und frostsicher: So bepflanzt kann eine Grabstelle auch in den dunklen Monaten Trost bringen. Fotos (3): Friedhofsgärtner-Genossenschaft Hamburg e. G.
Eine Grabstelle auf einem Friedhof ist für die meisten Menschen ein besonderer Ort. Mit ihm sind viele Emotionen und Erinnerungen verbunden. Hier suchen sie Trost in ihrer Trauer und Nähe zu den Verstorbenen. Nicht nur durch diesen persönlichen Bezug stellt die Gestaltung eines Grabes eine große Herausforderung dar. „Gräber sind Miniaturgärten, die auch an die Bepflanzung besondere Ansprüche stellen“, sagt Alexander König, Geschäftsführer der Friedhofsgärtner-Genossenschaft Hamburg e.G. So dürfen die gewählten Pflanzen zum Beispiel den Grabstein nicht verdecken und nicht breiter werden als die für das Grab vorgegebene Fläche. Die kleine Fläche eines Grabes soll zudem das ganze Jahr über abwechslungsreich bepflanzt sein, und ist eine grüne Einrahmung gewünscht, sollte die möglichst die gesamte Ruhezeit überdauern.

Grüner Rahmen, buntes Grabbild

Grundsätzlich unterscheiden Friedhofsgärtner zwischen Rahmenbepflanzung neben dem Grab und zur Einfassung des Grabfeldes, sowie Wechsel- und Dauerbepflanzung. Mit einer Rahmenbepflanzung neben oder hinter dem Stein wird dieser eingerahmt oder hervorgehoben. Geeignet sind hierzu zum Beispiel Taxus, Ilex, Zypressen, Rosen und Hortensien. Bei der Einfassung wird die gesamte Fläche des Grabfeldes grün umrandet – zum Beispiel durch niedrige Hecken. Bei der Pflanzenwahl sollte man darauf achten, dass der immergrüne Rahmen nicht allzu sehr in die Höhe schießt. Kleinwüchsige Pflanzen oder solche, die mit einem regelmäßigen Schnitt gut in Form gehalten werden können, finden hier ihren Platz. Als Einfassungen werden daher unter anderem Ilex crenata („Glory Dwarf“), Ilex Heckenzwerg, Taxus bacata („Renkens Kleiner Grüner), Taxus cuspidata („Lescow“) und Lonicera („Maigrün“) empfohlen.

Minigärten mit Niveau Image 2
In diesem grünen Rahmen kann sich das individuelle „Grabbild“ entfalten: als einfarbiges oder farbenfroh buntes Wechselbeet, ganzflächig, in grafischen oder freien Formen gepflanzt. Für die saisonale Bepflanzung steht dem Friedhofsgärtner die ganze Farbpalette und Formenvielfalt überwiegend einjähriger Pflanzen zur Verfügung. Ähnlich wie ein Florist, der einen Strauß je nach Anlass zusammenstellt, gehen auch Friedhofsgärtner vor. König: „Bunte Blumen auf Grabstellen sind Symbole des Lebens und können Trost geben.“ Das gilt auch in den Herbst- und Wintermonaten, in denen sich – alternativ zur Beetabdeckung mit Tannengrün – farbenfrohe Winterstrukturgärten anbieten. Winterharte Heidesorten, Gräser und Gaultherien (Scheinbeeren) stimmen dann mit ihren abwechslungsreichen Farben selbst in der dunklen Jahreszeit tröstlich.

Wer den Pflegeaufwand auf ein Minimum reduzieren möchte oder es einfach schlicht grün am liebsten mag, wählt eine dauerhafte Flächenbepflanzung. Besonders gut geeignet sind Zwergmispeln, Spindelsträucher und Waldsteinia.

Mein Grab – meine Ideen?!

Ein Platz, um jede ausgefallene Idee umzusetzen, ist eine Grabstelle jedoch nicht. Zwar soll den Hinterbliebenen ein möglichst großer Freiraum für die Umsetzung individueller Wünsche gegeben werden, die einzelne Grabstelle ist aber gleichzeitig auch immer Teil des Grabfeldes und des gesamten Friedhofes. Daher sollten sich die einzelnen Gräber auch in das Gesamtbild des Friedhofes einfügen. Was geht und was nicht, ist unter anderem in der Satzung des jeweiligen Friedhofs geregelt. König: „Im Rahmen dieser Vorgaben bleibt dem Friedhofsgärtner aber viel kreativer Spielraum für eine individuelle Gestaltung.“ ivo

Pflege vom Profi

Miniaturgärten mit Anspruch: Durch die Arbeit mit Formen und Farben entstehen individuelle Pflanzenbilder
Miniaturgärten mit Anspruch: Durch die Arbeit mit Formen und Farben entstehen individuelle Pflanzenbilder
Grundsätzlich kann jede Grabstelle von den Angehörigen selbst gepflegt werden. Da jedoch oft nicht nur die gärtnerischen Kenntnisse fehlen, sondern auch die Zeit, die nötig ist, um die „Minigärten“ ganzjährig zu pflegen, bieten die speziell für diese Aufgaben ausgebildeten Friedhofsgärtner ihre Dienstleistungen an.

Bei der Jahresgrabpflege schließt man einen Vertrag mit einer Friedhofsgärtnerei. Welche Leistungen übernommen werden, wird darin individuell festgelegt. Dazu können zum Beispiel eine jahreszeitlich wechselnde Bepflanzung, die regelmäßige Reinigung der Grabstätte von Unkraut, Laub und Ästen, fachmännischer Pflanzenschnitt sowie Grabschmuck zu individuellen Gedenktagen des Gestorbenen gehören. Ein Vertrag für die Jahresgrabpflege kann jährlich neu beauftragt oder als Dauerauftrag automatisch verlängert werden.

Die Dauergrabpflege gilt für eine langjährige Betreuung bereits bestehender oder zukünftiger Grabstellen. Anders als bei der Jahresgrabpflege, wird bei der Dauergrabpflege eine Pflegevereinbarung mit der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Hamburger Friedhofsgärtner GmbH und einer Friedhofsgärtnerei abgeschlossen. Der nach einer Beisetzung aufgeschüttete Hügel hat ungefähr ein halbes Jahr Zeit, sich zu setzen. Danach erst geht es an die Grabneuanlage. Dabei wird bei der Bepflanzung besonderes Augenmerk auf Licht-, Boden- und Klimabedingungen gelegt. Nicht jede Pflanze gedeiht in jeder Umgebung. Schattenbereiche erfordern eine andere Flora als beispielsweise sehr sonnige Abschnitte. Bei der Auswahl der Pflanzen wird dann auch noch auf eine Harmonie zwischen Farben, Formen und dem ausgewählten Grabmal geachtet.

Weitere Informationen: www.treuhandstelle.de
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