Fast ein Fünftel der Bevölkerung (17 Prozent) und damit weit mehr Menschen, als bisher ehrenamtlich in der Hospizarbeit engagiert sind, können sich vorstellen, Schwerstkranke und Sterbende am Lebensende zu begleiten. Das ist ein zentrales Ergebnis der im Sommer veröffentlichten Verbundstudie „Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit – Merkmale, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“. Initiiert und gefördert wurde sie vom Deutschen Hospiz- und Palliativ-Verband (DHPV).
„Die Begleitung von sterbenden Menschen und ihrer Angehörigen ist anspruchsvoll“, sagte Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey anlässlich der Vorstellung der Studie im Juli dieses Jahres in Berlin. „Umso mehr Respekt gebührt denen, die diese Arbeit ehrenamtlich machen. Die medizinische Versorgung ist das eine. Genauso wichtig ist, im Gespräch zu bleiben, Zuwendung zu geben, Zeit zu haben und für sterbende Menschen da zu sein. Das ist nicht immer einfach und gerade darum ist das ehrenamtliche Engagement besonders wertvoll.“
Hospiz ist ein Thema der Mittelschicht
Viele würden gern dies wertvolle Engagement erbringen. Es drängt sich allerdings die Frage auf, warum sie es nicht tun. Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV, sieht einen Grund darin, dass es noch zu wenig Heterogenität und Offenheit in der hospizlichen Organisationsstruktur und -kultur sowie in der ehrenamtlichen Praxis gebe. Grundsätzlich verstehe sich Hospizarbeit zwar als offen für jeden, der sich ehrenamtlich engagieren möchte, dennoch sei sie, das zeige die Studie, nach wie vor weiblich und mittelschichtbasiert. Hospizarbeit, so Hardinghaus würde immer noch überwiegend von Frauen in der späten Erwerbs- bzw. Nacherwerbsphase getragen. „Insgesamt zeigt sich“, ergänzt Prof. Werner Schneider, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats und Koordinator der genannten Studie, „dass der Wandel hin zu einem neuen, das heißt bunteren, vielfältigeren und flexibleren Ehrenamt, das das bestehende Angebot ergänzt, noch ganz am Anfang steht.“ Hierbei seien auch die Bedeutung von Nachbarschaften und Freundschaften sowie eine Öffnung der Tätigkeiten und Engagementmöglichkeiten für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Schichten bzw. Milieus in den Blick zu nehmen. Laut Studie wünscht sich ebenfalls fast ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) eine ehrenamtliche Sterbebegleitung für ihre Angehörigen und Freunde. „Wichtige Schlüsselpersonen für die Vermittlung von Hospizangeboten sind dabei auch und vor allem Ärzte und Pflegedienste. Das geschieht bisher aber sehr viel seltener, als möglich und sinnvoll wäre – hier braucht es mehr Bewusstsein pro Ehrenamt und mehr Wissen übereinander“, so Hardinghaus.
Übrigens ist nicht nur die ehrenamtliche Sterbebegleitung noch nicht in allen Gesellschaftsbereichen angekommen. Obwohl sich Hospizarbeit als Unterstützungsangebot grundsätzlich an jeden richtet, der Hilfe in der existenziellen, von schwerer Krankheit und Sterben geprägten Lebenskrise benötigt, sind es bisher überwiegend Menschen aus der gesellschaftlichen Mitte, die sich begleiten lassen.
Hintergrund der Studie: Die von Ehrenamtlichkeit getragene Hospizbewegung hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu einem menschenwürdigeren Umgang mit Sterbenden und ihren Angehörigen beigetragen. Dennoch sind die Verantwortlichen beim Deutschen Hospiz- und PalliativVerband zu der Erkenntnis gelangt, dass das ehrenamtliche Engagement für sterbende Menschen weiterentwickelt werden muss und dass es dafür einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema bedarf. Hier setzt die Studie „Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit – Merkmale, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“ an. Zentrale Fragen der Studie, für die Anfang dieses Jahres 386 Interviewer 1.271 Personen ab 16 Jahren im gesamten Bundesgebiet interviewt hatten, waren: Inwieweit ist die Hospizbewegung noch Bürgerbewegung? Wie ist diese in der Bevölkerung verankert? Welche Bedeutung hat sie in der palliativen Versorgung? Wie kann auch in Zukunft das hohe Potential von Menschen, die generell zu ehrenamtlichem Engagement bereit wären, für die Hospizbewegung genutzt werden? Die Ergebnisse stellen laut DHPV ein tragfähiges empirisches Fundament für die Weiterentwicklung der Hospizpraxis und Hospizkultur zur Verfügung. mh
„Die Begleitung von sterbenden Menschen und ihrer Angehörigen ist anspruchsvoll“, sagte Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey anlässlich der Vorstellung der Studie im Juli dieses Jahres in Berlin. „Umso mehr Respekt gebührt denen, die diese Arbeit ehrenamtlich machen. Die medizinische Versorgung ist das eine. Genauso wichtig ist, im Gespräch zu bleiben, Zuwendung zu geben, Zeit zu haben und für sterbende Menschen da zu sein. Das ist nicht immer einfach und gerade darum ist das ehrenamtliche Engagement besonders wertvoll.“
Hospiz ist ein Thema der Mittelschicht
Viele würden gern dies wertvolle Engagement erbringen. Es drängt sich allerdings die Frage auf, warum sie es nicht tun. Prof. Winfried Hardinghaus, Vorsitzender des DHPV, sieht einen Grund darin, dass es noch zu wenig Heterogenität und Offenheit in der hospizlichen Organisationsstruktur und -kultur sowie in der ehrenamtlichen Praxis gebe. Grundsätzlich verstehe sich Hospizarbeit zwar als offen für jeden, der sich ehrenamtlich engagieren möchte, dennoch sei sie, das zeige die Studie, nach wie vor weiblich und mittelschichtbasiert. Hospizarbeit, so Hardinghaus würde immer noch überwiegend von Frauen in der späten Erwerbs- bzw. Nacherwerbsphase getragen. „Insgesamt zeigt sich“, ergänzt Prof. Werner Schneider, Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats und Koordinator der genannten Studie, „dass der Wandel hin zu einem neuen, das heißt bunteren, vielfältigeren und flexibleren Ehrenamt, das das bestehende Angebot ergänzt, noch ganz am Anfang steht.“ Hierbei seien auch die Bedeutung von Nachbarschaften und Freundschaften sowie eine Öffnung der Tätigkeiten und Engagementmöglichkeiten für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen und Schichten bzw. Milieus in den Blick zu nehmen. Laut Studie wünscht sich ebenfalls fast ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) eine ehrenamtliche Sterbebegleitung für ihre Angehörigen und Freunde. „Wichtige Schlüsselpersonen für die Vermittlung von Hospizangeboten sind dabei auch und vor allem Ärzte und Pflegedienste. Das geschieht bisher aber sehr viel seltener, als möglich und sinnvoll wäre – hier braucht es mehr Bewusstsein pro Ehrenamt und mehr Wissen übereinander“, so Hardinghaus.
Übrigens ist nicht nur die ehrenamtliche Sterbebegleitung noch nicht in allen Gesellschaftsbereichen angekommen. Obwohl sich Hospizarbeit als Unterstützungsangebot grundsätzlich an jeden richtet, der Hilfe in der existenziellen, von schwerer Krankheit und Sterben geprägten Lebenskrise benötigt, sind es bisher überwiegend Menschen aus der gesellschaftlichen Mitte, die sich begleiten lassen.
Hintergrund der Studie: Die von Ehrenamtlichkeit getragene Hospizbewegung hat in Deutschland in den letzten Jahrzehnten zu einem menschenwürdigeren Umgang mit Sterbenden und ihren Angehörigen beigetragen. Dennoch sind die Verantwortlichen beim Deutschen Hospiz- und PalliativVerband zu der Erkenntnis gelangt, dass das ehrenamtliche Engagement für sterbende Menschen weiterentwickelt werden muss und dass es dafür einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema bedarf. Hier setzt die Studie „Ehrenamtlichkeit und bürgerschaftliches Engagement in der Hospizarbeit – Merkmale, Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“ an. Zentrale Fragen der Studie, für die Anfang dieses Jahres 386 Interviewer 1.271 Personen ab 16 Jahren im gesamten Bundesgebiet interviewt hatten, waren: Inwieweit ist die Hospizbewegung noch Bürgerbewegung? Wie ist diese in der Bevölkerung verankert? Welche Bedeutung hat sie in der palliativen Versorgung? Wie kann auch in Zukunft das hohe Potential von Menschen, die generell zu ehrenamtlichem Engagement bereit wären, für die Hospizbewegung genutzt werden? Die Ergebnisse stellen laut DHPV ein tragfähiges empirisches Fundament für die Weiterentwicklung der Hospizpraxis und Hospizkultur zur Verfügung. mh
Sterbende begleiten – kann man das lernen?
Die Koordinatorin des Ambulanten Hospizdienstes der Elbdiakonie, Elke Lütgenau-Hawae, bildet Menschen zu Hospizbegleitern aus: „Jeder empathische Mensch ist im Grunde in der Lage, für einen sterbenden Menschen da zu sein, ohne zu dominieren.”
Eine sorgfältige Vorbereitung auf die Aufgabe und die Betreuung durch erfahrene Hospizbegleiter ist der Elbdiakonie wichtig. Einzelgespräche, Gruppentreffen und Fortbildungen gehören ganz selbstverständlich zur Unterstützung, die die Elbdiakonie ihren Ehrenamtlichen bietet.
„Viele unserer Freiwilligen sind berufstätig“, so Lütgenau-Hawae. „Trotzdem finden sie wöchentlich Zeit für einen Besuch, der in der Regel eineinhalb Stunden dauert.“ Qualifizierungskurse für den Ambulanten Hospizdienst beginnen übrigens immer im Februar.
Informationen zu Vorbereitungskursen und Kursstart unter: 040-431854-16 oder hospiz@elbdiakonie.de
Eine sorgfältige Vorbereitung auf die Aufgabe und die Betreuung durch erfahrene Hospizbegleiter ist der Elbdiakonie wichtig. Einzelgespräche, Gruppentreffen und Fortbildungen gehören ganz selbstverständlich zur Unterstützung, die die Elbdiakonie ihren Ehrenamtlichen bietet.
„Viele unserer Freiwilligen sind berufstätig“, so Lütgenau-Hawae. „Trotzdem finden sie wöchentlich Zeit für einen Besuch, der in der Regel eineinhalb Stunden dauert.“ Qualifizierungskurse für den Ambulanten Hospizdienst beginnen übrigens immer im Februar.
Informationen zu Vorbereitungskursen und Kursstart unter: 040-431854-16 oder hospiz@elbdiakonie.de
Über den DHPV
Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband e.V. (DHPV) ist seit 1992 die bundesweite Interessenvertretung der Hospizbewegung sowie zahlreicher Hospiz- und Palliativeinrichtungen in Deutschland. Als Dachverband der Landesverbände in den 16 Bundesländern sowie weiterer überregionaler Organisationen der Hospiz- und Palliativarbeit und als selbstverständlicher Partner im Gesundheitswesen und in der Politik steht er für über 1.100 Hospiz- und Palliativdienste und -einrichtungen, in denen sich mehr als 100.000 Menschen ehrenamtlich, bürgerschaftlich und hauptamtlich engagieren.
Der Verband versteht es als seine zentralen Aufgaben, sich für die Verbreitung und gesellschaftliche Verankerung der Hospizidee einzusetzen, eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland zu fördern, die Themen Tod und Sterben als Teil des Lebens ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken, die Vernetzung haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Hospizarbeit und Palliativversorgung aktiv sind, zu stärken und mit dazu beizutragen, dass schwerstkranke und sterbende Menschen aktive Lebenshilfe erhalten.
Der Verband versteht es als seine zentralen Aufgaben, sich für die Verbreitung und gesellschaftliche Verankerung der Hospizidee einzusetzen, eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland zu fördern, die Themen Tod und Sterben als Teil des Lebens ins gesellschaftliche Bewusstsein zu rücken, die Vernetzung haupt- und ehrenamtlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in der Hospizarbeit und Palliativversorgung aktiv sind, zu stärken und mit dazu beizutragen, dass schwerstkranke und sterbende Menschen aktive Lebenshilfe erhalten.