HAMBURG Vor fünf Jahren musste Marion Sorrer ihren Vater und die Stiefmutter von heute auf morgen in einem Altenheim unterbringen. Vater Günter hatte seine psychisch erkrankte Ehefrau Waltraud neun Jahre lang zu Hause versorgt, bis er selbst krank wurde. Doch es lief nicht gut in der Wohnanlage. Ein großes Problem waren die Mahlzeiten. Gegessen wurde nicht in der Gemeinschaft, sondern auf dem Zimmer. Damit war das Ehepaar genauso allein wie zuvor in der gemeinsamen Wohnung. Außerdem gab es keinerlei Betreuungsangebote. Die Stiefmutter störte das nicht, doch der Vater fühlte sich einsam und hätte gern mit anderen Bewohnern Skat gespielt. Nach dem plötzlichen Tod des Vaters und einem Klinikaufenthalt der Stiefmutter hat sich Marion Sorrer dann doch durchgerungen, Waltraud in einem anderen Altenheim unterzubringen. Mit Erfolg: Hier gibt es ein großes Betreuungsangebot, die Stiefmutter fühlt sich in der Gemeinschaft sehr wohl. Marion Sorrer ist beruhigt, weil sie sich auf die gute Pflege verlassen kann. Viermal in der Woche besucht sie Waltraud (83). (jm)
Für Ernstfall vorsorgen
Ratgeber der Verbraucherzentrale
HAMBURG Angesichts der aktuellen Pandemie kann jeder in eine Situation geraten, in der er über seine medizinische Behandlung nicht mehr selbst entscheiden kann. Dann hilft eine Patientenverfügung, um wichtige Wünsche frühzeitig und verbindlich festzulegen. So lässt sich bestimmen, unter welchen Bedingungen eine künstliche Beatmung durchgeführt werden soll und wann nicht. Der Ratgeber „Patientenverfügung“ der Verbraucherzentrale gibt wichtige Hinweise zum rechtssicheren Formulieren einer solchen Verfügung. Das Buch unterstützt Leserinnen und Leser dabei, sich über ihre persönlichen Werte und Vorstellungen klar zu werden, und erläutert verschiedene Instrumente der Vorsorge. Checklisten, Beispiele und Textbausteine helfen dabei, Wünsche für die medizinische Behandlung niederzuschreiben. Erhältlich für 9,90 Euro unter www.vzhh.de/shop (wb)
Chance zum Umdenken
SoVD: Etablierte Strukturen auf Prüfstand
HAMBURG Anhand der zuletzt gestiegenen Zahlen an Corona infizierten Menschen, auch in Hamburger Pflegeeinrichtungen, fragt Klaus Wicher, 1. Landesvorsitzender Sozialverband Deutschland (SoVD) in Hamburg, ob eine zentrale Koordination und Steuerung unter dem Dach des Staates/der Stadt nicht besser gewesen wäre, um ältere Menschen zu schützen: „Die Heime haben von Anfang an über ihre Träger oder in Eigenregie versucht, Schutzmaterial zu organisieren, um Bewohner und Mitarbeiter vor einer Infektion mit dem Virus zu bewahren. Schon früh haben wir aus verschiedenen Einrichtungen Hilferufe gehört, weil es nicht möglich war, Masken und Schutzkleidung zu bekommen. Es ist zu untersuchen, ob beispielsweise die Vorratshaltung und die medizinisch-technische Versorgung eher hätte besser klappen können, wenn dies zentral koordiniert worden wäre.“ Wicher regt an, etablierte Strukturen auf den Prüfstein zu stellen. Was genau alles zur Daseinsvorsorge in staatliche Hand gehört, was sich möglicherweise aufgrund der jetzigen Situation in diesem Bereich verändert, dazu wünscht sich Wicher einen gemeinsamen Diskurs zwischen Politik und Zivilgesellschaft: „Auch der SoVD steht hier gern als Gesprächspartner zur Verfügung.“ (wb)