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Themenwelten Hamburg
Arbeiter-Samariter-Bund bildet Ehrenamtliche im freien Erzählen von Geschichten aus

Durch Märchen Frieden und Lebensmut finden: Iris Casper und die ASB Märchenfreunde Hamburg

Als ehrenamtlich tätige „ASB Märchenfreundin“ bringt Erika Fedder Freude und Entspannung zu den Bewohnern in Seniorenheimen Foto: Kursana

Wenn Erika Fedder (81) in der Bibliothek der Kursana Residenz Hamburg ihre schillernde Decke auf dem Tisch ausbreitet, die hölzerne Schatztruhe einen Spaltbreit öffnet, Kerzen entzündet und die magischen Worte „Es war einmal…“ spricht, fühlen sich die Senioren im Publikum gleich in ihre Kindheit zurückversetzt. 

„Das geborgene Gefühl von früher ist sofort wieder da“, sagt Ilse Kliefoth (94), die zusammen mit Ehemann Karl-Heinz (98) keinen Besuch der ausgebildeten ehrenamtlichen Märchenerzählerin versäumt. „So wie damals, als wir Kinder auf der Ofenbank saßen und dem Vater zuhörten, entführt uns Frau Fedder durch ihre herzliche und lebhafte Art des Erzählens in eine andere Welt. Noch Tage später lasse ich mit meinem Mann die schönen Geschichten Revue passieren und freue mich darüber, dass viele Erinnerungen an früher wach werden.“

Schulung zu „Märchenfreunden”

Seit Februar dieses Jahres bildet der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Ortsverband Hamburg-Eimsbüttel e. V. in einem mehrtägigen Kurs „ASB Märchenfreunde“ aus, die mit ihren Besuchen in Kitas, Senioreneinrichtungen, Krankenhäusern oder Hospizen Freude zu den Menschen bringen. „Die archetypischen Bilder und Lebensweisheiten der Volksmärchen, die seit Urzeiten von einer Generation zur nächsten mündlich überliefert werden, schenken uns gerade in schwierigen Zeiten Momente von Frieden und Glückseligkeit“, sagt Projektleiterin Iris Casper, die selbst eine einjährige Ausbildung zur Märchenerzählerin absolviert hat und zusammen mit Ilka Veting vom ASB Hamburg-Eimsbüttel das Schulungskonzept für Ehrenamtliche entwickelt hat. „Darüber hinaus können sie in unserem Unterbewussten längst verschlossen geglaubte Türen zu Gefühlen öffnen, Entwicklungsprozesse anstoßen und Lebensmut schenken: Denn es sind immer schwache Wesen, die in den Märchen eine Prüfung durchleben. Wer sich mutig auf den Weg macht, bekommt Hilfe von Tieren oder Feen und darf am Ende über sich hinauswachsen.“

Im Kurs lernen die Teilnehmer eine Vielzahl von Märchen aus unterschiedlichen Kulturen kennen und eignen sich Techniken an, um die Geschichten mit einem roten Faden frei erzählen zu können. Außerdem bekommen sie Handwerkszeug, um eine märchenhafte Stimmung und die Erzählpausen kreativ gestalten zu können. Zwischen ihren Märchen zupft beispielsweise Erika Fedder die Metall-Lamellen auf der Kalimba („Daumenklavier“), damit ihre Zuhörer die Geschichten entspannt in sich nachklingen lassen können. Nach einjähriger Praxis als Märchenerzähler sollen ausgewählte „ASB Märchenfreunde“ ab 2023 die Möglichkeit bekommen, sich mit einer Fortbildung für die Zusammenarbeit mit einem Therapeuten weiterqualifizieren zu können.

Erinnerung an einen beseelten Zustand

„Am Ende der Märchenstunde darf sich jeder Zuhörer aus dem Märchenbeutel in Ruhe genau den Stein erfühlen, der zu ihm will“, sagt Erika Fedder. „So bekommt das Märchenhafte und Wundervolle eine nachhaltige Wirkung. Denn das Kleinod hält die Erinnerung an den innigen und beseelten friedvollen Zustand wach“, ergänzt Iris Casper. Bewohnerin Ilse Kliefoth aus der Kursana Residenz Hamburg nimmt ihre „Märchensteine“ zwischendurch immer mal wieder ganz bewusst zur Hand. „Ich habe sie immer in meiner Tasche bei mir, denn sie bringen mir Glück“, ist die hochbetagte Seniorin überzeugt. wb

Informationen zur Ausbildung als „ASB Märchenfreund“ über Projektleiterin Iris Casper: Tel. 0176/84 800 169 und iris.casper@asb-hamburg.de


Seniorenfreundliche Mobilitätswende

Seniorinnen und Senioren wollen mobil sein und eigenständig am Leben teilhaben, alltägliche Besorgungen erledigen, Museen, Theater, Konzerte zu besuchen, Ausflüge machen und nicht zuletzt Familie und Freunde treffen.

Im Zuge der Mobilitätswende werden in Hamburg mehr und mehr klimafreundliche Verkehrsmittel angeboten. Damit diese Mobilitätangebote die Lebensrealität von Senior/-innen widerspiegeln und für sie im Alltag praktikabel sind, müssen sie bestimmte Kriterien erfüllen. Clarissa Herbst, Bürgerschaftsabgeordnete in der SPD-Fraktion und Mitglied im Verkehrsausschuss, hat zu diesem Thema einen Antrag in das Landesparlament eingebracht, welcher nun mit großer Mehrheit beschlossen wurde. So sollen künftig passgenaue Angebote für ältere Menschen bereitgestellt werden und diese stärker bei der Ausgestaltung der Mobilitätswende einbezogen werden. Dazu gehört die seniorengerechte Gestaltung von Haltestellen, Umsteigepunkten und Fahrzeugen und etwa Ampelphasen und Umsteigezeiten auf die Bedürfnisse von älteren Menschen anzupassen. Zugleich soll geprüft werden, wie Menschen über 60 der Zugang zu „On-Demand-Verkehr” auch ohne Nutzung eines Smartphones ermöglicht werden kann. Mit mehr Sitzgelegenheiten an Fahrradwegen und von der Fahrbahn baulich abgetrennten Radwegen will Rot-Grün auch das Radfahren altersfreundlicher gestalten. wb


Zahnpflege im Alter

Im Alter haben Zahnpflege und Mundhygiene eine große Bedeutung für gesunde Ernährung und das physische und psychische Wohlbefinden. Für Menschen mit Demenz stellt die Mundhygiene eine ganz besondere Herausforderung im Tagesablauf dar – sowohl für die Angehörigen als auch für die Pflegekräfte. Das 17. Hamburger Demenzgespräch der Diakonie Hamburg stellt deshalb das Thema Mundgesundheit von Demenz-Betroffenen in den Mittelpunkt. Es findet am Dienstag, 20. September, von 15–17 Uhr statt. wb

Die Veranstaltung ist kostenlos und kann persönlich (Königstraße 54, telefonische Anmeldung: 306 20 295 ) oder im Livestream auf www.diakoniehh.de/demenz besucht werden

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