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Tennis am Rothenbaum

DTB-Nachwuchstalente am Rothenbaum: Potenzielle Spitzenspieler der nächsten Generation

Wer wird erster deutscher Rothenbaum-Sieger seit Michael Stich im Jahr 1993?

Maximilian Marterer (M.) könnte in naher Zukunft um den Titel mitspielen. Rudolf „Rudi“ Molleker (r.) und Marvin Möller wollen ihm nacheifern Fotos: Witters
Maximilian Marterer (M.) könnte in naher Zukunft um den Titel mitspielen. Rudolf „Rudi“ Molleker (r.) und Marvin Möller wollen ihm nacheifern Fotos: Witters
Jannik Schneider 

Michael Stich ist noch immer der letzte deutsche Sieger am Rothenbaum – 1993 war das. Im Schatten von Überflieger Alexander Zverev fördert und fordert der DTB schon die nächste Generation an potenziellen Spitzenspielern, die das Traditionsturnier schon bald positiv beeinflussen könnten.

In der Gesellschaft werden oft Vergleiche angestellt. Der Sport, im Speziellen der Leistungssport, macht da keine Ausnahme. Jüngstes Beispiel aus deutscher Tennissicht ist Rudi Molleker, der im Frühjahr in Heilbronn überraschend sein allererstes Challenger-Turnier gewann.

Mit 17 Jahren und sechs Monaten war er der jüngste deutsche Sieger auf der ersten Turnierebene unterhalb der renommierten ATP-Tour. Zumindest seit Alexander Zverev, der 2014 beim Challenger in Braunschweig triumphierte und damals nochmals vier Monate jünger war. Klar, dass bereits wenige Minuten nach diesem Meilenstein für Molleker erste Parallelen gezogen wurden.

Zverev zog wenig später in die große Tenniswelt hinaus, erreichte ebenfalls 2014 sensationell das Halbfinale am Rothenbaum. Von solchen Erfolgen träumen Molleker und weitere Nachwuchsasse, die vom Deutschen Tennis Bund in einem Talent Team gefördert und gefordert werden. Sie sind Teil der nächsten Generation, quasi dem nationalen Pendant zur internationalen ATP „Next Gen“.

Um mit diesen Spielern erfolgreicher zu sein, hat der Verband Anfang 2017 sein Förderkonzept vorgestellt. Devise: qualitativ hochwertige individuelle Förderung an verschiedenen Stützpunkten gepaart mit gemeinsamen, zentrierten Lehrgängen. Neben den verschiedenen Bundestrainern sind Davis Cup-Kapitän Michael Kohlmann und Boris Becker als Head of Men`s Tennis dauerhafte Ansprechpartner.



Neben Louis Weßels (19) und dem gebürtigen Hamburger Marvin Möller (19), die beide mit Beharrlichkeit um den Anschluss im Herrenbereich kämpfen, und dem in der Juniorenweltrangliste unter den ersten 50 rangierenden Leopold Zima (17) legen die beiden Leitwölfe ihr Augenmerk vor allem auf Molleker.

Der Challengererfolg in Heilbronn kam unerwartet für den Sohn von Spätaussiedlern aus der Ukraine. „Ich hatte mich eigentlich gerade erst von der Future-Tour verabschiedet und wollte mich langfristig durch die Qualifikationen bei Challengers kämpfen“, sagt der Hochgelobte selbst. Durch die Glanzleistung zog er erstmals unter die ersten 300 der Weltrangliste ein. In der Jugendweltrangliste belegt der Rechtshänder Platz 17.

Am Rothenbaum ist Molleker, der seit Kindesbeinen im brandenburgischen Oranienburg lebt und mittlerweile für den SUTOS in Berlin aufschlägt, kein Unbekannter. Im Vorjahr unterstützte der DTB den damals 16-Jährigen mit einer Wildcard für die Qualifikation. Dort spielte er sich nach Siegen unter anderem gegen den erfahrenen Sandplatzspezialisten Leonardo Mayer sensationell ins Hauptfeld vor, wo er dem aufstrebenden Russen Kharen Khachanov zwei Sätze lang Gegenwehr leistete.

Molleker ist eines der Zugpferde am Bundesstützpunkt in Hannover. Dort betreut ihn Trainer Jan Velthuis täglich und bekennt. „Er ist ein sportlicher Draufgänger, manchmal noch ein ,Firecracker‘, bei dem die Bälle links und rechts rausfliegen. Aber er entwickelt sich stetig und wir versuchen das Fundament zu legen, damit sein Spiel auch im Profibereich funktioniert.“

Im Juniorenbereich wurde er bereits in der U-14 Welt- und Europameister. Drei Jahre später hat er im Talent Team eine Führungsrolle inne, obwohl er zwei Jahre jünger ist als etwa Weßels und Möller. Das Duo durfte sich bereits 2016 am Rothenbaum beweisen und erhielt von Turnierdirektor Stich jeweils Wildcards für das Hauptfeld. Weßels erreichte die zweite Runde. Lokalmatador Möller, der dieses Jahr am Sportgymnasium Heidberg sein Abitur ablegte, verlor beim ATP-Debüt damals glatt. Ein Jahr später erhielt lediglich Weßels noch eine Wildcard für die Qualifikation – Möller war außen vor.

Ein Beleg dafür, wie schwer und steinig der Weg nach oben sein kann. Beim gemeinsamen Lehrgang am Rande der BMW Open in München standen aber alle drei im Blickpunkt von Becker und Kohlmann. „Das Wichtige bei diesen Lehrgängen ist, dass sie mit absoluten Profis trainieren dürfen. Als Trainer kannst du viel sagen. Wenn ein junger Spieler etwas von einem Top-50-Spieler sieht, wirkt es besser nach“, erklärt Boris Becker.

Der dreifache Wimbledonsieger ist angetan vom deutschen Nachwuchs, attestiert den Akteuren eine gute Arbeitseinstellung. Mit Leopold Zima überzeugte zuletzt ein weiterer 17–Jähriger auch ergebnistechnisch, wenn auch noch ein paar Stufen unterhalb von Molleker. Bei kleineren Turnieren in Italien und Kroatien erreichte Zima das Finale und ist dadurch nach Molleker der zweite Deutsche unter den ersten 50 der Junioren-Weltrangliste (48).

Zima trainiert, wie so viele Spieler, an der Tennis Base in Oberhaching bei München. Hier wird er mit weiteren Talenten wie Justin Schlageter und Moritz Stöger professionell betreut – mehrheitlich von Exprofi Björn Phau.

Sie haben noch einen langen Weg vor sich bis in den Profibereich, aber auch viele Vorbilder. Unlängst wechselte Deutschlands Nummer zwei Philipp Kohlschreiber wieder an die Base, der in Hamburg an seine guten Sandplatzleistungen anknüpfen möchte. Nicht weniger zum Vorbild taugt Maximilian Marterer, der 2018 unter anderem mit der dritten Runde bei den Australian Open und dem Halbfinale in München der Durchbruch gelang.

Der 22–Jährige ist einer, der bereits 2018 am Rothenbaum große Schlagzeilen schreiben könnte. 2017 scheiterte er noch knapp an Gilles Simon. 2018 könnte er die „Next Gen“ am Rothenbaum anführen und angreifen. Rudi Molleker und Co werden, sofern sie denn mit Wildcards ausgestattet werden, alles tun, um den Arrivierten nachzueifern.

DTB Talent Team

Rudolf Molleker (Oranienburg), Marvin Möller (Hamburg), Louis Weßels (Bielefeld), Daniel Altmaier (Kempen), Henri Squire (Düsseldorf), Justin Schlageter (Waldshut), Leopold Zima (Starnberg), Max Wiskandt (Bad Wildungen), Moritz Stöger (Deggendorf)

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