Damit wir im Alter gut wohnen
Wohnen trägt entscheidend zu Lebensqualität, Wohlergehen und Zufriedenheit bei. Entsprechend wünschen sich die meisten älteren Menschen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu leben – auch dann, wenn Krankheit, Hilfe und Pflegebedürftigkeit eintreten.
Selbstbestimmt und selbstständig alt werden – und das möglichst im gewohnten Wohnumfeld: Das wünscht sich die Mehrzahl der Senioren hierzulande, zeigt eine gemeinsame Studie der Bewertungsgesellschaft ENA Experts und des auf den Bau- und Immobiliensektor spezialisierten Beratungsunternehmens Drees & Sommer SE.
Das zentrale Ergebnis: In Deutschland fehlt es fast überall an einem passenden Angebot, das den derzeitigen und vor allem den enormen zukünftigen Bedarf an altersgerechten und bezahlbaren Wohnungen bedient. Insbesondere wird das Umland der Städte von der demographischen Alterung betroffen sein.
95 Prozent der deutschen Kommunen sind auch dem Frühjahrsgutachten des Rates der Immobilienweisen zufolge unterversorgt mit Angeboten für das Betreute Wohnen. Vor allem in kleineren Gemeinden im Umland großer Städte, wo aber besonders viele Senioren leben, ist die Versorgungslage mit seniorengerechten Wohnformen schlecht.
Dort wird sich, auch wegen einer in der Regel geringen Umzugsbereitschaft der Senioren, die zunehmende Nachfrage nach Seniorenimmobilien konzentrieren. So erklärt Marcel-Alexander Gärtner, der Autor der Studie: „In der Vergangenheit zogen vor allem junge Familien in das Umland der Städte und bevorzugten die Wohnform des Einfamilienhauses in einem familienfreundlichen Wohnumfeld.“ So seien weiträumige altershomogene Siedlungen entstanden, deren Bewohner nun das Alter 65plus erreichen.
Und ihre Zahl nimmt immer weiter zu: Schon heute sind mehr als 22 Prozent der Deutschen mindestens 65 Jahre alt. 2030 werden es 26 Prozent sein, und sieben Prozent der Deutschen ist dann sogar älter als 80 Jahre.
Die Herausforderung der nächsten Jahrzehnte besteht für die Akteure der Immobilien- und Wohnungswirtschaft sowie der Stadtentwicklung und -planung daher darin, eine dezentrale Wohnraumversorgung der wachsenden Altersgruppe 65plus sicherzustellen. Dabei verstärken gesellschaftliche Veränderungsprozesse wie die Individualisierung und die Ausdifferenzierung von Lebensstilen den Trend. „Die meisten Senioren wollen so lange wie möglich eigenständig leben.“
Gärtner zufolge bestehen gute Bedingungen für einen Ausbau des Angebots im Segment des Seniorenwohnens: „Insbesondere das Betreute Wohnen stellt einen wachsenden Markt im Bereich der Seniorenimmobilien da.“
Die günstigen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen könnten einen expansiven Ausbau des derzeitig geringen Bestandes von 7000 Wohnanlagen des Betreuten Wohnens mit etwa 300.000 Wohnungen in Deutschland ermöglichen. Im Bereich des Betreuten Wohnens ist laut des Rates der Immobilienweisen von einem Versorgungsgrad in Deutschland in Höhe von 1,8 Prozent auszugehen. Doch der Bedarf an Betreuten Wohnungen liegt im deutschlandweiten Mittel bei 4,5 Prozent der über 65-Jährigen.
Zugleich handelt es sich hierbei nicht um ein einmaliges Phänomen, sondern die Bevölkerungspotenziale der Gruppe der Senioren in den Speckgürteln der Ballungsräume sind der Studie zufolge von einer hohen Nachhaltigkeit geprägt: Aufgrund der Bevölkerungsgewinne des Umlands der Städte wohnen schon die nächsten Seniorengenerationen dort, wo nun vermehrt Wohn- und Betreuungsangebote geschaffen werden. ots/mra