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Themenwelten Hamburg

05.09.2017 / Auster

Auf den Hund gekommen

Tiermedizinische Fachangestellte brauchen Einfühlungsvermögen und müssen organisiert sein. Angst vor Spritzen und Blut sollten sie nicht haben

Lea Kilian (18) ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Tiermedizinischen Fachangestellten Heiner Köpcke
Lea Kilian (18) ist im zweiten Ausbildungsjahr zur Tiermedizinischen Fachangestellten Heiner Köpcke


CHAN SIDKI-LUNDIUS 

Eigentlich wollte Lea Kilian schon immer Tierärztin werden. Doch während der Schulzeit änderte sie ihre Pläne. Denn um Tierärztin zu werden, hätte sie ein sehr gutes Abitur gebraucht. Jetzt wird Lea Tiermedizinische Fachangestellte. „Mit der Ausbildung bin ich superglücklich, denn ich habe den ganzen Tag mit Tieren zu tun“, sagt die 18-Jährige, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen konnte. Ob Hunde, Katzen, Pferde, Schildkröten, Kaninchen, Fische oder Wellensittiche: Lea liebt alle Tiere. Den praktischen Teil ihrer Ausbildung absolviert sie in der Praxis von Fabian von Manteuffel in Bramfeld. Dort machen Haustiere den größten Teil der Patienten aus.

Wenn diese auf dem Behandlungstisch landen, ist es Leas Aufgabe, die Tiere gut festzuhalten, sie zu beruhigen und dem behandelnden Tierarzt zu assistieren. „Es kommt schon mal vor, dass man gezwickt wird. Aber bislang bin ich während einer Behandlung oder Operation noch nie von einem Hand gebissen oder von einer Katze ernsthaft gekratzt worden“, berichtet Lea über die Risiken und Nebenwirkungen ihres Traumberufs.

Zu den Aufgaben der Tiermedizinischen Fachangestellten gehört jedoch weit mehr, als den Tierärzten bei der Behandlung oder bei Operationen zu helfen und die tierischen Patienten zu versorgen, wenn diese vorübergehend in der Klinik oder Praxis bleiben müssen. Darüber hinaus übernehmen Tiermedizinische Fachangestellte kleinere Laborarbeiten sowie mikroskopische Bearbeitungen, und sie achten auf Hygiene und Ordnung.

Außerdem arbeiten sie in der Praxisorganisation mit und vereinbaren unter anderem Termine mit den Tierhaltern. Auch Schreibtischarbeit gehört zu ihren Aufgaben: Es müssen Rechnungen geschrieben, Zahlungseingänge kontrolliert sowie Medikamente und Futtermittel bestellt werden. Die Beratung der Tierhalter ist ebenfalls wichtig: Wenn ein Tier geimpft werden muss oder beispielsweise zu dick ist, dann werden die Herrchen und Frauchen mit entsprechenden Tipps und Vorschlägen für eine artgerechte Fütterung versorgt.

„In diesem Beruf sollte man absolut keine Angst vor Tieren haben und ihnen mit Respekt begegnen. Mit Menschen sollte man ebenfalls gut umgehen können. Denn die Halter müssen oft beruhigt oder getröstet werden, zum Beispiel wenn ein Tier schwer krank ist oder eingeschläfert werden muss. Der Tod gehört nämlich auch zu unserem Alltag“, gibt Lea zu bedenken. Nur tierlieb zu sein reicht also nicht aus, um sich in diesem Beruf verwirklichen zu können.

Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Anblick von Blut, Spritzen und Verletzungen zum Arbeitsalltag gehört. Ungeeignet für den Beruf sind daher beispielsweise Kandidaten, die sich vor Blut, Speichel und anderen Körperflüssigkeiten ekeln oder aber Allergien gegen Tierhaare haben. Da häufig realitätsferne Vorstellungen vom Beruf der Tiermedizinischen Fachangestellten bestehen, ist ein Praktikum vor Beginn der Ausbildung unbedingt empfehlenswert, rät Fabian von Manteuffel.

Tiermedizinische Fachangestellte arbeiten nicht nur in Tierarztpraxen, sondern auch in Tierkliniken, Veterinärämtern, tiermedizinischen Instituten, Zoos oder Tierheimen. Teilweise ist Schichtdienst an der Tagesordnung, oder es wird auch mal am Wochenende gearbeitet. Denn Tiere werden nicht nur zwischen 8 und 17 Uhr krank. Wie die Tierärztekammer Hamburg mitteilt, sind über 95 Prozent der Auszubildenden weiblich. Zudem sei fast jede zweite Hamburger Praxis eine Ausbildungspraxis. Eine Liste der Ausbildungsunternehmen findet sich auf der Seite der Tierärztekammer Hamburg.

Lea ist jetzt im zweiten Ausbildungsjahr. Viel Zeit für ihren Hund, eine englische Bulldogge namens Tequila, bleibt da nicht. Doch zum Glück hat Lea einen lieben Vater, der sich um Tequila kümmert, wenn Lea bei den Tieren in der Praxis ist. Dafür ist die Freude dann umso größer, wenn sie nach der Arbeit oder Berufsschule nach Hause kommt. Dann gibt es kein Halten mehr!

Info

Ausbildungsdauer: 3 Jahre (Verkürzung möglich)

Voraussetzungen: vorzugsweise ein mittlerer Schulabschluss, gutes Gespür für Tiere, Einfühlungsvermögen, Sinn für Hygiene

Ausbildungsentgelt: 580 bis 700 Euro

Einstiegsgehalt: ab etwa 1500 Euro

Perspektiven: gut

Weiterbildungsmöglichkeiten: Weiterbildungen, z. B. für Parasitenoder Zahnbehandlung, Narkose oder Schmerzmanagement, Biotechniker, Studium Tiermedizin

Weitere Infos:
www.tieraerztekammer-hamburg.de
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