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Ärztemagazin

Gallensteine – Schmerzen ernst nehmen

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Fast die Hälfte der Über-60-Jährigen haben sie – doch oft werden sie nur zufällig entdeckt: Gallensteine. Denn nur rund ein Viertel der Betroffenen entwickelt überhaupt Beschwerden. „Bereits mit einer einfachen Ultraschalluntersuchung können wir inzwischen sehr sicher mögliche Gallensteine feststellen“, erklärt Priv.-Doz. Dr. Boris Brand vom Internistischen Gastroenterologikum Hamburg.

Der Facharzt für Innere Medizin, Gastroenterologie und Interventionelle Endoskopie kennt zudem die typischen Risikofaktoren wie besonders fettreiche Ernährung, stark erhöhtes Körpergewicht und fortschreitendes Alter über 40. Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit fast dreimal so hoch wie bei Männern. Doch längst nicht jeder Gallenstein ist ein Grund, die Gallenblase zu entfernen.

„Der Mensch kann, wenn es sein muss, gut ohne Gallenblase leben.“

„Immer noch gilt mit wenigen Ausnahmen die Regel, dass nur bei Steinen, die zu Beschwerden führen, die Gallenblase entfernt werden muss“, beschreibt Prof. Dr. Jens Waldmann, Direktor und Chefarzt der chirurgischen MIVENDO Klinik in Hamburg. „Das sind dann in der Regel Koliken – also krampfartige Schmerzen –, die in den Rücken ausstrahlen, eine Gallenblasenentzündung, eine gefährliche Bauchspeicheldrüsenentzündung oder selten mal ein Darmverschluss“, so Prof. Waldmann weiter.

Prof. Dr. Jens Waldmann, MIVENDO Klinik für minimalinvasive und endokrine Chirurgie, Hamburg
Prof. Dr. Jens Waldmann, MIVENDO Klinik für minimalinvasive und endokrine Chirurgie, Hamburg
Vor jeder Operation müssen immer die Leberwerte untersucht werden, um auszuschließen, dass Gallensteinchen oder Grieß (kleine sandartige Steine) im Hauptgallengang stecken. „Bei einer Erhöhung vor allem des gelben Blutfarbstoffs und einer Erweiterung der Gallenwege im Ultraschall sollte vor einer Gallenblasen- Operation ergänzend eine endoskopische Ultraschalluntersuchung und bei Nachweis von Gallengangssteinen die endoskopische Entfernung mittels ,ERCP‘ erfolgen“, sagt Dr. Brand. Dabei werden die Steine entfernt, nachdem die Einmündung des Gallenganges in den Zwölfingerdarm erweitert wurde. Die Gallenblasenoperation ist eine sehr standardisierte und sichere minimalinvasive Operation geworden. „Jedoch kommt der Erfahrung des Operateurs dennoch eine wichtige Rolle zu“, ergänzt Prof. Waldmann. „Bei zehn bis fünfzehn Prozent der Patienten finden sich nämlich Abweichungen der Anatomie, vor allem der rechten Leberarterie und des Gallenblasenausführungsganges, die der Operateur kennen muss, um eine Verletzung intraoperativ zu verhindern.“ Die jährlich rund 200.000 Gallenblasenentfernungen in Deutschland erfolgen zu 90 Prozent sehr schonend minimalinvasiv in der so genannten „Schlüssellochtechnik“. 

Priv.-Doz. Dr. Boris Brand, Internistisches Gastroenterologikum Hamburg
Priv.-Doz. Dr. Boris Brand, Internistisches Gastroenterologikum Hamburg
Die überwiegende Mehrzahl der Patienten bleibt zwei bis drei Tage stationär und ist aufgrund der kleinen Schnitte sehr schnell wieder belastbar. Nach der Operation übernimmt der Gallengang einen Teil der Speicherfunktion der Gallenflüssigkeit der Gallenblase, so dass die Verdauung von Fetten nach einer Entfernung der Gallenblase nicht eingeschränkt ist. Die Mehrzahl der Patienten verträgt das Essen nach der Operation so wie vor der Operation. „Der Mensch kann, wenn es sein muss, gut ohne Gallenblase leben. Bei Beschwerden sollte man daher dringend zur Entfernung der Gallenblase raten, da die Komplikationen sonst schwerwiegend sein können“, rät Prof. Waldmann.
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