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Themenwelten Hamburg

08.11.2017 / Immobilien Metropolregion Hamburg

Im Minimalismus zu Hause

Kostengünstiges Eigenheim dank „Tiny Houses“ und Minihäusern? Ein Trend

„Tiny Houses” – mit Rädern drunter gelten sie als Wohnwagen Foto: Fotolia - lowphoto
„Tiny Houses” – mit Rädern drunter gelten sie als Wohnwagen Foto: Fotolia - lowphoto
Tiny Houses“ sind in erster Linie eines: tiny. Übersetzt heißt das „winzig“. Auf rund 15 oder sogar weniger Quadratmetern sind darin komplette Wohnungen untergebracht: Kochecke, Schlafplatz, Bad und ein Platz für den Laptop zum Arbeiten – alles vorhanden. Genutzt wird der Begriff jedoch unterschiedlich. Manche meinen mit „Tiny Houses“ nur diejenigen Unterkünfte, die nicht nur winzig, sondern auch mobil sind: Rollen drunter und der Umzug kann gleich inklusive Wohnung vonstatten gehen. Unterschieden werden die „Tiny Houses“ dann von den Minihäusern, die zudem auch etwas größer sind. Eines haben sie aber alle gemeinsam: Es sind wahre Raumwunder. Meist auf zwei Ebenen verteilt, lassen sich Schlafplätze in Sitzecken verwandeln, werden Schubladentürme zu Treppen und Regalelemente zu Arbeitsflächen. Jeder Platz wird optimal genutzt, „Stauraum“ ist ein Zauberwort der Szene. Für Menschen, die mehrere Regalmeter Bücher zu ihrem unverzichtbaren Besitz zählen, sind diese Miniaturausgaben gewöhnlicher Häuser dennoch eher nicht geeignet. Ohnehin ist der Verzicht, oder – positiver ausgedrückt – die Reduzierung auf das Wesentliche, ein Aspekt, der in Berichten und Reportagen zu diesen trendigen „Lauben zum Dauerwohnen“ immer wieder eine Rolle spielt.

Platzsuche und Baupläne

Darüber hinaus verspricht die Beschränkung auf wenig Wohnraum auch eine erhebliche Kostenersparnis und lässt so den Traum vom eigenen Haus trotz hoher Immobilienpreise erfüllbar werden. Beworben werden „Tiny Houses“ und Minihäuser jedoch auch als ausgelagertes Büro, Gäste- oder Ferienhaus. Wer kein eigenes Grundstück hat, auf dem er sein Häuschen aufbauen darf, ist auf Bauwagenplätze oder Campingplätze angewiesen, auf denen ein Dauerwohnen erlaubt ist.

Ist ein Platz gefunden, steht die nächste Frage an: fertig kaufen, bauen lassen oder gleich selbst bauen? Unter dem Appartements nach dem Prinzip des Stichwort „Tiny House“ werden inzwischen auch alte Sattelauflieger, Bauwagen oder Container als Hausbasis angeboten. Einige Tischlereibetriebe haben sich zudem bereits auf die Raumwunder zum Wohnen spezialisiert, Baupläne und -anleitungen für Heimwerker können aber auch im Internet erworben werden.

Probewohnen im Urlaub

In Planung: Mikroappartements an der Behringstraße in Hamburg Foto: I-Live
In Planung: Mikroappartements an der Behringstraße in Hamburg Foto: I-Live
Für einen kurzen Ausflug in das „tiny“ Leben oder den Test, ob ein „Tiny-House“ wirklich zum eigenen Leben passt, bietet sich ein Urlaub an. Etliche Anbieter von Feriendomizilen haben inzwischen „Tiny-Houses“ im Programm – ob als alleinstehendes Mini-Schwedenhaus oder als Trekkinghütte auf einem Campingplatz. Wem es allein auf die Größe ankommt, der kann das Wohngefühl auf wenigen Quadratmetern auch im umgebauten Zirkus- oder Bauwagen erproben – angeboten werden solche Unterkünfte zum Beispiel über Online-Plattformen von Privatanbietern. Ob als eigener Wohnsitz, Ferienhaus oder ausgelagertes Büro – ganz egal, wofür es genutzt wird: Einen eigenen Platz braucht auch das kleinste Haus und der muss in Hamburg erst einmal gefunden werden. Betrachtet man die Kleinsthäuser unter dem Aspekt der Grundfläche, die sie beanspruchen, sind sie nämlich alles andere als Platz sparend, zumal auch viele Minihaus-Besitzer von einem „Häuschen im Grünen“ träumen – einer Miniaturvariante des Einfamilienhauses. Auch für Großstädte interessant werden die Tinys, wenn mehrere von ihnen gestapelt oder auf vorhandene Gebäude aufgesetzt werden. Nimmt man „Tiny Houses“ einfach als Bezeichnung für kleine Häuser, ist der Minimalismus beim Wohnen ohnehin keine neue Erfindung. Die Idee gibt es schon lange, zum Beispiel in den USA, wo es einerseits viel Wald – und damit Bauholz – und andererseits in etlichen Gegenden viel Platz gibt. Entgegen der modernen „Tiny Houses“, die oft kleine architektonische Kunstwerke sind, waren die Vorgänger in erster Linie einfach zu bauen und kostengünstig. Das galt auch für die Nissenhütten, jenen kleinen Wellblechhäusern, in denen nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Hamburg viele Menschen ein vorübergehendes Zuhause fanden.

Mikroappartements

Dennoch könnten die „Tiny Houses“ und Minihäuser auch im aktuellen Wohnungsbau wieder eine Rolle spielen, so Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger, Leiter des Arbeitsgebietes Projektentwicklung und Projektmanagement in der Stadtplanung an der HafenCity Universität Hamburg. Und zwar als Prototypen und Ideengeber für „kleines Bauen“. Denn aufgrund des begrenzten Wohnraums sind Ideen zu Platz sparendem Bauen gefragt, besonders in Großstädten wie Hamburg. Auch die Tatsache, dass es mehr Singlehaushalte gibt, spricht für den Trend zu Wohnungen mit weniger Quadratmetern. Die Rede ist dann allerdings nicht von kleinen Einzelhäusern, sondern von kleinen Appartements nach dem Prinzip des modularen Bauens. Krüger: „Intelligent konstruierte Wohnungen, die trotz Platzeinsparung keine großen Komforteinbußen mit sich bringen.“

Eine Alternative zum kleinen Haus ist das kleine Appartement. „Mikrowohnen ist die Zukunft“, erklärt die I-Live-Gruppe aus Aalen, die auch mit einem Büro in Hamburg vertreten ist. Nach Projekten im Ausland und anderen deutschen Städten geht jetzt in Othmarschen ein Projekt mit über 300 Appartements an den Start, das „Comfortapartment“ hat 20 bis 25 Quadratmeter, die nur 20 Penthouseapartments sind 35 bis 45 Quadratmeter groß. Die kleinen und sehr clever geplanten Wohnungen liegen im Trend, I-Live begründet das unter anderem mit der immer bedeutsamer werdenden Wissensgesellschaft, deren Mitglieder mehr Flexibilität im Arbeitsleben zeigen (müssen) als bisher. Und so gehören zu Mikrowohnungen auch Konzepte zur Komplettlösung: Fertige Möblierung ist möglich, schneller Zugang zur digitalen Welt eine Selbstverständlichkeit und auch Sharing-Modelle sind angedacht. ivo

Baurecht

Häuser mit Rollen auf extra Standplätzen

Baurechtlich werden zwei Formen von Kleinsthäusern unterschieden: Zum einen gibt es die Unterkünfte, die auf ein Fahrgestell aufgebaut und auf extra Stellplätzen (Bauwagenplätzen oder Campingplätzen mit Erlaubnis für eine Dauerwohnnutzung) ein Zuhause finden. Diese rollenden Minihäuser gelten als „Wohnwagen“ und unterliegen in Hamburg dem Wohnwagengesetz. Wohnwagen im Sinne dieses Gesetzes sind „Fahrzeuge und Teile von Fahrzeugen, die als Wohnungen oder zum nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen oder zur Unterbringung mitgeführter Sachen dienen.“ www.landesrecht-hamburg.de (Wohnwagengesetz)

www.landesrecht-hamburg.de
Minihäuser

Für alle, die ihr Minihaus als „ortsfestes“ Gebäude und für eine längerfristige Nutzung (> 3 Monate) außerhalb solcher Stellplätze auf einem Privatgrundstück aufstellen möchten, gilt rein baurechtlich: Haus ist Haus, egal wie klein. Genau wie beim Aufstellen von Fertighäusern oder dem Bau von anderen Gebäuden müssen Bauherren von Minihäusern einen Bauantrag mit den entsprechenden Bauvorlagen stellen. Zuständig sind in Hamburg in der Regel die jeweiligen Bezirksämter. www.landesrecht-hamburg.de (Hamburgische Bauordnung)

www.landesrecht-hamburg.de
Vordrucke und weitere Infos zu Bauanträgen:

www.hamburg.de/baugenehmigung
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