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50 Jahre Norderstedt

Metalock in Norderstedt: Heute Nordpol, morgen Wüste

Metalock schickt Reparaturteams von Norderstedt in die Welt

Was mit dem Metalock-Riegel begann, wird heute mit riesigen Planrädern für Maschinen aller Art perfektioniert. 
Was mit dem Metalock-Riegel begann, wird heute mit riesigen Planrädern für Maschinen aller Art perfektioniert. 
Der Anruf erreicht die Norderstedter Einsatzzentrale der Firma Metalock mitten im Sommer. Der Einsatzort: fast mittendrin im Permafrost. Ein Eisbrecher liegt nach einem Maschinenschaden in der Nähe des Nordpols fest. Kommt er nicht wieder flott, zermalmt das Eis das Schiff.

Wo eben noch andere Aufträge abgearbeitet wurden, muss jetzt alles schnell gehen. Innerhalb von 24 Stunden sind die Einsatzkräfte startbereit, ist das tonnenschwere Werkzeug verstaut. Mit dem Flugzeug geht es nach Nordamerika. Die letzte Strecke wird mit Hubschraubern überwunden. Knapp 48 Stunden nach dem Alarm macht sich das Team im Maschinenraum des Schiffes an die Arbeit. Dreieinhalb Tage wird rund um die Uhr geackert, Dichtungen und Kurbelwellen müssen erneuert beziehungsweise repariert werden. Nicht immer sind alle Ersatzteile vor Ort. Es muss improvisiert und getüftelt werden – mit Erfolg.
 
Heute Nordpol, morgen Wüste Image 1
„Das ist eines von unzähligen spektakulären Ereignissen, aber über die meisten dürfen wir gar nichts Genaues erzählen“, sagt Thomas Großgarten. Er ist seit dreieinhalb Jahren Geschäftsführer des Unternehmens Metalock.

„Diese Aufgabe hat mich einfach unglaublich gereizt“, berichtet er von seinem Umzug aus dem vertrauten Süden in den aufregenden Norden. „Wir arbeiten in allen Branchen zu Wasser, zu Land und rund um den Globus.“

„Wir sind wie Unfallchirurgen für Maschinen. Wenn irgendetwas aus der Form gelaufen oder gerissen ist, dann kommen wir und richten es wieder“, sagt Thomas Großgarten und lächelt. Manchmal laufen Aufträge für große Teams innerhalb weniger Tage auf, anderntags ist fast Leerlauf – zum Glück, um Überstunden auszugleichen. Ein hohes technisches Wissen über Maschinen und die Bearbeitung von Metallen bringen die Mitarbeiter:innen in die Firma ein. Die Beschäftigten müssen das Drehen, Fräsen, Schleifen, Bohren und mehr beherrschen. Darüber hinaus wird von allen äußerste Flexibilität erwartet. Statt das verabredete Abendbrot zu Hause zu genießen, stehen sie manchmal am Ende des Tages auf einer Ölplattform vor Dubai oder in einem Stahlwerk in Russland.
 
Die Zentrale in Norderstedt Fotos: Metalock
Die Zentrale in Norderstedt Fotos: Metalock
„Ich habe hohen Respekt vor meinen Leuten“, sagt Großgarten. Gern macht er sich selbst ein Bild, was da draußen zu tun ist, egal, ob es um die Wasserturbine tief im Fluss oder den Schaden am Windkraftwerk in luftiger Höhe geht.

Metalock hat sich nicht nur in der Industrie einen Namen gemacht. Auch Freund:innen alter Technik greifen gern auf Unterstützung aus Norderstedt zurück wie die Eisenbahnfreunde aus Nürnberg, die die Kropfachse ihrer 111 Tonnen schweren Lok millimetergenau schleifen ließen.

Die bis zu 60 Köpfe zählenden Teams arbeiten eigenverantwortlich. „Selbstverständlich nutzen wir alle medialen Mittel. Die Arbeiten werden gefilmt, das Vorgehen wird hinterher diskutiert. Entschieden wird im Team vor Ort“, erzählt der Chef. „Die Maschine muss zum Laufen gebracht werden, da geht es um Millionen, wenn große Werke oder ein Eisbrecher plötzlich stillstehen.“ mra

www.50jahrenorderstedt.de
 

Beschäftigte und Produkte

150 Mitarbeiter:innen sind am Standort in Norderstedt beschäftigt. Das Firmengrundstück ist etwa 15.000 Quadratmeter groß. Der Umsatz liegt jährlich bei etwa 30 Millionen Euro. Metalock Norderstedt gehört zur Metalock Engineering Gruppe, die Teil des Midroc-Konzerns ist.

Ausbildungsplätze

Im Betrieb werden zurzeit zwei Industriemechaniker: innen ausgebildet.

Kontakt

Metalock Engineering
Germany GmbH,
Gutenbergring 64,
22848 Norderstedt
www.metalock.de

Aus der Firmengeschichte

Als die Deutsche Metalock 1952 ins Handelsregister eingetragen wird, gehören ihr drei Männer an: Otto Reichert, Kurt Kittelmann und Rudolf Meier. Sie reparieren gerissene und ausgebrochene Gussteile nach dem Metalock-Verfahren, eine mechanische Lösung, denn Guss kann nicht geschweißt werden.

Das Verfahren läuft in etwa so ab: Zuerst werden quer zur Bruchlinie Bohrungen gesetzt. Danach wird das Material zwischen den Löchern herausgestemmt. Es entsteht eine längliche Vertiefung. In dieser hämmert man mehrere Riegel übereinander fest. Anschließend wird auch in die Bruchlinie gebohrt. Dort versenkt man spezielle Gewindestifte. Danach werden mit einem Meißel die überstehenden Teile abgeschlagen und abgeschliffen. Jetzt muss nur noch neu lackiert werden.

Doch zurück zum Anfang einer spannenden Unternehmensgeschichte: Zuerst arbeitet das Trio in der Wohnung von Otto Reichert in Hamburg. Als immer mehr Aufträge besonders aus der Schifffahrt kommen, ziehen die Metalock-Pioniere in eine Werkstatt nach Eidelstedt um. „Dort müssen sie sich ihre ölverschmierten Hände in einer Pütz waschen. Das Wasser dafür wurde auf dem Kanonenofen erhitzt“, heißt es in einer Chronik.

1963 ist Geld für einen Neubau da. Im damals noch eigenständigen Garstedt, also ganz in die Nähe des Flughafens, wird gebaut. Am 1. Januar 1970 erhält die Firma gleichzeitig mit der Gründung Norderstedts den Namen Gränges Metalock. 1995 wird sie in Metalock Industrie Service GmbH umbenannt. Der damalige Geschäftsführer Dietmar von der Fecht baut das Einsatznetz über Deutschland hinaus bis nach Frankreich aus.

Längst ist neben dem althergebrachten Geschäftszweig mit dem genialen Metalock-Verfahren die mobile Bearbeitung gewachsen. Hier geht es vor allem um die Wartung und Reparatur großer Anlagen. Thomas Großgarten: „Wenn die Maschine nicht zur Drehbank kommen kann, bringen wir das Werkzeug zur Einsatzstelle. Wenn die beschädigte Maschine nicht auf der Drehbank dreht, drehen wir das Werkzeug eben um die Einsatzstelle – egal ob am Nordpol oder in der Wüste.“
 
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50 Jahre Norderstedt – 50 Unternehmen. Jeden Montag stellt die EGNO, Entwicklungsgesellschaft Norderstedt, in Zusammenarbeit mit den städtischen Gesellschaften ein Norderstedter Unternehmen vor. Alle Berichte unter: www.egno.de/50
  

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