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Themenwelten Hamburg
50 Jahre Norderstedt

Deutschlands Autoverwertung Nr. 1 kommt aus Norderstedt

Tim Kiesow macht den Recyclingbetrieb fit fürs digitale Zeitalter

Deutschlands Autoverwertung Nr. 1 Image 1
Ist das richtig, dass da so ein kleiner Butje mit einem Auto über den Platz fährt?“ Der Junge, der in den 80er-Jahren immer wieder Kund:innen zum Staunen bringt, ist heute der Chef auf dem Grundstück des größten deutschen Autoverwerters: Tim Kiesow.

„Gemeinsam mit meinem Bruder und meinen Cousins sind wir als kleine Jungs häufig auf dem Gelände herumgestromert“, erinnert sich der Geschäftsführer und grient. Der erste fahrbare Untersatz ist ein motorisiertes Vierrad. „Ich war vielleicht acht, neun Jahre alt, als ich mit Pedalverlängerung und Sitzauflage das erste Mal ein Auto gelenkt habe. Mein Vater hat neben mir aufgepasst.“

Bereits im Kindesalter helfen Tim und die anderen Kiesow-Jungs auf dem Platz mit, geben zum Beispiel Pfandmarken aus für den Werkzeugverleih. „Das war einfach üblich, dass wir unseren Vätern nah sein wollten.“
 
Tim Kiesow lenkt das Unternehmen, das alte Autos so wirtschaftlich und ökologisch wie möglich verwertet.
Tim Kiesow lenkt das Unternehmen, das alte Autos so wirtschaftlich und ökologisch wie möglich verwertet.
Obwohl es naheliegt, hat Tim Kiesow nie selbst an Fahrzeugen geschraubt. Stattdessen liebt er alles, was sich fahren lässt „Ich hatte früh ein Mofa, später Auto und Motorrad und fahre beides bis heute gern.“

Beide Talente, das Puzzle eines Fahrzeugs zu beherrschen und die Leidenschaft für motorisierte Fahrzeuge sind auch heute in der Belegschaft des Unternehmens gefragt. „Die Mitarbeiter:innen sind die Säulen der Firma“, lobt Tim Kiesow, der die GmbH gemeinsam mit seinem Bruder Dennis sowie den Prokuristen Ole Helbach und Oliver Brüggen führt. Das Quartett trägt großen Anteil daran, die als Schrotthandel gestartete Firma zu einem modernen Verwerter von Altautos weiter zu entwickeln.

„Die Befestigung des Platzes in den 80er-Jahren war der Meilenstein, um den steigenden Anforderungen an den Umweltschutz gerecht zu werden“, erzählt Tim Kiesow. Zwei Millionen D-Mark investiert die Familie damals dafür. Während früher kein Hahn danach kräht, wenn ein Tropfen Öl auf dem Sandplatz versickert, filtern heute die Ölabscheider in der Kanalisation unter dem riesigen Gelände jede Flüssigkeit.
 
Fachleute zerlegen die wiederverwertbaren Teile der Fahrzeuge Fotos: Kiesow (2), Jordan
Fachleute zerlegen die wiederverwertbaren Teile der Fahrzeuge Fotos: Kiesow (2), Jordan
So entwickelt sich das Unternehmen zu Deutschlands führendem Autoverwerter. Vor allem die Abwrackprämie beschert im Jahr 2009 einen kaum zu stoppenden Strom von Altfahrzeugen. Während in normalen Zeiten bis zu 5000 Fahrzeuge im Jahr verwertet werden, sind es 2009 mehr als 16.000. „Wir mussten eine Kaserne in der Nähe von Celle anmieten, um die Fahrzeuge zwischenzulagern“, berichtet Tim Kiesow. So baut die Firma Stück für Stück ihr Lager an Ersatzteilen aus, das heute um die eine Million Produkte erfasst.

Auch die Umweltprämie, um Dieselfahrzeuge aus dem Verkehr zu nehmen, bringt einige tausend Autos mehr als gewohnt. Doch das Überangebot an neuwertigen Ersatzteilen, lässt die Preise eher fallen. Um weitere Einnahmen zu generieren, stockt Kiesow sein Angebot mit Neuteilen auf.

„Wir dürfen nie stehenbleiben“, mahnt Tim Kiesow. Die Entsorgungstechnik habe sich verändert. Jetzt ändere sich der Antrieb. Noch kommen nur wenige Autos mit Elektromotor zu Kiesow. „Es wird mehr werden. Deshalb bilden wir unser Team aus, auch mit Hoch-Volt-Technik umzugehen.“ Die Zukunft ist da bei Kiesow, die Geschichte bleibt unvergessen. mra

www.50jahrenorderstedt.de
 

Beschäftigte und Produkte

Etwa 30 Mitarbeiter:innen haben 2019 auf dem 68.000 Quadratmeter großen Grundstück einen Umsatz von etwa vier Millionen Euro erzielt. Auf dem Selbstbedienungsplatz, dem Eldoraldo für Schrauber:innen, stehen ständig etwa 3500 Altfahrzeuge zum Ausschlachten bereit. Mehr als eine Million Produkte, darunter auch Kfz-Neuteile, werden über den Online-Shop angeboten.

Kontakt

Kiesow Autorecycling + Autoteile GmbH
Beim Umspannwerk 153
22844 Norderstedt
www.kiesow.de
www.kfz-neuteile.de

Aus der Firmengeschichte

Als Carl Kiesow 1948 aus Kriegsgefangenschaft zurückkehrt, arbeitet er zusammen mit seinem Vater in dessen Schrotthandel in Hamburg. Als sein Vater 1964 stirbt und Carl Kiesow und sein Bruder den Schrotthandel erben, wird der Betrieb verkauft, der Erlös geteilt. Carl Kiesow betreibt von nun an seinen eigenen Schrotthandel. An der Segeberger Chaussee findet er eine Scheune und ein kleines Grundstück, wo er Altmetall und Schrott sortiert und verkauft. Doch Carl Kiesow hat einen Traum, er will etwas Neues – eine Autoverwertung.

1967 findet Carl Kiesow das geeignete Gelände an der heutigen Straße „Beim Umspannwerk“ und erwirbt von der Gemeinde Friedrichsgabe 20.000 Quadratmeter Fläche. 1968 wird die „Autoverschrottung Carl Kiesow“ gegründet und sichert sich ein großes Stück Hamburger Geschichte: 80 Prozent aller U- und Straßenbahnen landen hier zum Abwracken. Dabei greift Carl Kiesow zu einem „Trick“, der heute undenkbar ist: Bei Nordwind werden die Fahrzeuge angezündet, bis sie ausgebrannt sind und wertvolles Altmetall übrig bleibt.

Nach und nach fangen die Söhne von Carl an, im Betrieb mitzuarbeiten: ab 1972 Martin Kiesow, ab 1974 der fünf Jahre jüngere Mario Kiesow. Das Geschäft läuft gut. Nach und nach werden Nachbargrundstücke gekauft, um zu erweitern.

1978 übergibt Carl Kiesow die Leitung des Unternehmens an seine Söhne. Sie legen 1986 mit der aufwendigen Platzbefestigung den Grundstein für anhaltenden Erfolg. 1998 wird Kiesow als einer der ersten Betriebe in Deutschland nach der Altautoverordnung zertifiziert und zum „Autoverwerter des Jahres“ gewählt.

Heute präsentiert sich das Familienunternehmen in dritter Generation auf 68.000 Quadratmetern Fläche als größte deutsche Auto recyclingfirma. Kiesow investiert beständig in die Fortbildung der Mitarbeiter:innen, in moderne Umwelttechnik und Logistik sowie einen Online-Shop. Geschäftsführer Tim Kiesow sagt: „Wir liegen hier, auch für die Schrauber: innen wunderbar zu erreichen, im Gewerbegebiet Frederiks park.“

Nur wenige kennen heute den Ortsteil Friedrichsgabe, aber fast jede:r kennt den Werbespruch: „Mir war noch nie so bei Kiesow“.
 
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50 Jahre Norderstedt – 50 Unternehmen. Jeden Montag stellt die EGNO, Entwicklungsgesellschaft Norderstedt, in Zusammenarbeit mit den städtischen Gesellschaften ein Norderstedter Unternehmen vor. Alle Berichte unter: www.egno.de/50
  

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