Anzeige
Themenwelten Hamburg
Hamburger und ihre Gäste lieben den Naturstrand vor Wittenbergen und am Falkenstein

Das ist wie im Urlaub: Leuchtturm Wittenbergen, Meer & Strand

Heidi Keck und Mohammad Dahhan treffen sich gern am Leuchtturm, um in Ruhe miteinander sprechen zu können. Fotos: Michael Rahn

Wer aus der Mitte der Stadt gen Blankenese reist, sollte sich noch ein wenig weiter nach Westen bewegen. Dort, vorm Leuchtturm Wittenbergen, können Ausflügler einen wunderbaren Naturstrand erleben. Der bewaldete Elbhang reicht hinunter bis an den breiter werdenden Strom und einen Strand, dessen kleine Dünen uns vom Meer und friesischen Insel träumen lassen. 

Viele Generationen von Schülerinnen und Schülern haben hier, außerhalb des Blicks der Eltern, geträumt, geliebt, gelacht, geweint und ihren Abschluss gefeiert. Die meisten von ihnen sind bereits mit ihren Eltern häufig am Strand gewesen, um zu spielen und frische Luft zu schnappen.

Gustav (1) gehört zu der jüngsten Generation, die das Leben am Strand vor der Haustür kennen und lieben lernt. Seine Eltern, Susanne, die im Management einer großen Hamburger Firma arbeitet, und der Zahnarzt Matthias Müller, wohnen ganz in der Nähe.

Susanne und Matthias Müller mit Sohn Gustav (1) genießen oft den Strand in der Nähe ihres Grundstücks.
Susanne und Matthias Müller mit Sohn Gustav (1) genießen oft den Strand in der Nähe ihres Grundstücks.

Das Ehepaar schätzt die Nähe zum Wasser, und auch der kleine Sohn ist kaum zu bändigen und krabbelt, sobald er nicht von Mama oder Papa beschäftigt wird, Richtung Wasser. „Das ist wie Urlaub“, beschreibt der Familienvater, warum es ihn wie magisch an den Strand zieht. Susanne Müller liebt die Natur um sich herum. Gebadet hat sie in der Elbe allerdings noch nie. Sog und Schwell der großen Schiffe, aber auch die fürs Auge unsichtbare Belastung des Wassers mit ungesunden Stoffen hält sie davon ab.

„Ein wunderbarer Platz, um in Ruhe nachzudenken“

Diese Gefahren haben auch Heidi Keck, Ärztin und Psychotherapeutin aus Wedel, bislang von einem Bad im großen Strom abgehalten. Und trotzdem liebt sie den Ort zwischen Strom und Geesthang, den sie schon mit ihren drei Kindern, als die noch klein waren, zum Fußball spielen besucht hat. Heute ist es für sie „ein wunderbarer Platz, um in Ruhe und Frieden nachzudenken“. Hierhin hat es sie auch vor sieben Jahren oft gezogen, als die große Flüchtlingswelle aus dem Kriegsgebiet Syrien Deutschland erreichte. Bis heute trifft sie sich hier mit Mohammad Duhhan, den sie seitdem, so gut es geht, durch die Wirren des Lebens und der Behörden begleitet. Wenn es etwas zu besprechen gibt, lassen die Beiden die Hektik der Unterkunft, in der der junge Syrer lebt, hinter sich. „Oft nehmen wir eine Thermoskanne Tee mit“, erzählt die Wedelerin. Und dann geht es den Problemen auf den Grund.
 

Der Leuchtturm Wittenbergen steht seit 2004 unter Denkmalschutz.
Der Leuchtturm Wittenbergen steht seit 2004 unter Denkmalschutz.

„Zuerst haben wir uns auf Englisch unterhalten“, erzählt der heute 29-Jährige. Es habe nicht lange gedauert, dann sei das Gespräch, „fast ohne es zu merken“, immer stärker ins Deutsche gewechselt. Heute spricht der junge Syrer fast perfekt die Sprache seines Zufluchtsortes. Intensiv widmet er sich dem Studium zum Bauingenieur in Bielefeld. In seiner Abschlussarbeit beschäftigt er sich mit dem Thema Radschnellwege nach und durch Hamburg.

Der erste Ausflug als Flüchtling ging mit dem Rad von Wedel an der Elbe nach Hamburg hinein. Seitdem liebt Mohammad Duhhan diese Strecke. „Der Weg steckt für mich voller Natur und Frieden, und der Blick auf das Wasser der Elbe ist einfach phantastisch“, erzählt der junge Mann. Am Strand vorm Elbhang in Wedel liebt er es, den Familien mit Hunden zuzuschauen und wünscht sich selbst so einen Vierbeiner an seiner Seite. Der junge Syrer verbringt viel Zeit an der Elbe und hat auch schon viele Freunde für diesen friedlichen Platz am großen Strom begeistert. Gern sitzen Heidi Keck und Mohammad Duhhan im Windschatten des stählernen Leuchtturms, der seit gut 120 Jahren zusammen mit dem Leuchtfeuer Tinsdal auf dem Geesthang den Verantwortlichen auf den Schiffen den besten Weg durch die Fahrrinne weist. Auch wenn es keinen Leuchtturmwärter mehr gibt, müssen sich Menschen um diesen Platz voller Technik kümmeren.

Der Leuchtturm ist beliebt für Foto-Shootings

Jens Rave ist Mitarbeiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes und für den Leuchtturm zuständig. Mindestens ein Mal im Monat schließt er die Türen zu dem unter Denkmalschutz stehenden Gebäude auf und schaut, ob alles seine Richtigkeit hat. Manchmal muss er auch ungewöhnlichen Gästen den Raum öffnen: Vor ein paar Jahren ließ sich die deutsche Pop- und Soul-Sängerin Sarah Connor auf der Aussichtsplattform des Leuchtturms fotografieren.

Der Blick über einen großen Strom steht bis heute für die Sehnsucht nach einer friedlichen Welt. Und dieser Traum lebt – auch an der Elbe vor Wittenbergen. mra
 

Der Leuchtturm

Der Leuchtturm Wittenbergen bildet seit 1900 zusammen mit dem Leuchtturm Tinsdal die Richtfeuerlinie für Schiffe, die elbabwärts fahren. Der Leuchtturm Tinsdal ist das sogenannte Oberfeuer und der Leuchtturm Wittenbergen das Unterfeuer. Seit 2004 sind beide Türme unter Denkmalschutz gestellt, da sie zu den ältesten Stahlleuchttürmen der Bauweise „Treppenrohr mit Gratsparren“ zählen.

Der Hamburger Senat hatte den Bau als Serie von Gitterleuchttürmen an der Elbe in Auftrag gegeben. Ungewöhnlich war, dass der Wittenbergen-Turm als Unterfeuer in dieser Größe errichtet wurde. Kurioserweise musste er bereits fünf Jahre nach der Einweihung um neun Meter Richtung Ufer verschoben werden. Innerhalb der Laterne befindet sich heute eine Doppelscheinwerferlinse für das Signalfeuer.

Der Zwillingsbruder des Leuchtturms Wittenbergen, das ehemalige Unterfeuer Billerbeck, wurde 1960 abgerissen und stand ungefähr dort, wo sich heute der Hafen des Kraftwerks Wedel befindet. Auch zu diesem Leuchtturm bildete Tinsdal das Oberfeuer, damals für elbaufwärts fahrende Schiffe.

Römischer Garten

Ebenfalls einen Besuch wert ist der Römische Garten. Die heutige Grünanlage im Stadtteil Blankenese gehörte Ende des 19. Jahrhunderts dem Hamburger Kaufmann Anton Julius Richter. Reisen nach Italien hatten ihn inspiriert. Der Garten spiegelte die Italien-Sehnsucht der damaligen Zeit wider. Die Hamburger Bankiersfamilie Warburg prägte die Anlage so, wie wir seit heute erleben.

1951 erhielt die Stadt Hamburg das Grundstück als Geschenk. Von der östlichen Terrasse hat der Besucher einen tollen Blick über den breiten Elbstrom und die Insel Neßsand. Zum Park gehört das sogenannte Heckentheater. Der einem römischen Amphitheater nachempfundene Ort wird für öffentliche Veranstaltungen genutzt.

Waldpark Falkenstein

Direkt am steilen Geesthang zur Elbe liegt der Waldpark Falkenstein. Die Besucher wandern durch einen Mischwald mit Buchen, Kiefern und Birken und Buchen. Auch dort dominierte einst der feine weiße Sand mit Dünen. Vom bewaldeten Geesthang aus genießen die Ausflügler wunderschöne Aussichten auf den Fluss.

Weitere Artikel