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Themenwelten Hamburg

16.11.2017 / Helfer in schweren Stunden

Den Gedanken ans eigene Sterben nicht verdrängen

Vorsorge für den Tod entlastet die Angehörigen von vielen Entscheidungen

Wer die Grabgestaltung in erfahrene und vertrauensvolle Hände eines Friedhofsgärtners gegeben, finden die Angehörigen jederzeit ein ansprechend gepflegtes Grab vor Foto: b
Wer die Grabgestaltung in erfahrene und vertrauensvolle Hände eines Friedhofsgärtners gegeben, finden die Angehörigen jederzeit ein ansprechend gepflegtes Grab vor Foto: b
Er kommt früh oder spät, schleichend oder schnell. Sicher aber ist: Er kommt – der Tod. Irgendwann ist es soweit. Und eben weil niemand weiß, wann und auf welche Art Jede und Jeder die letzte Reise antreten muss, sind Vorsorgemaßnahmen rund um das Thema Sterben und Tod etwas, das viele Menschen im Kopf haben. Im Hinterkopf wohlgemerkt, dort, wo sich tendenziell unangenehme Gedanken recht gut wieder verdrängen lassen.

„Wer sich aber erst mal mit dem Thema auseinandersetzt, merkt oft, dass es gar nicht so unangenehm ist, sondern im Gegenteil etwas sehr Befreiendes hat. Schließlich sind nicht nur Dinge wie eine Patienten- oder Betreuungsverfügung, sondern auch die Bestattungsvorsorge oder ein Dauergrabpflegevertrag Akte der Selbstbestimmung. Sozusagen das letzte bisschen Einfluss, dass man auf das eigene Ende und die Zeit nach dem Tod nehmen kann“, sagt Nadia Reumann von der Treuhandstelle für Dauergrabpflege Schleswig-Holstein.

Die gebürtige Altenholzerin steht in ständigem Austausch mit mehr als 130 Friedhofsgärtnereien, Steinmetzbetrieben und Bestattungsunternehmen in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Nach fast zehn Jahren als Geschäftsführerin der Treuhandstelle weiß sie sehr genau, was die zunehmende Zahl an Kundinnen und Kunden beschäftigt, die noch zu Lebzeiten ihre eigene Beerdigung und die anschließende Pflege ihres Grabes organisieren möchten. Und sie kennt die Missverständnisse, die entstehen können, wenn die Themen Sterben und Tod in der Familie ausgeklammert wurden.

„Da wählen Menschen eine anonyme Bestattung oder ein kleines Reihengrab, weil sie ihre Kinder entlasten wollen – und ahnen gar nicht, dass diese gern einen festen Platz zum Trauern hätten oder sich ein Familiengrab wünschen, um in ferner Zukunft zumindest räumlich wieder vereint zu sein“, berichtet Nadja Reumann aus ihrer Erfahrung mit Betroffenen. „Hier im Nachhinein eine Lösung zu finden, ist schwierig und leider oft gar nicht mehr möglich. Umso größere Bedeutung kommt der eigenen Vorsorge zu.“

„Treuhandverträge sollen Sicherheit geben – zu Lebzeiten und über den Tod hinaus. Deshalb verstehen wir uns nicht nur als Lobby der Lebenden, sondern auch der Toten“, bringt es Nadia Reumann auf den Punkt. Eine Lobby, die ausnahmsweise einmal jeder gut gebrauchen kann.

In Treuhandverträgen kann vieles vor dem eigenen Tod bereits geregelt werden. Zu wissen, wie es nach einem Todesfall weitergeht, das Gefühl, von der Musik bei der Beerdigung bis zur Grabbepflanzung alles den eigenen Wünschen entsprechend geregelt zu haben, kann sowohl die Auftraggebenden als auch die Angehörigen emotional entlasten.

Darüber hinaus sind Bestattungsvorsorge- und Dauergrabpflegeverträge aber auch finanziell interessant. In einer Zeit, in der mit sicheren Anlagemethoden kaum noch Zinsen zu erwirtschaften sind, ist ein Treuhandvertrag eine sinnvolle Investition: Er schreibt Dienstleistungen, die in der Zukunft erbracht werden sollen, zu heutigen Preisen fest – und etwaige Erben können die Kosten später als Nachlassverbindlichkeiten abziehen.

An den vertraglich garantierten Leistungen kann kein Erbe rütteln – und auch nicht das Sozialamt, denn angemessene Vorsorgeaufwendungen für Bestattung und Grabpflege gehören zum rechtlich verankerten Schonvermögen. Wo in Einzelfällen dennoch versucht wird, Treugebende oder ihre Angehörigen zur Kündigung der Treuhandverträge zu bewegen, da stehen die Dauergrabpflegeorganisationen mit Rat und Tat zur Seite. (kuk) 

www.dauergrabpflege-sh.de

Trauernde dürfen auch mal an sich selbst denken

Der bekannte Trauerspezialist und Bestsellerautor Roland Kachler greift in seinem Buch „Was bei Trauer gut tut – Hilfen für schwere Stunden“ in kurzen Kapiteln die ganz konkreten Fragen, Nöte und Zweifel von Trauernden auf. Die Zeit zwischen Todesnachricht und Beerdigung wird dabei ebenso in den Blick genommen wie die Zeiten der großen Stimmungsschwankungen. Kachler gibt Trauernden einfache Mittel an die Hand, die den Verlustschmerz für sie lebbarer machen können.

Besonders Hilfreich für Trauernde ist Kachlers Ansatz, dass sie sich selbst auch während der Zeit der Trauer gern etwas Gutes gönnen sollten, um sich dem Leben zuzuwenden, ohne deshalb Gewissensbisse gegenüber dem Verstorbenen haben zu müssen. Mit ganz konkreten Vorschlägen zeigt der Autor auf, wie das gehen kann. Er gibt Trauernden einfache Mittel an die Hand, die den Verlustschmerz für sie ertragbarer machen.

Der Diplom-Psychologe, psychologische Psychotherapeut und evangelische Theologe hat in Folge der Verlusterfahrung durch den Tod seines Sohnes eine neuen Traueransatz erarbeitet. In seinem Buch schreibt er: „Wer trauert, denkt zunächst nicht an sich. Er denkt nur an den geliebten Menschen, den er durch den Tod verloren hat. Deshalb überlegt kaum ein Trauernder, was ihm selbst gut tun könnte.“ Das muss nicht so sein, meint Kachler. In seinem Buch zeigt er, wie es auch anders geht, ohne das Gedenken an den Toten zu vernachlässigen. (kuk)

Was bei Trauer gut tut, Roland Kachler, Kreuz-Verlag


Wann eine Therapie beim Trauern hilft

Der Verlust von geliebten Menschen durch den Tod trifft jeden anders. Abhängig von Alter, Todesart, familiärer Rolle, Nähe des Arbeitskollegen oder Enge der Freundschaft reagieren wir unterschiedlich. Auch wenn in unserer schnelllebigen Gesellschaft ein Trauerjahr nicht mehr „in“ ist, benötigen wir Rituale und Zeit, um von unseren Lieben in Ruhe Abschied zu nehmen.

Viele sind erstaunt über die eigenen psychischen und oft sogar körperlichen Reaktionen, in denen sich die Trauer zeigt. Obwohl „Trauern“ in allen Kulturen gesellschaftlich anerkannt ist, kommen einige mit dem Ausmaß der eigenen Reaktionen nicht klar. Spätestens ab diesem Punkt, wenn Trauer überzogen oder trotz enger Beziehung zum Toten komplett negiert wird, ist psychotherapeutische Unterstützung notwendig.

Obwohl jeder Hinterbliebene höchst individuell trauert, durchläuft der Trauerprozess im Normalfall vier Phasen: Zuerst soll der tatsächliche Verlust des verstorbenen Menschen akzeptiert werden. Danach sollen die Emotionen und die seelischen Schmerzen ihren Raum erhalten. Anschließend können sich die Hinterbliebenen darauf einstellen, dass sie Aufgaben des Verstorbenen – im Sinne alltäglicher Arbeitsteilung – an andere abgeben können. Zu guter Letzt gestattet man sich selbst, die emotionale Bindung zu lockern, in neue Beziehungen zu investieren und den Toten auch in seinen eigenen Gefühlen los zu lassen. Wenn der Trauerprozess in einer dieser Phasen für längere Zeit stagniert, also nie abgeschlossen wird, ist es möglich, dass dies zu einer psychischen Störung führt, die therapiert werden sollte.

Hinterbliebenenberatung und psychotherapeutische Ansätze können Bestandteile der Trauerbewältigung sein. Insbesondere therapeutische Ansätze lassen sich an den persönlichen Kontext des Hinterbliebenen anpassen. Im Grunde sind alle gängigen psychotherapeutischen Verfahren geeignet, um dem Verlust – der manchmal an ein Trauma grenzt – zu begegnen. Vor allem Psychoanalyse, Psychodrama und Verhaltenstherapie sind hilfreich. Darüber hinaus gibt es extra für Trauerfälle entwickelte therapeutische Begleitmöglichkeiten. (ots/kuk)

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