Wenn die Abi-Note nicht gut genug ist
Wer studieren möchte, muss, je nach Fach und Wunsch-Uni, einen bestimmten Notendurchschnitt im Abi mitbringen. „Das hat weniger mit der Qualität der Hochschule zu tun als mit Angebot und Nachfrage“, sagt Cort-Denis Hachmeister, Studienautor beim Centrum für Hochschulentwicklung (CHE). Bewerben sich mehr Leute auf einen Studiengang, als die Uni Plätze hat, wird der Numerus clausus zum Türsteher. Er entscheidet über Zu- oder Absage. Wer beim ersten Anlauf abgewiesen wird, muss sein Wunschstudium aber nicht abschreiben. Es gibt verschiedene Wege, um das Ziel zu erreichen.
112.000 Studierende sind in Hamburg eingeschrieben. Hier sind nicht nur Medizin, Psychologie oder Pharmazie mit hohen NCs versehen, auch für Medienwissenschaften oder Biochemie braucht es ein 1er-Abi. „Es lohnt sich für Studieninteressierte immer der Blick über den Tellerrand in ein anderes Bundesland. Oft gibt es gleichwertige Alternativen ohne NC an benachbarten Hochschulen“, rät Hachmeister. Etwa in Schleswig-Holstein: So kann in Kiel jeder Abiturient Geografie studieren. In Hamburg ist ein Notenschnitt von mindestens 2,4 erforderlich.
Manchmal ist es sinnvoll, den Blick noch weiter wandern zu lassen: Ein Studium im Ausland kann dank anderer Auswahlverfahren doch noch zum Ziel führen. In Riga gibt es zum Beispiel die Option, Medizin oder Zahnmedizin ohne NC auf Englisch zu studieren. Der Abschluss wird in Deutschland anerkannt. Wechselmöglichkeiten während des Studiums gibt es allerdings kaum. „Wenn man in der lettischen Hauptstadt das Studium beginnt, dann muss man es dort auch zu Ende bringen“, sagt Studienberaterin Katrin Wilcke. Die Kosten für Humanmedizin liegen pro Semester bei 6000 Euro, bei Zahnmedizin werden 7000 Euro fällig. Auch an der Semmelweis Universität in Budapest gibt es keinen NC für das Medizinstudium. Hier müssen Studierende 7900 Euro berappen. Wer das Physikum besteht, kann nach dem dem vierten Semester an eine andere Uni wechseln. Es gibt die Möglichkeit, sich am Asklepios Campus Hamburg zu bewerben, um das Medizinstudium dort fortzusetzen.
Abiturienten, die zeitlich flexibel sind, können eine Ausbildung im Rettungsdienst oder als Hebamme machen und so neben Fachwissen Wartesemester ansammeln, die an vielen Unis angerechnet werden.
Wer es sich leisten kann, bewirbt sich an einer privaten Hochschule. Dort gibt es eigene Auswahlverfahren; die Gebühren sind unterschiedlich hoch. An der MSH Medical School in der Hamburg Hafen City können Studenten Psychologie ohne NC studieren, dafür sind aber 700 Euro monatlich fällig. Nach dem Bachelorabschluss ist der Wechsel an eine staatliche Hochschule grundsätzlich möglich – doch die Masterplätze sind rar gesät.
Fürs Studieren bezahlt werden: An der Bundeswehr-Uni bekommen Studenten abhängig von Alter, Dienstgrad und Familienstand Gehalt – allerdings müssen sie sich 13 Jahre verpflichten. Fundierte Informationen für die vergleichende Online-Recherche nach Studiengängen gibt es bei hochschulkompass.de. Zu guter Letzt bleibt das Losglück: Sind nach dem Nachrückverfahren noch Plätze frei, werden diese zugelost. Unter freie studienplaetze.de finden Last-Minute-Einschreiber den Weg in die Uni. Sabrina Junge