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25.08.2017 / Im Kreis Pinneberg zu Hause: Die Marsch-Region

Einzigartiger, kulturhistorischer Wanderweg durch Neuendeich

Neuendeichs Bürgermeister Reinhard Pliquet freut sich, dass der kulturhistorische Wanderweg durch seinen Ort so gut angenommen wird Foto: Kuno Klein
Neuendeichs Bürgermeister Reinhard Pliquet freut sich, dass der kulturhistorische Wanderweg durch seinen Ort so gut angenommen wird Foto: Kuno Klein
Neuendeich kann mit einer Besonderheit für seine Besucher aufwarten. Das ist der kulturhistorische Wanderweg durch den Ort und die Marsch, der zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkundet werden kann. Der Wanderweg ist der einzige seiner Art in Schleswig-Holstein und wurde im Jahr 2010 mit dem Landjugendpreis für seine besondere Förderung des ländlichen Raumes ausgezeichnet.

Beginn und Ende des Wanderweges sind am Dörpshus, Schadendorf 8. Parkmöglichkeiten sind dort vorhanden. Der Wanderweg besteht aus zwei Rundtouren: Eine für Radfahrer (Dauer etwa 90 Minuten) und eine für Fußgänger (etwa 45 Minuten). Zehn Infotafeln (fünf auf der kurzen Tour) an den jeweiligen Stationen erläutern die landschaftlichen, naturkundlichen und historischen Besonderheiten wie zum Beispiel die Entstehung der Landschaft, die Bauweise, die Pferdezucht und das Natura-2000-Gebiet. Außerdem wird ein Teil der Geschichte dieses mehr als 700 Jahre alten Dorfes erklärt. Und nebenbei lernen die Besucher die wunderschöne Landschaft näher kennen.

Neuendeichs Bürgermeister Reinhard Pliquet freut sich, dass dieses Angebot so gut angenommen wird. „Wir haben sogar Informationsblätter zum kulturhistorischen Wanderweg nachdrucken lassen müssen“, sagt er. Herzstück des Weges ist ein Obstgarten, in dem alte Apfelsorten zu finden sind. Es darf auch probiert werden! Auch auswärtige Gäste können sich problemlos auf den Neuendeicher Feldwegen orientieren, da die Flurnamen, die auch auf einer Übersichtskarte verzeichnet sind, deutlich sichtbar ausgeschildert sind.

2003 feierte Neuendeich 700-jähriges Bestehen, was das Bewusstsein für die geschichtliche Entwicklung des Dorfes stärkte: Eine kleine Gruppe engagierter Bürgerinnen und Bürger überlegte, wie die Entstehung des Dorfes und der Landschaft sichtbar gemacht werden könne. So entstand die Idee, einen kulturhistorischen Wanderweg zu gestalten. Im Rahmen der Agenda 21 wurde diese Idee zusammen mit einigen anderen verfolgt. Die Planung und Umsetzung dauerten dann fünf Jahre und die Gruppe wurde kleiner, blieb aber hartnäckig dabei, das Projekt voranzutreiben. Am 13. April 2008 wurde der kulturhistorische Wanderweg durch Neuendeich offiziell eröffnet. (kuk)

Redende Häuser erzählen von der Geschichte des Dorfes am Pinnaudeich

„Gott bewahre dieses Haus vor Wasser Krieg und Brand. Er segne es mit milder Hand. Anno 1780 Den 21 Juni. Johann von Dohren Dorothea von Dohrens“ ist hier zu lesen Foto: Kuno Klein
„Gott bewahre dieses Haus vor Wasser Krieg und Brand. Er segne es mit milder Hand. Anno 1780 Den 21 Juni. Johann von Dohren Dorothea von Dohrens“ ist hier zu lesen Foto: Kuno Klein
Es versteht sich von selbst, dass Häuser nicht reden können. Doch wer kennt nicht die Redensart, dass alte Gegenstände viel zu erzählen hätten, wenn sie sprechen könnten. In Neuendeich werden Alte Bauernhöfe als „redende Häuser“ bezeichnet, die meist auf dem Balken über der Tür zur Tenne eine Inschrift tragen, die auf die Geschichte und die einstigen Besitzer des Gebäudes hindeuten.

Es gibt dort noch einige Höfe, deren Inschriften von leidvoller Geschichte und der Angst vor Naturgewalten berichten. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges von 1618 bis 1648 und des sogenannten Schwedenkrieges von 1643 bis 1645 waren verheerend. Doch die Neuendeicher waren stark im Willen, den Gefahren zu trotzen und stark im Glauben an die Liebe und Güte Gottes und bauten immer wieder neu auf. So gibt es hier noch einige Erinnerungen, die besonders wertvoll sind für die Geschichte die Dorfes.

Einige reetgedeckte landwirtschaftliche Gebäude entstanden nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und werden heute die „redenden Häuser“ genannt. Die kunstvollen Hausinschriften erzählen von den Menschen und Ereignissen der damaligen Zeit.

„Anno 1645 den 5 Februari ist hir Ein Hausz van Den Swedischen Soldaten Vorbrent in kriges Unrouw Anna 1646 Den 25 Juni is Didt Huzs Dorch Godtes Gnade van Johann Wite und Siner Frouwen Alke Wite Wedder Erbauet“ lautet eine dieser Inschriften die noch heute zu lesen sind. „Der Herr behüte dieses Hausz fur Wasser Krieg und Brand. Er segne uns mit milder Hand. Er lasz sein lieben Engelein Behüter und Wächter um uns sein. Peter Kahlk Lucia Kahlken Anno 1766 Den 18 Julius“. In dieser Hausinschrift spiegelt sich auch die Sorge vor Sturmfluten hinter den Deichen in Neuendeich wider. (kuk)

Ein Kleinod für Wassersportler an der Pinnau

30 Liegeplätze bietet der Neuendeicher Hafen Foto: Klein
30 Liegeplätze bietet der Neuendeicher Hafen Foto: Klein
Neuendeich hat heute rund 530 Einwohner auf einer Fläche von 854 Hektar. Es handelt sich um ein lang gestrecktes Straßendorf, das zwar noch von der Landwirtschaft und Pferdezucht geprägt ist, in dem jedoch die Wohnfunktion immer stärker wird. Die meisten Wohngebäude stehen wie an einer Perlenschnur aufgereiht zwischen dem Pinnaudeich und der Straße, die der Deichlinien folgt.

Angesichts dieser engen Bindung zur Pinnau und zur nahen Elbe versteht es sich fast von selbst, dass auch Wassersportler den Ort gern nutzen. Besonders stolz sind die Freizeit-Skipper auf ihren Hafen, den sie gern als schönsten der Region bezeichnen. Der liegt etwa drei Kilometer hinter dem Pinnauspeerwerk und hat 30 Liegeplätze sowie zehn Liegeplätze für Jollen. Somit ist der Tidehafen des Ortes ein guter Ausgangspunkt für Segeltörns auf der nahen Elbe.

Das Segelrevier ist die Elbe, – und speziell beim Neuendeicher Wassersportverein – die Pagensander Nebenelbe und die Haseldorfer Binnenelbe mit der Inselwelt der Haseldorfer Marsch. Fast das gesamte Gebiet steht unter Naturschutz. Damit ist das Revier bestens geeignet, um die Seele baumeln zu lassen.

Beide Seitenarme sind sehr beliebte Ankergebiete. Betrieben wird der Sportboothafen vom Wassersportverein Neuendeich. Der wurde 1976 gegründet und sorgte dafür, dass Hafen angelegt wurde. Idyllisch befinden sich die Liegeplätze direkt hinter dem Deich an der Pinnau und sind mitten in die wunderbare Natur Neuendeichs eingebettet. (kuk)

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