Tore Meinecke war Mitte der achtziger Jahre einer der drei Hamburger Stars, die gleich nach Boris Becker den Tennis Boom in Deutschland mit anheizten. Michael Westphal, Ricci Osterthun und eben auch Tore, die alle drei in der Bundesliga für Klipper Hamburg spielten, hatten ihre höchste ATP Platzierung in den 40ern. Tores Lebensmittelpunkt nach seiner Karriere ist jetzt Genf. Dort lebt er mit seiner Familie und betreibt seine eigene Tennisschule zusammen mit seinem früheren ATP Kumpel, dem Schweden Jonas Svensson.
Tore arbeitete in Genf anfangs eng mit dem Schweizer Tennisverband zusammen und bekam dadurch die Gelegenheit, mit Roger Federer in dessen Jugendzeit arbeiten zu können. Im Leistungszentrum in Escublens lernte er den damals 14-jährigen Roger kennen, trainierte mit ihm und bei Turnieren im Genfer Raum schlief der junge Roger im Haus der Meineckes.
TENNIS in Hamburg unterhielt sich mit Tore nach dem Australian Open Sieg von Roger Federer.
TENNIS in Hamburg: Tore, du bist einer der Zeitzeugen, die den jungen Federer wirklich hautnah erlebten. Wie tickte die heutige „wieder“ Nr. 1 der Welt in jungen Jahren?
Tore Meinecke: Roger war ein angenehm offener junger Mann. Wir haben viel gelacht in unserer gemeinsamen Freizeit. Es war ein Privileg, mit ihm zu trainieren. Sein außergewöhnliches Talent war offensichtlich. Ich stimme der Einschätzung der australischen Tennislegende Tony Roche zu: Federers Technik ist gekennzeichnet von natürlichen, harmonischen Schwüngen im Training und Wettkampf. Er vergeudet dadurch keine Energien. Das ist ein Grund, warum er lange Zeit von Verletzungen verschont blieb. Außer dass er sich in der Badewanne sein Knie verdrehte, war er nie ernsthaft verletzt. Schon in seiner Jugend war sein Tennis von diesem Phänomen geprägt. Wo andere arbeiteten, viel Kraft investierten, spielte Roger im wahrsten Sinne dieses Wortes. Die Eleganz seines Tennis beruht genau auf dieser Natürlichkeit und der Ökonomie seiner Bewegungen.
Roger war aber angeblich kein Trainingsweltmeister?
Das ist richtig. Im Matchtraining ging es ihm nie um das Ergebnis. Er hat immer wieder experimentiert, verrückte Schläge ausprobiert. Dabei verlor er dann auch gegen schwächere Spieler. Das war ihm egal. Er wusste, dass, wenn es ernst wird, er konzentrierter spielen konnte. Das wussten übrigens seine Schweizer Spielpartner auch: Bei Turnieren hatten sie nie eine Chance gegen ihn.
Was ist an den Gerüchten dran, dass Roger ein Tennisflegel war und sich nicht weit von den Eskapaden eines Nick Kyrgios von heute befand.
Roger war mit 14 Jahren schon ein Perfektionist. Wenn ihm etwas misslang, geriet er in Rage. Da schoss er die Bälle durch die Gegend, da krachten die Schläger auf den Boden und zerbrachen reihenweise.
Tore arbeitete in Genf anfangs eng mit dem Schweizer Tennisverband zusammen und bekam dadurch die Gelegenheit, mit Roger Federer in dessen Jugendzeit arbeiten zu können. Im Leistungszentrum in Escublens lernte er den damals 14-jährigen Roger kennen, trainierte mit ihm und bei Turnieren im Genfer Raum schlief der junge Roger im Haus der Meineckes.
TENNIS in Hamburg unterhielt sich mit Tore nach dem Australian Open Sieg von Roger Federer.
TENNIS in Hamburg: Tore, du bist einer der Zeitzeugen, die den jungen Federer wirklich hautnah erlebten. Wie tickte die heutige „wieder“ Nr. 1 der Welt in jungen Jahren?
Tore Meinecke: Roger war ein angenehm offener junger Mann. Wir haben viel gelacht in unserer gemeinsamen Freizeit. Es war ein Privileg, mit ihm zu trainieren. Sein außergewöhnliches Talent war offensichtlich. Ich stimme der Einschätzung der australischen Tennislegende Tony Roche zu: Federers Technik ist gekennzeichnet von natürlichen, harmonischen Schwüngen im Training und Wettkampf. Er vergeudet dadurch keine Energien. Das ist ein Grund, warum er lange Zeit von Verletzungen verschont blieb. Außer dass er sich in der Badewanne sein Knie verdrehte, war er nie ernsthaft verletzt. Schon in seiner Jugend war sein Tennis von diesem Phänomen geprägt. Wo andere arbeiteten, viel Kraft investierten, spielte Roger im wahrsten Sinne dieses Wortes. Die Eleganz seines Tennis beruht genau auf dieser Natürlichkeit und der Ökonomie seiner Bewegungen.
Roger war aber angeblich kein Trainingsweltmeister?
Das ist richtig. Im Matchtraining ging es ihm nie um das Ergebnis. Er hat immer wieder experimentiert, verrückte Schläge ausprobiert. Dabei verlor er dann auch gegen schwächere Spieler. Das war ihm egal. Er wusste, dass, wenn es ernst wird, er konzentrierter spielen konnte. Das wussten übrigens seine Schweizer Spielpartner auch: Bei Turnieren hatten sie nie eine Chance gegen ihn.
Was ist an den Gerüchten dran, dass Roger ein Tennisflegel war und sich nicht weit von den Eskapaden eines Nick Kyrgios von heute befand.
Roger war mit 14 Jahren schon ein Perfektionist. Wenn ihm etwas misslang, geriet er in Rage. Da schoss er die Bälle durch die Gegend, da krachten die Schläger auf den Boden und zerbrachen reihenweise.
Das kann dem Schweizer Verband und den Trainern nicht gefallen haben.
Der Schweizer Tennisverband war und ist sehr konservativ. Weil die Verantwortlichen das wilde Auftreten ihrer Nachwuchsspieler nicht weiter dulden wollten, riefen sie die Jugendlichen zusammen und entwickelten ein neues Regelwerk: Wer in Zukunft beim Training unflätig schimpft, wer die Trainingsbälle über die Tribüne schießt oder wer seine Schläger wirft, würde damit bestraft werden, dass er oder sie eine Woche lang die Toiletten des nationalen Tenniszentrums reinigen müsse.
Oha, ich ahne was kommt.
Genau, nach der Besprechung ging Roger zum Training auf den Platz. Nach 10 Minuten unterlief ihm ein leichter Fehler. Der Schläger krachte in die Plane. Damit war er der erste, der sich sieben Tage lang mit dem Hauswart um die Reinheit der Toiletten kümmern durfte. Er war meiner Erinnerung nach auch der einzige, der diese Drecksarbeit leisten musste. Die anderen Talente lernten schnell, sich zu kontrollieren.
Das muss ihm ganz schön gestunken haben. Roger, der vorbildliche Facility Manager, war das die Wende zum heutigen Federer?
Ob diese Toiletten Erfahrung entscheidend zu dem späteren Benehmen Rogers beitrug, wage ich zu bezweifeln. Da kamen noch andere Lernprozesse hinzu. Aber klar ist, dass es ihn zum Nachdenken zwang. Seine Bereitschaft zu lernen war immer ausgeprägt. Um sich besser kontrollieren zu können, setzte er sich mit einem Mental-Trainer zusammen und hat dann unermüdlich jeden Tag selbstständig sein mentales Trainingsprogramm durchgeführt.
Der Schweizer Tennisverband war und ist sehr konservativ. Weil die Verantwortlichen das wilde Auftreten ihrer Nachwuchsspieler nicht weiter dulden wollten, riefen sie die Jugendlichen zusammen und entwickelten ein neues Regelwerk: Wer in Zukunft beim Training unflätig schimpft, wer die Trainingsbälle über die Tribüne schießt oder wer seine Schläger wirft, würde damit bestraft werden, dass er oder sie eine Woche lang die Toiletten des nationalen Tenniszentrums reinigen müsse.
Oha, ich ahne was kommt.
Genau, nach der Besprechung ging Roger zum Training auf den Platz. Nach 10 Minuten unterlief ihm ein leichter Fehler. Der Schläger krachte in die Plane. Damit war er der erste, der sich sieben Tage lang mit dem Hauswart um die Reinheit der Toiletten kümmern durfte. Er war meiner Erinnerung nach auch der einzige, der diese Drecksarbeit leisten musste. Die anderen Talente lernten schnell, sich zu kontrollieren.
Das muss ihm ganz schön gestunken haben. Roger, der vorbildliche Facility Manager, war das die Wende zum heutigen Federer?
Ob diese Toiletten Erfahrung entscheidend zu dem späteren Benehmen Rogers beitrug, wage ich zu bezweifeln. Da kamen noch andere Lernprozesse hinzu. Aber klar ist, dass es ihn zum Nachdenken zwang. Seine Bereitschaft zu lernen war immer ausgeprägt. Um sich besser kontrollieren zu können, setzte er sich mit einem Mental-Trainer zusammen und hat dann unermüdlich jeden Tag selbstständig sein mentales Trainingsprogramm durchgeführt.
Gab es noch weitere Punkte auf dem Weg nach ganz oben?
Er hat vorbildliche Tenniseltern gehabt. Die haben ihm vertraut, sie haben sich zurückgehalten und ihm freien Raum gegeben. Niemals haben seine Eltern Druck gemacht. Auch unnötige Niederlagen haben sie einfach vollkommen gelassen hingenommen. Einfach perfekte Tenniseltern, für jeden Trainer oder Coach ein Glücksfall.
Hättest du damals gedacht, dass Roger sich so in den Griff bekommen würde?
Ich kann viele Tenniseltern trösten, die an der Wildheit und Unberechenbarkeit ihrer Kinder verzweifeln. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Roger seine mangelnde Kontrolle, seine Selbstzweifel, seine Wut und Verzweiflung so vorbildlich in den Griff bekommen würde. Es ist ein Wunder, wie ausgeglichen und konzentriert er seit seiner Erwachsenenzeit auftritt.
Tore, TENNIS in Hamburg dankt dir für die Erinnerungen.
Er hat vorbildliche Tenniseltern gehabt. Die haben ihm vertraut, sie haben sich zurückgehalten und ihm freien Raum gegeben. Niemals haben seine Eltern Druck gemacht. Auch unnötige Niederlagen haben sie einfach vollkommen gelassen hingenommen. Einfach perfekte Tenniseltern, für jeden Trainer oder Coach ein Glücksfall.
Hättest du damals gedacht, dass Roger sich so in den Griff bekommen würde?
Ich kann viele Tenniseltern trösten, die an der Wildheit und Unberechenbarkeit ihrer Kinder verzweifeln. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Roger seine mangelnde Kontrolle, seine Selbstzweifel, seine Wut und Verzweiflung so vorbildlich in den Griff bekommen würde. Es ist ein Wunder, wie ausgeglichen und konzentriert er seit seiner Erwachsenenzeit auftritt.
Tore, TENNIS in Hamburg dankt dir für die Erinnerungen.