Start: Selten sah man einen so großen Schwachsinn zum Auftakt der TV Berichterstattung von Eurosport. In einer Art antiquiertem Flugzeughangar à la Filmklassiker „Casablanca“ – mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann in den Hauptrollen – kommen aus einer verstaubten Kiste, die mit schweren Eisenketten verschlossen ist – und das Ganze eher nach einem Trailer für eine Neuauflage der Serie „Die Mumie kehrt zurück“ ausschaut – , Geräusche, die den Fernsehzuschauer nachts um 1 Uhr beim Start der Tennis Übertragung schaudern lassen. Noch vom leichten Mitternachtsschlaf zuvor benommen, fragte sich der Tennisfan: Habe ich den richtigen Sender gedrückt? Urplötzlich wurden dann die Ketten mit einem lauten Knall weggesprengt, der den Zuschauer endgültig wach werden ließ, und ein Schriftzug erschien: Lasst die Bestien los. Und wer dann meinte, jetzt hätte er tatsächlich einen Stephen King Thriller eingeschaltet, erschienen Sasha Zverev, Angie Kerber und weitere Stars im Bild. Da kann man als gemeiner Tenniszuschauer schon ins Grübeln kommen und sich fragen, wer sich dies bloß ausgedacht hat, und noch mehr, welcher Verantwortliche diesen Spot durchgewinkt hat?
20! Kann man über Roger Federer noch etwas schreiben? Er kam ohne Satzverlust ins Finale, schlug dort Marin Cilic in fünf Sätzen und holte sich seinen 20. Grand Slam Titel. Das mit 36 Jahren und einer Fitness, die alle anderen ein ums andere Mal erstaunen lassen. Viele meinen zwar, seine aktuellen Erfolge habe er nur erzielt, da fünf seiner Top 10 Konkurrenten verletzungsbedingt nicht am Start waren bzw. in ihren Matchen (Nadal und Djokovic) aufgaben. Aber 20 Mal bzw. sogar 30 Mal (10 Finalniederlagen) in den letzten 14 Jahren bis zu einem Grand Slam Finale dabei zu sein, bedarf einer nicht kleinen Gratulation. 30 Mal keine Verletzung, 30 mal keine Grippe und 30 Mal die Konzentration über vier Wochen (zwei Wochen Turnier, zwei Wochen Training vor Ort) aufrechtzuhalten, hat von den angesprochenen fünf Konkurrenten keiner geschafft.
1! In Runde 2 beim Stand von 1:5 und 15:40 im dritten Satz gegen Jana Fett (Kroatien), bereits mit anderthalb Beinen zurück im Flieger nach Dänemark, legte die neue Australian Open Siegerin Caroline Wozniaki einen bemerkenswerten Durchmarsch hin. Das Finale entschied sie gegen die an Position 1 gesetzte Simona Halep (Rumänien) für sich und löste Halep damit gleichzeitig an der Spitze der Weltrangliste ab.
Halbfinale 1: Angelique Kerber ist fast wieder da, wo sie 2016 aufhörte, zwar noch nicht ganz oben, aber bereits wieder unter den Top 10. Der Jahresauftakt mit 14 Siegen am Stück (Hopman Cup, Sieg in Sydney, Halbfinale Australian Open) war beeindruckend, weil niemand wusste, wie sie sich nach ihrem „Seuchenjahr 2017“ präsentieren würde. Wim Fisette, ihr neuer Coach, hat sie eindeutig wieder auf den richtigen Weg gebracht. Und wer weiß, was passiert wäre, hätte sie einen ihrer zwei Matchbälle gegen Simona Halep verwandelt.
Halbfinale 2: Und noch eine Halbfinalistin aus Deutschland. Sabine Ellerbrock, die mit 31 Jahren am Kompartment-Syndrom erkrankte (erhöhter Gewebedruck führt zu Muskel- und Organschäden) und deren rechter Unterschenkel daraufhin amputiert werden musste, fightete sich bei 45 Grad im Schatten ins Halbfinale der Rollstuhltennis Damen. Gegen Lucy Shuker (England) stieß sie obendrein beim 2:6, 7:6, 7:6 mit einem Linienrichter zusammen, stürzte aus dem Rollstuhl und zog sich eine Gehirnerschütterung zu. Dies hielt sie nicht ab, am folgenden Tag gegen die an Position 1 gesetzte Yui Kamiji (Japan) anzutreten, allerdings war beim 3:6, 2:6 nichts mehr drin. Sabine war 2013 und 2014 die Nr. 1 der Rollstuhltennis-Weltrangliste und gewann die French und Australian Open. Auf den Deutschen Tennis Bund ist sie nicht gut zu sprechen. Sabine: „So viel Unehrlichkeit und nicht gehaltene Absprachen waren ganz schwer zu ertragen.“ Zurzeit ist sie beim niedersächsischen Tennisbund in der Tennis Base in Hannover untergekommen und kämpft um Anerkennung nicht nur für sich selbst, sondern fürs Rollstuhltennis im Allgemeinen. Nicolas Kiefer, ehemalige Nr. 2 der Welt und Base-Trainer, erhofft sich durch Sabines Anwesenheit in der Base einen Lerneffekt für die Jungstars, die in Hannover trainieren. „Da wird viel gejammert“, weiß Kiefer, „sie sollen sich alle mal ein Beispiel an Sabine nehmen und merken, wie gut es ihnen eigentlich geht.“
Halbfinale 2: Und noch eine Halbfinalistin aus Deutschland. Sabine Ellerbrock, die mit 31 Jahren am Kompartment-Syndrom erkrankte (erhöhter Gewebedruck führt zu Muskel- und Organschäden) und deren rechter Unterschenkel daraufhin amputiert werden musste, fightete sich bei 45 Grad im Schatten ins Halbfinale der Rollstuhltennis Damen. Gegen Lucy Shuker (England) stieß sie obendrein beim 2:6, 7:6, 7:6 mit einem Linienrichter zusammen, stürzte aus dem Rollstuhl und zog sich eine Gehirnerschütterung zu. Dies hielt sie nicht ab, am folgenden Tag gegen die an Position 1 gesetzte Yui Kamiji (Japan) anzutreten, allerdings war beim 3:6, 2:6 nichts mehr drin. Sabine war 2013 und 2014 die Nr. 1 der Rollstuhltennis-Weltrangliste und gewann die French und Australian Open. Auf den Deutschen Tennis Bund ist sie nicht gut zu sprechen. Sabine: „So viel Unehrlichkeit und nicht gehaltene Absprachen waren ganz schwer zu ertragen.“ Zurzeit ist sie beim niedersächsischen Tennisbund in der Tennis Base in Hannover untergekommen und kämpft um Anerkennung nicht nur für sich selbst, sondern fürs Rollstuhltennis im Allgemeinen. Nicolas Kiefer, ehemalige Nr. 2 der Welt und Base-Trainer, erhofft sich durch Sabines Anwesenheit in der Base einen Lerneffekt für die Jungstars, die in Hannover trainieren. „Da wird viel gejammert“, weiß Kiefer, „sie sollen sich alle mal ein Beispiel an Sabine nehmen und merken, wie gut es ihnen eigentlich geht.“
Top 10: Der Lauf von Julia Görges hält, ausgerechnet bei den Australian Open in Runde zwei nur kurz unterbrochen, an. Nach ihren Turniersiegen von Moskau, Zhuhai, Auckland und dem Halbfinale von St. Petersburg steht sie erstmals in ihrer Karriere unter den Top 10. Tendenz steigend. Platz 10 reicht aber nicht, um in Deutschland ganz vorn zu sein, da die wiedererstarkte Angelique Kerber sich durch ihre Halbfinalteilnahme in Melbourne an Julia vorbei auf Platz 9 der WTA Weltrangliste fightete. Zwei deutsche Damen unter den Top 10 gab es letztmals 1997 mit Steffi Graf und Anke Huber. Hoffentlich kommt Julias Aufstieg nicht die Verletzung von Doha in die Quere.
Dumm gelaufen: Mischa Zverev verletzte sich beim Vorbereitungsturnier in Brisbane am Arm und wurde nach Ankunft in Melbourne obendrein von einer schweren Grippe ins Bett verbannt. Dort hätte er bleiben sollen. Falscher Ehrgeiz oder was auch immer verleitete ihn, gegen den Südkoreaner Hyeon Chung doch anzutreten. Beim Stand von 2:6, 1:4 verabschiedete er sich dann endgültig wieder ins Bett. Das kam bei den Turnierverantwortlichen gar nicht gut an und Mischa teuer zu stehen. Der 30-Jährige muss 45.000 US-Dollar Strafe zahlen, weil er angeschlagen in die Partie gegen Chung gegangen war. 47.000 US-Dollar hatte Zverev als Preisgeld bekommen. Vor der Saison hatten die vier Grand-Slam-Turniere die Regeln für Match-Aufgaben in der ersten Runde verschärft. Damit soll verhindert werden, dass kranke oder verletzte Spieler nur wegen der Prämie antreten. Ziehen sie bereits vor dem Match zurück, dürfen sie sich das Preisgeld mit dem nachrückenden Lucky Loser teilen. Werden kränklich aussehende Profis in Zukunft vor dem Match zum Fiebermessen gebeten oder schauspielern sich diese drei Sätze unbemerkt durch? Zverev hat gegen die Strafe Einspruch eingelegt.
Hyeon Chung: Hätte Mischa Zverev geahnt, welch starken Lauf sein Gegner in den kommenden Tagen an den Tag legen würde, wäre er auf jeden Fall im Bett geblieben und hätte sich den ganzen Ärger erspart. Der südkoreanische Nachwuchsstar mit der markanten weißen Brille schlug nacheinander seinen Bruder Alexander in fünf Sätzen 6:0 im fünften!), Novak Djokovic in drei knappen Sätzen und den noch größeren Überraschungs-Viertelfinalisten als ihn selbst, Tenny Sandgren, einen Tick glatter in drei Sätzen. Gegen Roger Federer gab er wegen einer Megablutblase am Fuß nach einem Satz auf. Die Blase hatte er im Übrigen schon bei seiner Anreise nach Melbourne mitgebracht. Chung hatte im November das Young Generation Masters in Mailand für sich entschieden.
Halbfinale 3: Jan Lennard Struffs Auslosung im Einzel war bescheiden. In Runde zwei musste er gegen Roger Federer passen. Im Doppel allerdings ging es richtig ab. Was zuerst als Zufallspaarung sich zusammen getan hatte, entpuppte sich Tage später als Mitfavorit. Struff und sein japanischer Partner Ben McLachlan (stammt ursprünglich aus Neuseeland) spielten zum ersten Mal zusammen und verloren erst im Halbfinale gegen die späteren Australian Open Sieger Oliver Marach/Mate Pavic eng mit 6:4, 5:7, 6:7. Im Viertelfinale beendeten die beiden die Grand Slam Träume der an Position 1 gesetzten Lukasz Kubot und Marcelo Melo. Jan Lennard sollte sich überlegen, öfter im Doppel anzutreten.
Finale 1: Ein Endspiel mit deutscher Beteiligung gab es dann doch noch. Rudolf Molleker und Henri Squire, die nur durch die Absage eines Doppels aus Taiwan knapp ins Tableau rutschten, marschierten bis ins Boys Double Final durch. Gegen das französische Duo Hugo Gaston/Clement Tabur passte es dann beim 2:6, 2:6 nicht mehr so wie in den Runden zuvor. Trotzdem ein Riesenerfolg. Molleker erreichte außerdem das Viertelfinale im Einzel der Junioren.
Outback: Tennistourismus gab es zu Boris Beckers und Steffi Grafs Zeiten schon einmal. Das ist aber bereits eine Weile her. Seit langem gab es in den vergangenen Jahren keine bessere Gelegenheit für deutsche Tennisfans mal wieder einen Abstecher nach Down Under zu machen. Australian Open und Davis Cup in einem Rutsch, was gibt es Besseres im Tennisleben außer natürlich seinen eigenen Erfolgen? Zwischendurch konnte man zur Beruhigung des eigenen Gewissens und um zu Hause erzählen zu können, dass man in Australien war, noch die eine oder andere Outback und Great Barrier Reef Tour mitnehmen. Und viele nahmen diese Chance wahr, unter anderem Tommy Lierhaus von den Herren 50 des HSV oder Michael Berg, 2. Vorsitzender des TC Egenbüttel.
Outback: Tennistourismus gab es zu Boris Beckers und Steffi Grafs Zeiten schon einmal. Das ist aber bereits eine Weile her. Seit langem gab es in den vergangenen Jahren keine bessere Gelegenheit für deutsche Tennisfans mal wieder einen Abstecher nach Down Under zu machen. Australian Open und Davis Cup in einem Rutsch, was gibt es Besseres im Tennisleben außer natürlich seinen eigenen Erfolgen? Zwischendurch konnte man zur Beruhigung des eigenen Gewissens und um zu Hause erzählen zu können, dass man in Australien war, noch die eine oder andere Outback und Great Barrier Reef Tour mitnehmen. Und viele nahmen diese Chance wahr, unter anderem Tommy Lierhaus von den Herren 50 des HSV oder Michael Berg, 2. Vorsitzender des TC Egenbüttel.
Ausfall: Novak Djokovic hat sich jetzt doch am Ellenbogen operieren lassen müssen. Der Serbe, der sein letztes Grand Slam Turnier 2016 in Paris gewinnen konnte, spielte seitdem mit teilweise „höllischen Schmerzen“. Djokovic: „Du wartest bereits vor jedem Schlag auf den Schmerz, da ist es klar, dass keine großen Leistungen mehr rauskommen können. Auch die halbjährige Pause im vergangenen Jahr bis zu den aktuellen Australian Open hat keine Linderung gebracht. In Melbourne das Achtelfinale mit diesen Schmerzen zu erreichen, ist schon ein Wunder. Ich hoffe, schnell wieder zurück zu sein.“ Für die Fans ist der verletzungsbedingte Ausfall vieler Top 10 Spieler (Murray, Wawrinka, Raonic, Nishikori und zeitweise Nadal) natürlich eine harte Zeit und die Frage ist: Hätten die Spieler, die jetzt deren Ranglistenplätze eingenommen haben, dies geschafft, wenn die aufgeführten Top Stars hätten durchspielen können?
Umfrage:
Die Bekleidungsfirmen bringen jeweils zu den Grand Slam Turnieren ihre neuen Kollektionen heraus, die die großen Stars dann zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentieren, eine Art Prêt-à-porter Schaulaufen auf dem Center Court. Ein großes Tennis Internetportal verloste während der Australian Open verschiedene Outfits, u.a. das von Rafael Nadal. Als „Rafa“ zum ersten Match den Center Court im neuen Look betrat, musste der Gewinner der Verlosung, Wolfgang Frühwirt, wahrscheinlich kurz schlucken, es sei denn, er befindet sich noch in einem jugendlichen Alter. Rafas Farbe der Hose hatte Ähnlichkeit mit dem Pink Panther von Inspector Clouseau und sein Muskelshirt erinnerte an Rocky 3. Nun hat Rafael Nadal die passende Figur, um auch diese Zusammenstellung tragen zu können. Hoffentlich kann Herr Frühwirt dies auch. Einige Internetuser hatten ihre eigene Meinung zum Outfit: Kara Bulut: Mir gefällt es, aber das darf Margaret Court nicht sehen... Sonst kriegt sie noch Herzschmerzen. Christian Huber: Gott sei Dank habe ich nicht gewonnen. Marlies Mettbach: Schöne Farbe, wenn er jetzt nicht mehr den Schlüpfer aus der Ritze zieht, wäre es gut. Ursula Moser: Ehrlich gesagt: es sieht sch... aus! Nils Gimsa: Hat was von Tim Wiese. Johannes Kantor: Gratulation zum neuen Pyjama! Heidi Aschwanden: Schon etwas arg weiblich!