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Heilende Hände für die Beweglichkeit

Physiotherapeuten arbeiten eng an fremden Menschen. Berührungsängste dürfen sie nicht haben

Fridurika Görtzen hat sich für eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und ein begleitendes Studium entschieden. FOTO: WALLOCHA
Fridurika Görtzen hat sich für eine Ausbildung zur Physiotherapeutin und ein begleitendes Studium entschieden. FOTO: WALLOCHA
Yvonne Scheller   

Gut ausgebildete Physiotherapeuten sind heiß begehrt. „Inzwischen werden unsere Schüler schon während der Praktika für die Zeit nach ihrer Ausbildung angeworben, unser Schwarzes Brett quillt über vor Gesuchen, und manchmal stehen sogar Inhaber von Praxen bei mir im Büro und fragen nach Absolventen“, erzählt Beatrice Hänsch, stellvertretende Schulleiterin des Instituts für praxisorientierte Weiterbildung (IPW), das die dreijährige Fachschulausbildung anbietet. Auch der Beruf selbst habe sich verändert, weiß die diplomierte Physiotherapeutin. Waren die Aufgabenfelder zur Zeit der Krankengymnasten, wie der Beruf früher hieß, noch begrenzt, stehen Physiotherapeuten heute Therapiemöglichkeiten mit unterschiedlichsten Techniken – ob manuell, neurologisch oder orthopädisch – zur Verfügung, und sie behandeln Säuglinge ebenso wie Senioren.

Das bietet eine Fülle von Spezialisierungsmöglichkeiten, zumal immer mehr angehende Physiotherapeuten ihre Ausbildung mit einem Studium kombinieren. So wie Fridurika Görtzen. Die 22-Jährige ist im dritten Ausbildungsjahr – im Sommer steht ihr Staatsexamen an –, und sie studiert im fünften Semester an der MSH Medical School Hamburg. Das IPW kooperiert mit der Hochschule, die den ausbildungsbegleitenden Bachelorstudiengang Physiotherapie anbietet.

Nach der Ausbildung in die Selbstständigkeit

Fridurika wünschte sich einen Beruf, der Kommunikation und den Umgang mit Menschen mit einer Tätigkeit verbindet, in der sie etwas bewegen kann – buchstäblich. „In unserem Beruf sehen wir sofortige Effekte, wir sind ganz nah dran an den Menschen.“ Am Anfang einer jeden Behandlung steht ein Gespräch. „In der Anamnese geht es darum, möglichst viele Informationen zu sammeln, über Symptome, aber auch über Vorerkrankungen oder das soziale und berufliche Umfeld.“ All diese Aspektebieten wertvolle Hinweise auf den richtigen Behandlungsansatz.

Neugier und ein ausgeprägtes Interesse für den menschlichen Körper seien deshalb wichtige Voraussetzungen für den Beruf, betont Beatrice Hänsch. Entsprechend ist der Stundenplan gestaltet: „Allen voran ist da der Lernbereich Anatomie – von oben bis unten und von innen bis außen. Überdies natürlich die Felder Physiologie, Krankheitslehre und Hygiene“, zählt die 36- Jährige auf. Die jeweilige Theorie wird ergänzt durch physio- sowie sport- und bewegungstherapeutische Übungen und Techniken. „Dabei lernen die Schüler etwa verschiedene Grifftechniken oder Muskeln richtig zu dehnen und zu kräftigen.“ Und sie lernen etwaige Berührungsängste zu überwinden, denn die große körperliche Nähe kann am Anfang schon gewöhnungsbedürftig sein, besonders wenn es sich um Patienten mit noch frischen Verletzungen oder schwerwiegenden Krankheiten handelt.

Fridurika ist mit ihrer Entscheidung für die Doppelqualifikation nicht allein. „Drei Viertel unserer Schüler entscheiden sich für die kombinierte Ausbildung“, weiß Hänsch. Wer am IPW seine dreijährige Ausbildung macht und sich für das berufsbegleitende Physiotherapiestudium an der MSH entscheidet, erhält vergünstigte Konditionen. Fridurika zahlt 420 Euro Ausbildungsgebühren pro Monat am IPW und für das Studium 90 Euro pro Monat bis zum sechsten Semester und für das letzte Studienjahr in Vollzeit 420 Euro monatlich.

Und trotz Doppelqualifikation gehe es nach der Ausbildung mit dem Lernen eigentlich erst los, betont Hänsch. „Die Ausbildung zum Physiotherapeuten ist eine Grundlagenausbildung. Kein Physiotherapeut kann alle Anwendungsfelder abdecken, in unserem Metier ist eine Spezialisierung die Regel.“ Darum seien die Praktika so wichtig. In der Ausbildung werden in den ersten zwei Jahren Theorie und praktische Lehre vermittelt, während das dritte Jahr zwei- bis achtwöchigen Praktika in Praxen oder Kliniken vorbehalten ist. „So lässt sich testen, wohin es gehen soll. Wer vorhatte mit Kindern zu arbeiten, stellt vielleicht fest, dass tatsächlich die Geriatrie das viel spannendere Berufsfeld ist“, erzählt Hänsch.

Fridurika will sich noch auf kein Fachgebiet festlegen, tendiert aber aktuell zu einer Anstellung in einer Klinik. Eine Selbstständigkeit kann sie sich momentan nicht vorstellen. Dabei dürfte sie gleich nach ihrem Staatsexamen eine eigene Praxis eröffnen. Früher waren dazu noch zwei Jahre Berufserfahrung nötig.

Job-Info

Dauer: 3 Jahre Fachschulausbildung (Staatsexamen), 4 Jahre ausbildungsbegleitendes Studium (Bachelor)

Ausbildungskosten: Schulgeld wird je nach Bundesland erhoben (eine Abschaffung in Hamburg ist angedacht); Fachschulausbildung: 15.120 Euro, Studium: 8.280 bis 12.600 Euro

Einstiegsgehalt: zwischen 1950 und 2100 Euro

Weitere Informationen: ipw-gesundheitsschulen-hamburg.de;
medicalschool-hamburg.de
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