Letzte Wünsche erfüllen: Wünschewagen der ASB Hamburg
Noch einmal das Hospiz verlassen und den eigenen Garten sehen, den man über viele Jahre gehegt und gepflegt hat und der ein wichtiger Teil des eigenen Lebens war. Noch ein Mal an die Ostsee, zum Horizont schauen, das Wellenrauschen hören, die Meeresluft atmen, Wind und Weite spüren. Noch ein Mal bei einem Spiel der Lieblingsfußballmannschaft im Stadion mitfiebern und die besondere Atmosphäre dort erleben. Solche für gesunde Menschen oft ganz alltäglichen Wünsche sind für Schwerstkranke meistens unerfüllbar.
Denn viele von ihnen können nur im Liegen transportiert werden und benötigen auch eine ständige medizinische Versorgung. Für sie alle hat der Arbeiter-Samariter-Bund Hamburg das Projekt Wünschewagen erfunden, um es ihnen dennoch zu ermöglichen, in ihrer letzten Lebenszeit einen ihrer Sehnsuchtsorte zu besuchen. Der Krankentransporter ist speziell auf ihre Bedürfnisse abgestimmt und mit allen notwendigen medizinischen Gerätschaften ausgestattet.
Engagierte ehrenamtliche Fachkräfte aus dem Rettungsdienst und der Pflege begleiten und versorgen die Reisenden. Typische Wunschziele sind – neben den schon genannten, dem Garten, der nahe gelegenen Ostsee und (zum Beispiel) dem Millerntor-Stadion vom FC St. Pauli – vor allem Treffen mit Familienangehörigen, insbesondere Feste mit diesen und/oder Freunden. Dafür fährt der Wünschewagen auch schon mal nach Bayern. Das Fahrtziel sollte allerdings innerhalb eines Tages erreichbar sein. Übernachtungen am Ort sind aber möglich.
Der jüngste Gast war vier Jahre alt, der älteste 101
„Es sind meist die kleinen Wünsche, die am Ende eines Lebens zählen“, sagt Projektkoordinator Luca Möhring. „Wunschziel Nummer eins ist die Ostsee.“ „Für die meisten unserer Fahrgäste ist es ein Tag, an dem sie die Krankheit mal vergessen können und an dem schöne und oft sogar unbeschwerte Momente mit Familie und Freunden im Mittelpunkt stehen.“ So wird unterwegs auch viel herumgealbert und gelacht. Und die Rückreise ist immer ganz erfüllt von den schönen Erlebnissen. Die meisten Kranken wissen, dass sie nicht mehr lange leben werden; umso intensiver ist bereits die Vorfreude auf ihren wahrscheinlich letzten Ausflug mit dem Wünschewagen. Die Mitarbeitenden des ASB Hamburg berichten von großer Dankbarkeit bei den Kranken und ihren Angehörigen. Letztere leisten oft sehr viel in der Pflege und Umsorgung ihrer Lieben und leiden darunter, ihnen kurz vor ihrem Lebensende nicht jeden Wunsch erfüllen zu können. Auch deshalb ist der Wünschewagen des ASB Hamburg so wichtig.
Durch Spenden finanziert
2021 war er mehr als 40 Mal im Einsatz. In den fünf Jahren, in denen es ihn gibt, konnten mit seiner Hilfe 170 Herzenswünsche erfüllt werden. Die Mitarbeitenden des ASB sind immer bemüht, jedem an sie herangetragenen Anliegen zeitnah zu entsprechen. Der Wünschewagen wird komplett durch Spenden finanziert. Ausgabeposten sind und waren da neben Anschažung, Ausstattung und Unterhalt des Fahrzeugs sowie seiner regelmäßigen Wartung auch die Fortbildung der Ehrenamtlichen, die Verpflegung während der Reisen und die anfallenden Übernachtungskosten. Für den Gast und eine Begleitperson ist die Reise mit dem Wünschewagen und alles, was dazugehört, kostenlos. Zurzeit sammelt der ASB Hamburg für ein neues Gefährt, es fehlen noch rund 60.000 Euro. Der Wünschewagen des ASB war bundesweit das erste Projekt dieser Art. Die Idee dafür brachte ein Mitarbeiter des ASB Nordrhein-Westfalen 2014 von einem Besuch in Israel mit. Noch im selben Jahr begann man, sie umzusetzen. Mittlerweile sind 23 Wünschewagen in Deutschland unterwegs, um schwerstkranken Menschen einen letzten Herzenswunsch zu erfüllen. cp
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