Naturnahe Themengärten auf dem Friedhof Groß Flottbek
Im Mai 1909 fand die erste Beisetzung auf dem Friedhof statt. Beerdigt wurde das mit nur 14 Monaten gestorbene Mädchen Gretchen Geffert. Sein Grabstein, der bis heute erhalten ist, befindet sich gleich neben dem auf diesem Friedhof besonders berührenden „Ort der unvergessenen Kinder“. Ein Kindergrabfeld wurde schon zur Eröffnung des Friedhofs eingerichtet, den „Ort der unvergessenen Kinder“ hat man 2003 gestaltet. Die Gräber dort befinden sich in einer gemeinschaftlichen Rasengrabanlage. Wer will, kann aber auch ein individuelles Pflanzbeet anlegen. Im Zentrum der Anlage steht eine Engelsstatue, in deren Sockel die Namen der hier beigesetzten Kinder eingraviert sind.
„Wir wollen, dass der Friedhof lebendig bleibt, dass Alt und Jung hierher kommen, dass sie auch kommen, um in der Natur zu verweilen“, sagt Friedhofsverwalterin Anna-Valeska Rühmann. Dem Vorsatz lässt sie mit ihren Friedhofsgärtnern kontinuierlich Taten folgen: Immer wieder legen Letztere auf dem 9,5 Hektar großen, von altem Baumbestand geprägten Gelände des Groß Flottbeker Hungerberges neue Themengärten an, gestalten sie um, erweitern und bereichern sie. Eine besondere Bedeutung hat dabei die Tierwelt. Vögel und Bienen - elf Bienenvölker wurden extra einquartiert - sollen sich hier zu Hause fühlen, weswegen die Friedhofsverwaltung großen Wert darauf legt, ökologische Nischen zu bewahren und zu schaffen und alles naturnah zu gestalten. Die beiden Füchse, die hier am Stillen Weg leben, mögen es ihr danken.
Letzte Ruhestätte unter Apfelbäumen
Neu angelegt haben die Friedhofsgärtner in jüngster Zeit einen Apfelgarten, einen Staudengarten und einen Vogelgarten - alles Grabanlagen also, die ganz nach dem Geschmack von Menschen sind, die eine innige Beziehung zur Natur haben. Eine große Anziehungskraft hat auch die neue Grabanlage unter den hölzernen Eulen, einige Menschen haben sich dort schon ein Grab reservieren lassen. Entstanden ist die Sache mit den Eulen aus der Not: Aufgrund der Trockenheit in den letzten Jahren waren einige der bis zu 100 Jahre alten Buchen abgestorben. So ließ man drei von ihnen radikal stutzen und ihren Rumpf von einem Motorsägenkünstler gestalten. Der schnitzte mit seinem elektrischen Werkzeug aus dem oberen Ende der etwa vier Meter hohen Baumstämme große spitzohrige Uhus. Diese wachen nun über die Verstorbenen, deren Urnen unter den einst lebenden Buchen bestattet wurden. Und sie werden auch diejenigen behüten, die hier künftig ihre letzte Ruhestätte finden.
Ein Garten für die Sternenkinder
Ein Projekt, das Anna-Valeska Rühmann besonders am Herzen liegt, befindet sich noch in der Planung - eine Grabanlage für Sternenkinder. Das sind jene Kinder, die während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder kurz nach der Geburt sterben. „Wir haben schon einige Sternenkinder, künftig bekommen sie einen eigenen, schön gestalteten Bereich“, verspricht die Friedhofsverwalterin. mh
Friedhof Groß Flottbek
Stiller Weg 28
www.friedhof-grossflottbek.de
Für einen Abschied in Würde
Der Friedhof Groß Flottbek ist einer der vier in den westlichen Elbvororten des Kirchenkreises Hamburg West/Südholstein bestehenden kirchlichen Friedhöfe. Er ist in seiner Grundstruktur von 1909 bis heute erhalten geblieben. Ein besonderes Schmuckstück des Friedhofs ist die 1928 eingeweihte Kapelle - ein expressionistischer Klinkerbau mit steilem Satteldach, der dem Schema einer Basilika entspricht. Die vordere Fenstergalerie ist mit Terracottasäulen eingerahmt. Im Sommer 2010 wurde die Kapelle instandgesetzt und mit einem neuen Beleuchtungssystem ausgestattet. In der Friedhofskapelle können Familien und Freunde individuelle Trauerfeiern gestalten - auch ohne eine anschließende Beisetzung. An der Urne in kleinem Kreis Abschied nehmen ist ebenfalls möglich.
Auf Wunsch kann die Friedhofskapelle von Montag bis Freitag in Absprache mit der Friedhofsverwaltung von Bürgern genutzt werden – konfessionsunabhängig.