Katja Deutsch
Bettenkauf vom Sofa aus? Dass diese Art des Einkaufens funktionieren könnte, wurde vor 20 Jahren bei Schuhen oder Hosen vehement bestritten. Heute haben uns die Annehmlichkeiten des schnellen Onlineshoppings längst eines Besseren belehrt – es gehört zum Alltag wie das Zeitunglesen. Doch während sich ein Paar Schuhe bei falscher Größe oder Farbe problemlos zurückschicken lassen, sieht das bei einem großen, schweren Möbelstück ganz anders aus.
Die Entscheidung für die passenden Maße und die Farbe eines Sofas, Bettes oder Tisches fällt den meisten Kunden sehr schwer. Was in weitläufigen Showrooms genau richtig aussieht, entpuppt sich in den eigenen vier Wänden oft als zu groß. Deshalb entwickeln viele Hersteller und Händler Möglichkeiten, mittels App und Tablet die Entscheidungsfindung zu unterstützen. Und tatsächlich: Wer eine Virtual-Reality-Brille (VR) aufsetzt, kann sein Wunschmöbelstück in verschiedenen künstlichen Räumlichkeiten betrachten; wer sich eine der Augmented-Reality-Apps (AR) auf sein Tablet lädt, kann Sofa, Teppich, Tisch oder Leuchte dagegen dort sehen, wo sie tatsächlich hinkommen sollen: in seiner eigenen Wohnung. Dafür einfach die jeweilige App herunterladen, den neu zu gestaltenden Raum fotografieren, das Möbel per Finger aus der Leiste ins Foto ziehen – und im Nu ist man zumindest virtuell um ein schönes Stück reicher.
Hamburgs Versandriese Otto gehört zu jenen, die viel Energie in die Weiterentwicklung solcher Apps legen: So kann man jetzt die gesamte Palette an Möbelstücken – insgesamt 1400 – via App aufrufen und kaufen: und auf Wunsch vorab mit Freunden teilen. Bei der Vorgänger-App von yourhome, Ottos Spezialshop in Sachen Einrichten, habe es sich um eine reine AR-Anwendung gehandelt, heißt es. „Außerdem denken wir darüber nach, auch spezielle Möbelfunktionen im virtuellen Raum sichtbar zu machen – zum Beispiel das Aufklappen eines Sofas mit Schlaffunktion oder den Wechsel der Farbvariante“, sagt Nicolai Johannsen, der den Shop und damit das Geschäft via App mitverantwortet.
Doch auch Teppichdesigner wie Jan Kath haben die Möglichkeiten von Augmented Reality längst erkannt. Seine handgeknüpften Kreationen gehören zu den Anschaffungen fürs Leben, sind in europäischen und arabischen Königshäusern, Luxushotels und Yachten zu bewundern. Wer sich in seine Teppiche verliebt und in einen seiner Showrooms kommt, hat es oftmals schwer, sich zu entscheiden – noch dazu, weil der Wunschteppich als Unikat gefertigt und im Wunschmaß geknüpft wird, somit erst nach einigen Monaten den Boden des jeweiligen Besitzers ziert.
Mit der App wird es nun aber auch für diese Käuferklientel möglich, sich über 200 verschiedene Teppiche virtuell in den jeweils zu gestaltenden Raum zu legen. „Am besten räumt man dafür kurz Tisch und anderes weg, fotografiert den Raum und kann dann auf dem Display verschiedene Designs vor sein Sofa legen, um die Wirkung zu sehen“, sagt Jan Kath. Wem die Auswahl trotzdem schwerfällt, dem werden die Teppiche weiterhin zur Ansicht auch ins Haus gebracht, so der Designer. „Aber als erste Eingrenzung ist unsere App ganz hilfreich. Auch wenn sie bislang leider nur auf Apple-Geräten funktioniert“, räumt Jan Kath ein.
Neben Hansgrohe, Vitra und Foscarini bietet auch das Stilwerk eine Augmented-Reality-App an: In Koordination mit dem Berliner Start-up RoomAR lässt sich in kreisenden Bewegungen der Raum scannen, um die Proportionen festzulegen und anschließend mit einem Fingerwisch Möbel und sogar Leuchten im virtuellen Zwillingswohnzimmer zu platzieren. Wie auch bei Jan Kath lassen sich alle Möbel drehen und verschieben. Das Abbild auf dem Tablet ist so realistisch, dass der echte Raum anschließend erschreckend leer wirkt.
Künftig ein Möbel konfigurieren wie ein Auto
„Wir gehen davon aus, dass weitere Aussteller bald folgen werden“, sagt Lena Unbehauen, Pressesprecherin des Hamburger Stilwerks. Auch Farben sollen künftig virtuell an den Wänden angebracht werden können. Der Kunde kann übrigens sein Wunschmöbel mit der App auch gleich online bestellen.
Für ein Geschäft ist es unmöglich, alle Variationen auszustellen. „Beim Möbelkauf haben wir die Herausforderung, dass sich alles multipliziert“, sagt Markus Wittassek von moebel.de. „Wir haben Dreisitzersofas in vier verschiedenen Breiten, acht Höhen, fünf Sitztiefen, drei Sitzhöhen, 300 Stoffarten und 200 Ledersorten.“ Das sei mit ein Grund für die zunehmende Digitalisierung auch im Möbelhandel. Denn zukünftig will ein Kunde sein Sofa genauso konfigurieren können wie ein Auto.
Schon jetzt entscheiden sich viele Kunden online für den Betten- und Matratzenkauf. „Denn auch im Geschäft fällt es schwer, sich trotz Probeliegens für die richtige zu entscheiden“, sagt Markus Wittassek. „Deshalb bestellen immer mehr Kunden Matratzen anhand der technischen Produktbeschreibung. Oder aber informieren sich online und kommen dann zu uns ins Geschäft.“ Denn trotz der vielen Wohnwelten, die Augmented Reality möglich macht, möchten die meisten Kunden ihr neues Möbelstück doch (noch) gern berühren. Die Entwicklung wird aber nicht aufzuhalten sein: Laut Prognose werden in nicht allzu ferner Zukunft Menschen AR-Kontaktlinsen tragen. Erste Firmen haben bereits Patente angemeldet.
Bettenkauf vom Sofa aus? Dass diese Art des Einkaufens funktionieren könnte, wurde vor 20 Jahren bei Schuhen oder Hosen vehement bestritten. Heute haben uns die Annehmlichkeiten des schnellen Onlineshoppings längst eines Besseren belehrt – es gehört zum Alltag wie das Zeitunglesen. Doch während sich ein Paar Schuhe bei falscher Größe oder Farbe problemlos zurückschicken lassen, sieht das bei einem großen, schweren Möbelstück ganz anders aus.
Die Entscheidung für die passenden Maße und die Farbe eines Sofas, Bettes oder Tisches fällt den meisten Kunden sehr schwer. Was in weitläufigen Showrooms genau richtig aussieht, entpuppt sich in den eigenen vier Wänden oft als zu groß. Deshalb entwickeln viele Hersteller und Händler Möglichkeiten, mittels App und Tablet die Entscheidungsfindung zu unterstützen. Und tatsächlich: Wer eine Virtual-Reality-Brille (VR) aufsetzt, kann sein Wunschmöbelstück in verschiedenen künstlichen Räumlichkeiten betrachten; wer sich eine der Augmented-Reality-Apps (AR) auf sein Tablet lädt, kann Sofa, Teppich, Tisch oder Leuchte dagegen dort sehen, wo sie tatsächlich hinkommen sollen: in seiner eigenen Wohnung. Dafür einfach die jeweilige App herunterladen, den neu zu gestaltenden Raum fotografieren, das Möbel per Finger aus der Leiste ins Foto ziehen – und im Nu ist man zumindest virtuell um ein schönes Stück reicher.
Hamburgs Versandriese Otto gehört zu jenen, die viel Energie in die Weiterentwicklung solcher Apps legen: So kann man jetzt die gesamte Palette an Möbelstücken – insgesamt 1400 – via App aufrufen und kaufen: und auf Wunsch vorab mit Freunden teilen. Bei der Vorgänger-App von yourhome, Ottos Spezialshop in Sachen Einrichten, habe es sich um eine reine AR-Anwendung gehandelt, heißt es. „Außerdem denken wir darüber nach, auch spezielle Möbelfunktionen im virtuellen Raum sichtbar zu machen – zum Beispiel das Aufklappen eines Sofas mit Schlaffunktion oder den Wechsel der Farbvariante“, sagt Nicolai Johannsen, der den Shop und damit das Geschäft via App mitverantwortet.
Doch auch Teppichdesigner wie Jan Kath haben die Möglichkeiten von Augmented Reality längst erkannt. Seine handgeknüpften Kreationen gehören zu den Anschaffungen fürs Leben, sind in europäischen und arabischen Königshäusern, Luxushotels und Yachten zu bewundern. Wer sich in seine Teppiche verliebt und in einen seiner Showrooms kommt, hat es oftmals schwer, sich zu entscheiden – noch dazu, weil der Wunschteppich als Unikat gefertigt und im Wunschmaß geknüpft wird, somit erst nach einigen Monaten den Boden des jeweiligen Besitzers ziert.
Mit der App wird es nun aber auch für diese Käuferklientel möglich, sich über 200 verschiedene Teppiche virtuell in den jeweils zu gestaltenden Raum zu legen. „Am besten räumt man dafür kurz Tisch und anderes weg, fotografiert den Raum und kann dann auf dem Display verschiedene Designs vor sein Sofa legen, um die Wirkung zu sehen“, sagt Jan Kath. Wem die Auswahl trotzdem schwerfällt, dem werden die Teppiche weiterhin zur Ansicht auch ins Haus gebracht, so der Designer. „Aber als erste Eingrenzung ist unsere App ganz hilfreich. Auch wenn sie bislang leider nur auf Apple-Geräten funktioniert“, räumt Jan Kath ein.
Neben Hansgrohe, Vitra und Foscarini bietet auch das Stilwerk eine Augmented-Reality-App an: In Koordination mit dem Berliner Start-up RoomAR lässt sich in kreisenden Bewegungen der Raum scannen, um die Proportionen festzulegen und anschließend mit einem Fingerwisch Möbel und sogar Leuchten im virtuellen Zwillingswohnzimmer zu platzieren. Wie auch bei Jan Kath lassen sich alle Möbel drehen und verschieben. Das Abbild auf dem Tablet ist so realistisch, dass der echte Raum anschließend erschreckend leer wirkt.
Künftig ein Möbel konfigurieren wie ein Auto
„Wir gehen davon aus, dass weitere Aussteller bald folgen werden“, sagt Lena Unbehauen, Pressesprecherin des Hamburger Stilwerks. Auch Farben sollen künftig virtuell an den Wänden angebracht werden können. Der Kunde kann übrigens sein Wunschmöbel mit der App auch gleich online bestellen.
Für ein Geschäft ist es unmöglich, alle Variationen auszustellen. „Beim Möbelkauf haben wir die Herausforderung, dass sich alles multipliziert“, sagt Markus Wittassek von moebel.de. „Wir haben Dreisitzersofas in vier verschiedenen Breiten, acht Höhen, fünf Sitztiefen, drei Sitzhöhen, 300 Stoffarten und 200 Ledersorten.“ Das sei mit ein Grund für die zunehmende Digitalisierung auch im Möbelhandel. Denn zukünftig will ein Kunde sein Sofa genauso konfigurieren können wie ein Auto.
Schon jetzt entscheiden sich viele Kunden online für den Betten- und Matratzenkauf. „Denn auch im Geschäft fällt es schwer, sich trotz Probeliegens für die richtige zu entscheiden“, sagt Markus Wittassek. „Deshalb bestellen immer mehr Kunden Matratzen anhand der technischen Produktbeschreibung. Oder aber informieren sich online und kommen dann zu uns ins Geschäft.“ Denn trotz der vielen Wohnwelten, die Augmented Reality möglich macht, möchten die meisten Kunden ihr neues Möbelstück doch (noch) gern berühren. Die Entwicklung wird aber nicht aufzuhalten sein: Laut Prognose werden in nicht allzu ferner Zukunft Menschen AR-Kontaktlinsen tragen. Erste Firmen haben bereits Patente angemeldet.