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Themenwelten Hamburg
Wie Menschen mit Behinderung im Sozialkontor digital mitgestalten

Das Sozialkontor in Hamburg: Digital? Ist einfacher als gedacht!

Alina Strang von Wohnen & Assistenz Boberg beim Sozialkontor nimmt per Video an einer Sitzung der Interessenvertreter*innen teil

Funktionieren bei allen die Kameras? Kann sich jede, jeder einwählen? Sind alle zu verstehen? Solche und ähnliche Fragen stellte sich Nicola Dettmer, Freiwilligenkoordinatorin im Sozialkontor, im Januar dieses Jahres. Denn Anfang 2021 fand die erste Sitzung der Interessenvertreter*innen in einem neuen Format statt – online über ein Videotool.

Bei allen Wohnangeboten und an allen Treffpunkten des Sozialkontors setzen sich Menschen mit Behinderung als gewählte Interessenvertreter*innen für die Anliegen der anderen Nutzer*innen und Mieter*innen ein. Sie nehmen Anregungen, Wünsche und Beschwerden entgegen, sie unterstützen neue Mieter*innen, beurteilen bauliche Veränderungen oder helfen, Feste zu organisieren.

Rückblick: Als 2020 wegen der Corona-Pandemie Kontaktbeschränkungen erlassen wurden, waren die monatlichen Treffen eine Zeitlang nicht mehr möglich. „Wir haben nach Lösungen gesucht und kamen auf die Idee, die Sitzungen per Video abzuhalten“, erzählt Nicola Dettmer.

Digitale Barrieren abbauen
    

Foto: Sozialkontor
Foto: Sozialkontor

Doch dabei gab es verschiedene Herausforderungen: Viele Teilnehmende hatten beispielsweise nicht die Geräte dafür. Simon Gravert, Leiter der IT-Abteilung des Sozialkontors, war und ist dafür da, dass sich das ändert. „Tablets können viele Menschen mit Behinderung nicht gut bedienen. Daher ist es wichtig, dass sie Arbeitsgeräte mit Tastatur bekommen“, so weiß er. Dies ist aber mit hohen Kosten verbunden. Eine weitere Hürde ist, dass die Internetanbindung über Glasfaserkabel im Raum Hamburg noch längst nicht überall selbstverständlich ist. Dieses Thema stellt nicht nur soziale Träger, sondern die ganze Stadt immer noch vor große Herausforderungen. Durch die Corona-Pandemie wurde besonders deutlich, dass hier großer Handlungsbedarf besteht. „Wir entwickeln derzeit Lösungen, wie unsere Standorte besser angebunden werden können“, berichtet Simon Gravert. Etlichen Menschen mit Behinderung im Sozialkontor mangelt es zudem noch an digitaler Kompetenz. Einige haben vorher noch nie an einer Videokonferenz teilgenommen. Unterstützt werden die Interessenvertreter*innen daher von zwei ehrenamtlichen Ombudspersonen, die beispielsweise beim Protokollschreiben oder Moderieren der Sitzungen helfen. Perspektivisch sollen die Vertreter*innen die Treffen selbstständig durchführen. Dafür bedarf es allerdings weiterer Schulungen, vor allem auch im digitalen Bereich.

Manche Teilnehmende waren anfangs skeptisch gegenüber der neuen Form des Zusammenkommens. Doch auch wenn die meisten sich am liebsten persönlich austauschen, schätzen mittlerweile viele von ihnen das Online-Format als gute Alternative. Alenka Jantschar, Treffpunktsprecherin am Treffpunkt Ost-Mahlhaus, sagt: „Es ist eine tolle Möglichkeit, doch noch zusammenzukommen, und ich würde es gut finden, wenn wir das so beibehalten könnten. Es ist etwas anderes als E-Mails und Rundschreiben, weil wir uns so trotzdem sehen.“

Obwohl es für viele schöner ist, sich persönlich zu treffen, bietet das digitale Format auch Chancen: Für einige Menschen mit Behinderungen war es bislang wegen der Anfahrt nicht möglich, an jeder analogen Sitzung teilzunehmen. Für sie ist es nun wesentlich einfacher geworden, auch dabei zu sein. Denn in Zukunft werden die Veranstaltungen sowohl online als auch persönlich stattfinden – um eine möglichst breite Mitsprache zu ermöglichen. Die Digitalisierung bringt für Menschen mit Behinderung vielfältige Möglichkeiten und das Sozialkontor arbeitet daran, diese vermehrt zu nutzen. Ines Kaffka

Das Sozialkontor

1963 gründete Willi Becker im Senator-Neumann-Heim (heute: Senator-Neumann-Haus) den bundesweit ersten Heimbeirat. Für diese Pioniertat in Sachen Mitbestimmung erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Heute ist die Mitbestimmung bei Wohnangeboten und an Treffpunkten für Menschen mit Assistenzbedarf gesetzlich verankert. Weitere Infos zum Sozialkontor unter: www.sozialkontor.de

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