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21.10.2017 / Nordheide

Er bringt den Swing in die Heide

Matthias Stötzel, Hamburger Musikprofessor, hat in Handeloh seine Heimat gefunden

Schmusestunde mit Hund Odin am Gartenteich Fotos: Ellen Corinna Meyer
Schmusestunde mit Hund Odin am Gartenteich Fotos: Ellen Corinna Meyer
Einfühlsam, exakt, swingend, jazzig – einfach phänomenal“: Wenn es um den Pianisten, Komponisten und Arrangeur Matthias Stötzel aus dem Nordheidedörfchen Handeloh geht, überschlägt sich die Fachpresse mit Lob. Der 52-jährige Professor an der Hamburger Musikhochschule ist mit seinen Inszenierungen in ganz Deutschland und dem europäischen Ausland eine feste Größe. Gerade hat er im St. Pauli Theater das Musical „Große Freiheit Nr. 7“ geleitet, das nächstes Jahr in die zweite Spielzeit geht. Und mit swingenden Arrangements den Songs aus den vierziger Jahren neues Leben eingehaucht. Nur einer von vielen Erfolgen: Am Metropoltheater Hamburg war Stötzel der Macher des Musicals „Buddy Holly“. Am Deutschen Schauspielhaus Hamburg, in Zürich, am Burgtheater in Wien arbeitete er als Pianist und Arrangeur. Unter den vielen Angeboten, die ihn täglich erreichen, kann er sich aussuchen, was ihm gefällt.

„Ich will ein Teil des Dorfes sein.“

Matthias Stötzel
Der Erfolg ist dem sympathisch unkapriziösen Professor nicht in den Schoß gefallen. Schon während seiner Kindheit in Essen übte er täglich stundenlang Klavier. Später studierte er an der Musikhochschule Freiburg. Zweifel daran, dass er auf dem richtigen Weg war, hatte er nie. „Ein Musiker darf den ganzen Tag lang das tun, was ihm wirklich Spaß macht, nämlich singen, spielen, dirigieren, komponieren“, begründet er seine Berufswahl.

Die Bühne zieht ihn an

Musical und Theater haben für Stötzel, der sich auch schon selbst als Schauspieler versucht hat, eine besondere Anziehungskraft. Für die Bühne schreibt und arrangiert er die meisten seiner Stücke. Sein Teilzeitvertrag an der Musikhochschule Hamburg lässt ihm noch genug Zeit für seine musikalischen Projekte mit seiner fünfköpfigen Band, „alles exzellente Jazzer, die mich auf manche Idee bringen“.

Hoch konzentriert: Matthias Stötzel beim Klavierspiel
Hoch konzentriert: Matthias Stötzel beim Klavierspiel
Doch ob vom St. Pauli Theater mitten auf dem Kiez oder von der Musikhochschule im feinen Harvestehude – jeden Abend kehrt Stötzel zurück in sein Heidehaus am Rande von Handeloh, wo er inmitten von schönster Wald- und Wiesenlandschaft seit acht Jahren mit seinem Ehemann lebt. Hier tankt er auf, findet Ruhe und Inspiration. Geht mit seinen Hunden spazieren, arbeitet im Garten, sitzt mit Freunden im Gasthaus, geht beim Biobauern einkaufen oder sitzt summend am Teich. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich wieder im Zug nach Hause sitze“, sagt er. Er ist begeistert, mit welch großer Offenheit er von den Dorfbewohnern aufgenommen wurde. Längst hat er, der ehemalige Großstadtbewohner, viele Kontakte aufgebaut. Eines versteht er aber nicht: dass sein Zug ins Dorf, der Heideexpress Erixx, nicht mehr auf den Fahrplan der Regionalbahn abgestimmt ist. „Trotz verstopfter Straßen und Klimawandel wird der öffentliche Nahverkehr schlechter statt besser“, sagt er. Stötzel weiß sich zu helfen: statt eine halbe Stunde auf seinen Anschlusszug zu warten, fährt er die 15 Kilometer von Handeloh zum Buchholzer Bahnhof jetzt mit dem Rad.

Sich für Handeloh zu engagieren findet Matthias Stötzel selbstverständlich: „Ich will ein Teil des Dorfes sein“, sagt er. Deshalb gibt er nicht nur jungen Nachwuchsmusikern aus dem Dorf Klavierunterricht. Er ist auch Mitglied im Förderkreis der Nikodemuskirche. Regelmäßig holt er seine Musikstudenten aus Hamburg, die in der Dorfkirche mit der groß - artigen Akustik gern Proben ihres Könnens geben. Lädt Schauspieler zu Lesungen ein wie unlängst die Bestsellerautorin Adriana Altaras. Und hat jetzt einen besonderen Coup gelandet: Der Schauspieler und Sänger Volker Lechtenbrink kommt am heutigen Sonnabend, 21. Oktober, 20 Uhr in die Nikodemuskirche. Er liest und singt, am Klavier begleitet von Matthias Stötzel. Ein Topkonzert in intimem Rahmen. Und ein Geschenk von Matthias Stötzel an sein Heimatdorf. ecm
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