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Das Talent aus Eritrea

Fachbetrieb für Metallbau und Schlosserei Arno Mistereck engagiert sich in Norderstedt für Geflüchtete

Teklu Teanne aus Eritrea und Luis Habener haben ihre Ausbildung begonnen.
Teklu Teanne aus Eritrea und Luis Habener haben ihre Ausbildung begonnen.
Weltweit gibt es Talente: wir haben eines gefunden und fördern es weiter“, sagt Diplom-Ingenieur Thorsten Mistereck. Aus keinem Land Afrikas fliehen so viele Menschen wie aus Eritrea – von dort kommt auch Misterecks Nachwuchskraft.

Ein Bericht der Vereinten Nationen (UN) über Eritrea basiert zu großen Teilen auf Schilderungen von Flüchtlingen, denn Menschenrechtsbeauftragte der UN werden nicht ins Land gelassen. Der Bericht spricht von Tötungen, willkürlichen Verhaftungen, Folter und Vergewaltigungen. Menschen werden in Straflager, Erdlöcher oder Schiffscontainer gesperrt.

Von willkürlichen Verhaftungen sind einige Unglückliche betroffen, vom Militärdienst jeder Eritreer. Er ist der wichtigste Fluchtgrund. Im UN-Bericht wird er als Versklavung auf unbestimmte Zeit beschrieben, denn Männer und Frauen bis 50 Jahre können jederzeit eingezogen werden. So hat die Diktatur die absolute Kontrolle über ihre Bürger.

Auch der heute 19 Jahre alte Teklu Teanne hat 2016 vor diesem System in Deutschland Schutz gesucht. „Als ich von seinem Schicksal hörte, wurde ich hellhörig. Erstaunlich, was ein damals Minderjähriger allein auf der Flucht für Gefahren gemeistert hat, welche Ängste und Nöte er ausgestanden haben muss, als er übers Mittelmeer irgendwann in Lampedusa ankam und aufgegriffen wurde. Teklu hat sich aus Angst vor dem drohenden Militärdienst ein halbes Jahr im Wald versteckt. Er kam nur zum Essen und Arbeiten zu seinem Vater nach Hause, dem er helfen musste. Teklu konnte seine Schule nicht beenden“, berichtet Thorsten Mistereck.
Firmenchef Thorsten Mistereck engagiert sich für den Nachwuchs im Handwerk: in seinem Betrieb wurden bereits mehr als 100 junge Menschen ausgebildet Fotos: Tina Jordan
Firmenchef Thorsten Mistereck engagiert sich für den Nachwuchs im Handwerk: in seinem Betrieb wurden bereits mehr als 100 junge Menschen ausgebildet Fotos: Tina Jordan
Der Norderstedter Unternehmer verschaffte dem jungen Flüchtling auf Nachfrage seines deutschen Betreuers ein Praktikum in der Firma. Jetzt ist er seit 1. August einer der Auszubildenden und absolviert für dreieinhalb Jahre eine Lehre zum Metallbauer in der Fachrichtung Konstruktionstechnik. Teklu Teannes Erfolgsgeschichte geht weiter.

Der junge Mann absolvierte erfolgreich als Ausbildungsvorbereitung für jugendliche Migranten die Berufliche Schule Holz, Farbe, Textil in Hamburg mit Bestnoten. „In nur sehr kurzer Zeit hat Teklu gelernt, gut Deutsch zu sprechen und die erste Angst in unserem Team vor Sprachbarrieren war schnell komplett verschwunden. Seine Zuversicht, sein Mut und seine Fröhlichkeit gepaart mit seinem Talent für Metallbau begeistert alle im Mistereck- Team“, erzählt Thorsten Mistereck.

Teklu ist in den Arbeitsalltag komplett eingebunden, muss wie jeder im Team am Ende des Tages ein Arbeitsprotokoll verfassen. Inzwischen hat er unter anderem in den Bereichen Kalt- und Warmverformen gearbeitet und kann schweißen. In mehreren Arbeits- und Lernprozessen wird er an die unterschiedlichen Schweißarten in der Berufsschule in Norderstedt herangeführt.
„Teklu ist nicht nur in dem Handwerk besonders begabt, sondern schafft es, einen mitzureißen – er wird sicher seinen Weg weiterhin so erfolgreich gehen“, sagt Thorsten Mistereck. Mit Teklu hat Luis Habener angefangen, der zum Feinmechaniker ausgebildet wird.

„Für 2019 suchen wir zwei neue Auszubildende. Wert lege ich auf einen eigenen handgeschriebenen Lebenslauf oder ein Motivationsschreiben, das man gern scannen und via E-Mail versenden darf“, sagt Thorsten Mistereck. Auch Interessenten für ein Schulpraktikum dürfen sich gern melden. (jor)

www.arnomistereck.de
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