Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
haben Sie sich schon einmal gefragt, wie und wo Gott eigentlich wohnt? Als Kind dachte ich oft an ein wunderbares Gebäude im Himmel, wo Engel um einen Mann auf einem weißen Thron herumfliegen. Inzwischen glaube ich mehr, dass Gott überall zu Hause ist, besonders in schönen Kirchen fühle ich mich ihm oft ganz nahe.
Schön zu wohnen, sich heimelig im eigenen Haus zu fühlen und von dort aus die Welt zu entdecken, gibt viel Lebensfreude, wie Ann-Kathrin Brenke in ihrem Essay feststellt und gleichzeitig beschreibt, wie vielen Menschen auch in Hamburg das verwehrt ist. Die Unterschiede könnten kaum krasser sein als in der HafenCity. Unser Titelbild zeigt die tristen Flüchtlingscontainer am Baakenhafen, auf die man von der futuristischen U4-Elbbrücken-Station blicken kann. Rund 700 Geflüchtete wohnen hier seit 2016, um sie herum ist Baustelle, dahinter ragen Luxuswohnungen empor. Auch das Containerdorf wird bald weichen müssen, neue Wohnungen sollen hier gebaut werden.
Für die Initiative „Altstadt für Alle!“, die im angrenzenden Stadtteil aktiv ist, können gar nicht genügend bezahlbare Wohnungen im Zentrum entstehen. Sie sollen dem Ladensterben in der Innenstadt entgegenwirken. Der Zuzug von Familien, die Mischung aus Gewerbe, Kultur- und Bildungseinrichtungen sollen die Hamburger City zu einem „lebendigen Dorf“ machen, wie Jörg Herrmann, einer der Initiatoren der Initiative, es in seiner Vision beschreibt. Es ist wichtig, dass engagierte und einflussreiche Hamburgerinnen und Hamburger sich jetzt Gedanken machen, wie es mit dem Herzstück der Stadt weitergehen soll, denn allein ein Spaziergang entlang der Mönckebergstraße mit etlichen leeren Schaufenstern zeigt, wie eine verödete Innenstadt aussehen kann. Zum Glück gibt es gleichzeitig viele gelungene Beispiele von Wohnprojekten, wo das Miteinander, Menschlichkeit und Fürsorge im Vordergrund stehen – ein paar kirchliche Wohnformen stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor. Viel Spaß beim Lesen wünscht
Ihre Sabine Tesche