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Kirchliche Wohnprojekte: Dominikanerkonvent St. Johannis in Hamburg-Barmbek & Arche Noah in Halstenbek-Krupunder

Vom Wohnzimmer der Brüder blickt Pater Richard immer wieder gern auf das blühende Gartenrondell. FOTO: ROLAND MAGUNIA

Dominikanerkonvent als Zuhause auf Zeit

Es ist ein Zuhause auf Zeit. Seit zehn Jahren lebt Pater Richard Nennstiel im Dominikanerkonvent St. Johannis in Hamburg-Barmbek – einem ringförmigen Gebäude, das in den 1960er-Jahren mit direktem Zugang zur angrenzenden katholischen Kirche Sankt Sophien errichtet wurde. Als Prior steht der Pater dort einer Gemeinschaft von acht Brüdern vor. „Dass wir uns nicht als Kloster, sondern als Konvent bezeichnen, liegt in der Geschichte der Bettelorden begründet“, sagt der Pater in der weißen Tunika. Die Dominikaner oder Predigerbrüder, so ihr eigentlicher Name, verzichten auf allen Besitz und bleiben nirgendwo fest an einem Ort. Sie werden nach einer gewissen Zeitspanne von einem Konvent in einen anderen versetzt.

Seit seinem Eintritt in den Orden vor 35 Jahren hat Pater Richard schon in Gemeinschaften im Rheinland sowie in Montreal, Kairo und Istanbul gelebt, bevor er nach Hamburg kam. Hier bewohnt der 57-Jährige ein einfaches Zimmer, das mit dem Nötigsten ausgestattet ist. Weil es im Klausurbereich liegt, zu dem nur Ordensangehörige Zutritt haben, kann er es nur beschreiben. Im Konvent zu wohnen bedeutet für den Pater, „nicht allein, sondern in einer geistlichen Gemeinschaft zu leben, zusammen zu beten und das Leben zu teilen“, sagt er. So kommen die Brüder morgens und abends zur Heiligen Messe sowie zum Morgen- und Abendgebet in der Kirche Sankt Sophien zusammen und vor dem gemeinsamen Mittagessen zum täglichen Mittagsgebet in der Hauskapelle. Jeder der Brüder hat spezifische Aufgaben, so sind einige für die pastorale und seelsorgerliche Betreuung der Pfarrgemeinde Sankt Sophien zuständig, ein Bruder ist Priester der ghanaischen Gemeinde, der Ghana Mission Hamburg. Mit seinen Auslandserfahrungen ist Pater Richard als Islambeauftragter im Erzbistum Hamburg tätig, er berät etwa zu Fragen des Zusammenlebens der Religionen. Dafür ist er normalerweise viel unterwegs, doch derzeit arbeitet er mit seinem Laptop im Homeoffice. Oder er nutzt die hauseigene Bibliothek, um sich ganz im Sinne des Ordensgründers dem immerwährenden Studium zu widmen.

Am Wochenende treffen sich die Brüder auch zur Rekreation, zur Erholung im Wohnzimmer des Konvents. Bei einem guten Getränk unterhalten sie sich darüber, was in der Woche war. Und Sonntagabend läuft auch schon mal – ganz weltlich – der „Tatort“ im Fernseher. ANN-BRITT PETERSEN


Mehr-Generationen-Haus in Halstenbek

Sieben junge Paare und ein Dutzend Kinder, elf Seniorinnen und Senioren und 24 Menschen mit körperlichen und psychischen Einschränkungen wohnen in der „Arche Noah“, einem inklusiven Mehr-Generationen-Wohnprojekt in Halstenbek-Krupunder. Die drei Wohntrakte liegen auf dem Gelände der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Halstenbek. Vor elf Jahren entschied sich die Gemeinde, hier zu bauen. Das Gemeindezentrum konnte so erhalten bleiben. Die Mieteinnahmen finanzieren das Gemeindeleben und die Bewohnerinnen nutzen die Angebote der Gemeinde. „Das Meiste läuft heute von alleine“, sagt Pastor Malte Lei, „weil eine Nachbarschaft entstanden ist. Die machen ihr eigenes Ding.“

Vera Bestgen gehört zu den Initiatorinnen des Projekts, ist Gemeindemitglied und eine der ersten Bewohnerinnen. Ende 2012 bezog sie eine der barrierefreien Wohnungen. Sie schätzt besonders die spontanen Treffen im Innenhof. Was der 84-Jährigen fehlt, ist ein großer Gemeinschaftsraum. Pastor Lei bestätigt das. „Das war der Fehler in der Planung. Es braucht einen Ort, an dem Treffen unkompliziert organisiert werden können.“ Für die Menschen mit Assistenzbedarf ist das Wohnen in der Arche Noah oft nur vorübergehend. In den Ein-Zimmer-Apartments lernen sie selbstständig zu leben, bevor sie in eine eigene Wohnung ziehen. Das ist ein wichtiger Schritt für die Bewohner, doch der häufige Wechsel im Wohntrakt ist für das Gemeinschaftsgefüge des Projekts schwierig. „Dem guten Miteinander schadet das jedoch nicht“, sagt Vera Bestgen. „Es ist immer jemand da, den man ansprechen kann. Es ist eine wirkliche Nachbarschaft.“ Eine Senioren-Wohnung ist derzeit frei. ANN-KATHRIN BRENKE

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