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Diese Medikamente niemals selbst absetzen

Gefahr von Depression und Schlaganfall

Foto: Grycaj - stock.adobe.com
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Auch wenn eine Bronchitis scheinbar abgeklungen ist, sollten Antibiotika exakt nach Anweisung des Arztes bis zum Schluss eingenommen werden. Das ist inzwischen bekannt. Doch wie sieht es mit anderen Mitteln aus, die der Arzt regelmäßig verschreibt und die Patienten oft monate- oder jahrelang einnehmen – obwohl sie sich eigentlich gut fühlen? Oft wird dann einfach das Medikament beiseite gelegt. Bei einigen häufig verschriebenen Medikamenten besteht dadurch das Risiko eines sogenannten Rebound-Effekts. Mediziner meinen damit eine überschießende Gegenregulation des Körpers, wenn der gewohnte Wirkstoff auf einmal fehlt. Je nach Medikament kann das gefährlich werden. Mit Bluthochdruckmitteln wie etwa einem Betablocker sinkt der Blutdruck meist wieder auf normale Werte. Fallen die im schlimmsten Fall droht ein Schlaganfall.

Daneben sind sogenannte Protonenpumpenhemmer (PPI) bei saurem Magen oder Sodbrennen weit verbreitet – werden oft aber nach Belieben eingenommen. Problematisch wird es, wenn diese frei verkäuflichen Medikamente länger als vier Wochen angewendet werden. Beim Absetzen kann es dann zu starker Bildung von Magensäure kommen. Experten-Empfehlung: Nach Daueranwendung die Wirkstoffmenge stufenweise reduzieren.

Patienten, die Medikamente gegen Depressionen und Angsterkrankungen einnehmen, müssen das meist über viele Monate hinweg tun. Viele fühlen sich schon nach kurzer Zeit besser und setzen dann das Medikament einfach wieder ab. Dadurch kann nicht nur die Depression wieder auftreten. Muss das Antidepressivum wegen eines Rückfalls später wieder eingenommen werden, besteht die Gefahr, dass die Wirkung verflacht. Ebenso kann es nach Absetzen einer Hormonersatztherapie bei Wechseljahrsbeschwerden einen richtigen Entzug geben. Denn die eingesetzten Hormone wirken auf den gesamten Körper und auf die Psyche.

Experten-Empfehlung: Nach Daueranwendung die Wirkstoffmenge stufenweise reduzieren.

Nicht ungefährlich ist etwa auch das Absetzen von kortisonhaltigen Medikamenten, die oral angewendet werden – beim allergischen Asthma, gegen starke Allergien oder bei Gelenkentzündungen. Grund: Kortison ist ein Hormon der Nebennieren. Wird Kortison längere Zeit eingenommen, produzieren die Nebennieren das Hormon nach und nach gar nicht mehr. Fällt das Medikament plötzlich weg, kann es zu Übelkeit und schweren Kreislaufstörungen bis hin zum Koma kommen (Addison-Krise).

Nicht ganz ungefährlich ist auch ein abschwellendes Nasenspray, wenn es zu lange angewendet wird. Bei längerer Anwendung gewöhnen sich die Schleimhäute an die regelmäßige Dosis. Sobald die Wirkung des Nasensprays nachlässt, schwellen die Schleimhäute übermäßig an. Die Anzeichen: Ohne das Spray bleibt die Nase immer zu. Auch hier gilt dann: Das Spray langsam reduzieren – die Zeit zwischen den Anwendungen nach und nach auszudehnen und später die Dosis zu senken. Peter Claußen

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