Anzeige
Themenwelten Hamburg
 

Long COVID und Post COVID – was das Virus hinterließ

Foto: Shutterstock/Lightspring

Immer mehr Menschen in Deutschland haben nach einer SARS-COV2-Infektion mit Long oder Post COVID zu kämpfen. Experten zufolge sind rund 10 Prozent der Infizierten von den Corona-Spätfolgen betroffen, besonders die Altersgruppe der 40- bis 65-Jährigen und Frauen häufiger als Männer.

Das Tückische: Während bei Long COVID die gesundheitlichen Folgen bis zu drei Monate nach der Infektion anhalten, beginnt Post COVID erst an dieser Stelle. Und: Oft bricht die Erkrankung erst Monate nach der Infektion aus, selbst bei Patienten, die keine oder nur sehr milde Symptome hatten.


Experten zufolge sind rund 10 Prozent der Infizierten von den Corona-Spätfolgen betroffen.


Plötzlich fühlen sich die Betroffenen chronisch und extrem müde (Fatigue), schlapp und antriebslos.

Bei manchen kommen Husten, Atemnot und Schwindel dazu, andere wiederum haben mit Muskel- und Gelenkschmerzen, Nervenschmerzen, Taubheitsgefühlen oder Kopfschmerzen zu tun. Sehr viele berichten von Konzentrationsstörungen, Depressionen, aber auch Hautirritationen, Haarausfall, Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn. Seltener werden eine Herzinsuffizienz oder gar Thrombosen und Lungenembolien diagnostiziert. Von den Symptomen können eines oder sehr viele zugleich auftreten, weshalb es Medizinern schwerfällt, ein bestimmtes Krankheitsbild abzugrenzen.

Oft durchlaufen Betroffene eine wahre Odyssee zwischen Ärzten aller Fachrichtungen. Sie werden geröntgt, gescannt, geschallt, ins MRT „gesteckt“, es werden spezielle große Blutbilder gemacht, Urin und Stuhlgang untersucht. Aber: bei vielen ist organisch nichts zu finden. Und auch der Stoffwechsel ist in Ordnung.

Scheinbar gesund und trotzdem sehr krank
Diese Feststellung nutzt den Patienten jedoch gar nichts. Viele von ihnen können kaum noch einen Arm oder ein Bein heben. Es wird zur größten Anstrengung, den Geschirrspüler auszuräumen oder den Müll rauszutragen. Von arbeiten gehen kann keine Rede sein. Aber auch das geliebte Hobby kann nicht ausgeübt werden. Kraft für einen Urlaub? Fehlanzeige! Sie sind einfach völlig erschöpft..

Wie kann den Hunderttausenden Betroffenen geholfen werden?
Die Ursachenforschung läuft derzeit auf Hochtouren. Autoimmunprozesse und anhaltende Entzündungsreaktionen – ausgelöst durch Bestandteile des Virus – werden schon jetzt für Long und Post Covid verantwortlich gemacht. Unter dreifach Geimpften zeigen Studien weniger Long- COVID-Betroffene.

Immer mehr Ärzte sind inzwischen sehr gut darin geschult, mit ausführlicher Anamnese ein Long- COVID-Syndrom festzustellen. Dann heißt es genauestens abwägen: Bringt eine Kur etwas, eine Reha oder ambulante Behandlungen? Bislang können nur die Symptome einzeln behandelt werden. So können, je nach Ausprägung und individuellem Fall, Bewegungs- und Atemtherapien, Physio- und Ergotherapien, Musik- und Rhythmus-Therapien, Schlaftherapien und Blutreinigungsverfahren helfen. Auch medikamentös kann zur Eindämmung verschiedener Symptome beigetragen werden.

Eine neue Studie trifft jetzt die Aussage, dass das Medikament „Paxlovid“ einem Long COVID sogar vorbeugen könnte, wenn es rechtzeitig nach Diagnose einer SARS-COV2- Infektion gegeben wird.

Bleibt abzuwarten, was sich in der Forschung noch tut. Eines steht fest: Da so viele Stellen im Körper auf so unterschiedliche Art angegriffen werden, wird es wohl nie ein Allheilmittel gegen Long und Post COVID geben. Hier wird jeder Betroffene die lange Tour der verschiedenen Therapien gehen müssen, um nach Monaten oder auch erst Jahren wieder vollständig fit zu sein. Viele werden, nach heutigem Wissensstand, leider auch nie wieder an das alte Gesundheits- oder Leistungslevel anknüpfen können. Kathrin Reisinger

Weitere Artikel