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PROF. DR. JAN-HENDRIK EGBERTS, Israelitisches Krankenhaus

Der Roboter ist die nächste Stufe der minimalinvasiven Chirurgie, so der Hamburger Chefchirurg Prof. Jan-Hendrik Egbert

Prof. Dr. Jan-Hendrik Egberts. Fotos: Annegret Hultsch, Christina Clasen für das Israelitische Krankenhaus

Zu den Pionieren der minimalinvasiven Chirurgie gehören die Chirurgen des Israelitischen Krankenhauses schon seit vielen Jahren – eine Tradition, die auch Prof. Dr. Jan-Hendrik Egberts weiterführen will: „Mein Anspruch ist, die minimalinvasive Chirurgie, wie sie hier schon lange einen hohen Stellenwert hatte, auf die nächste Entwicklungsstufe zu bringen.“ Dabei setzt Egberts, der Anfang August die Nachfolge von Prof. Dr. Carsten Zornig als Chefarzt der Chirurgischen Klinik antrat, vor allem auf den OP-Roboter da Vinci Xi.


„Ich bin überzeugt, dass die Robotik in einigen Jahren die Laparoskopie komplett ersetzt hat.“


„Es gibt komplexe Eingriffe, die man bisher zumindest teilweise offen operieren musste, weil die bei einer Bauchspiegelung, der Laparoskopie, eingesetzten Instrumente nur eine eingeschränkte Beweglichkeit hatten. Man muss sich das so vorstellen, als müsste man bei der Arbeit auf seine Handgelenke verzichten.“ Zu diesen komplexen Eingriffen zählen zum Beispiel Operationen bei Speiseröhren-, Lungen-, Mastdarm- oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. „Der Roboter hat diesen Nachteil nicht, sondern bietet eine optimale Bewegungsfreiheit und ist sogar beweglicher als die menschliche Hand. Mit seiner Hilfe können wir diese Eingriffe sehr gut durchführen. Ich habe 2013 in Kiel angefangen, mit Robotern zu arbeiten – und bei meinem Wechsel ins Israelitische Krankenhaus war es mein Anspruch, diese Technik auch hier einzuführen.“ Hier stehe der Roboter an fünf Tagen die Woche von morgens bis abends allein den Chirurgen zur Verfügung, lobt Egberts. In anderen Kliniken hingegen würden solche Systeme oft von mehreren Fachabteilungen genutzt. „So kommen wir auf etwa 300 Eingriffe mit dem Roboter im Jahr.“

Mit dem Roboter operierte Patienten sind schneller wieder fit

Vorteile für die Patienten biete die Roboter-Chirurgie einige, berichtet Egberts: „Wir sehen, dass weniger Patienten nach der OP auf die Intensivstation müssen. Sie kommen über den Aufwachraum auf die Normalstation und laufen am nächsten Tag schon wieder über den Gang. Das war vorher nicht der Fall, da lagen diese Patienten zunächst einige Tage auf der Intensivstation.“ Da die minimalinvasiven Eingriffe zu weniger Wundfläche führten, litten die Patienten zudem unter weniger Schmerzen und erholten sich schneller. Zudem steigere der Roboter die chirurgische Qualität, betont der Facharzt für Spezielle Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie. „Wir können damit mehr Lymphknoten entfernen. Wie stark sich das auf die Rezidivrate tatsächlich auswirkt, können wir zwar noch nicht sicher sagen, aber wir können den Krebs oft auch sicherer im gesunden Gewebe herausschneiden.“ Dabei helfe maßgeblich die viel bessere Übersicht, die das hochauflösende 3D-Bild der Roboter-Kameras mit starker Vergrößerung ermögliche. „Durch diese optimalen Voraussetzungen können wir heute mitunter auch Eingriffe wagen, die wir früher für nicht operabel gehalten hätten.“


„Mein Anspruch ist, die minimalinvasive Chirurgie, wie sie hier schon lange einen hohen Stellenwert hatte, auf die nächste Entwicklungsstufe zu bringen.“


Mehrkosten trägt das Krankenhaus

Auch wenn Operationen mit dem Roboter aufgrund der teureren Instrumente mit deutlich höheren Kosten verbunden sind, müssen die Patientinnen und Patienten im Israelitischen Krankenhaus die Differenz nicht aus eigener Tasche bezahlen. Auch die Krankenkassen zahlen keine Zuschüsse, sie profitieren nur davon, dass die Patienten besser versorgt sind. „Bei uns werden diese Kosten vom Krankenhaus, seinem Förderverein und Spendern finanziert“, erklärt Egberts. „Wir sind sehr froh, dass wir die Unterstützer haben und dass die Patientinnen und Patienten davon profitieren.“ Grundsätzlich sieht der Chirurg in Deutschland ein Problem, was die Finanzierung von Innovationen angeht: „Die notwendigen Investitionen werden auf die Krankenhäuser abgewälzt, dabei stehen alle unter einem enormen Kostendruck. Auch an der Ausbildung der Chirurgen beteiligt sich niemand. Das ist in anderen Ländern anders und deshalb sind die uns zum Teil Jahre voraus. In den USA ist es schon so, dass Kliniken ohne Roboter überhaupt kaum noch Chirurgen finden, die dort ihre Ausbildung bekommen und arbeiten wollen.“

Die Oberärzte der chirurgischen Klinik (von links): Dr. Sendler, Dr. Alm, Dr. Greiwe, Dr. Emmermann, Prof. Dr. Egberts, Dr. Schwab, Dr. Korr. Nicht auf dem Foto: Dr. Kschowak und Dr. Wiedau
Die Oberärzte der chirurgischen Klinik (von links): Dr. Sendler, Dr. Alm, Dr. Greiwe, Dr. Emmermann, Prof. Dr. Egberts, Dr. Schwab, Dr. Korr. Nicht auf dem Foto: Dr. Kschowak und Dr. Wiedau

Ausbildungszentrum für ganz Europa

Mittlerweile hat Egberts rund 1.200 Operationen mit dem Roboter an Brust- und Bauchorganen selbst durchgeführt – und bildet darüber hinaus, als sogenannter Proctor, Chirurgen aus ganz Europa aus – natürlich auch seine Kolleginnen und Kollegen im Israelitischen Krankenhaus. Für das gemeinsame Operieren und die Ausbildung der Chirurgen verfügt das dort installierte Roboter-System der neuesten Generation über eine zweite Steuerkonsole. „Das ist wie in einer Fahrschule“, erläutert Egberts. „Daneben haben wir auch einen Simulator, mit dem wir einzelne Abläufe und Manöver komplexer Operationen trainieren. Das ist die beste Vorbereitung, die es gibt – und für alle Beteiligten ein echter Vorteil, insbesondere für die Patienten.“
 

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Prof. Dr. Jan-Hendrik Egberts
Chirurgische Klinik
Israelitisches Krankenhaus

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